Blutgruppe und Blutspenden

11.04.2022 | Gesundheitstipps

Blutspenden ist eine gute Sache! Es rettet andere Menschen, die in Not geraten sind und viel Blut verloren haben, etwa durch einen Verkehrsunfall. Aber auch nach einer Operation benötigen manche Menschen fremden Lebenssaft in Form einer Bluttransfusion. Es gibt verschiedene Arten von Spenden: Vollblutspende – sie ist am häufigsten –, Plasma- oder Thrombozyten-Spende. Doch nicht jeder Mensch kann jeder anderen Person Blut spenden: Die Blutgruppe spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, wer von wem die lebenswichtige Körperflüssigkeit erhalten kann.

AB0-System und Rhesus-System

Bei Menschen gibt es vier verschiedene Blutgruppen: A, B, AB und 0. Ärztinnen und Ärzte sprechen auch vom AB0-System, das im Jahr 1901 erstmal beschrieben wurde. Auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen – den Erythrozyten – befinden sich unterschiedliche Merkmale. Dabei handelt es sich um die Antigene (Eiweiße) A und B.

  • Blutgruppe A – besitzt nur das Antigen-Merkmal A
  • Blutgruppe B – nur das Antigen B ist nachweisbar
  • Blutgruppe AB – hat sowohl Antigen A als auch B
  • Blutgruppe 0 – besitzt weder das Antigen A noch B

Die Häufigkeit dieser Gruppen ist weltweit sehr unterschiedlich. In Deutschland kommen am häufigsten die Blutgruppe A (ca. 43 Prozent) und Blutgruppe 0 (ca. 41 Prozent) vor. Dass diese Personengruppen regelmäßig Blut spenden, ist enorm wichtig, weil auch unter den Empfängern der größte Anteil A oder 0 hat. Blutgruppe B haben dagegen 11 Prozent und die seltenste Blutgruppe ist AB mit nur fünf Prozent.

Neben dem AB0-System ist noch ein weiteres wichtiges Blutgruppen-System bekannt: das Rhesus-System. Ist der Rhesusfaktor (das D-Merkmal) auf den Erythrozyten vorhanden, ist ein Mensch Rhesus-positiv (Rh-positiv). Fehlt der Rhesusfaktor dagegen, gilt er als Rhesus-negativ (Rh-negativ). In Deutschland ist die Verteilung so: 85 Prozent der Bundesbürger besitzen den Rhesusfaktor, nur 15 Prozent haben dieses Merkmal nicht.

Die Blutgruppe wird von den Eltern vererbt und bleibt ein Leben lang erhalten.

Wer kann welcher Person spenden?

Bei einer Bluttransfusion ist es meist unabdingbar, dass die Blutgruppe und der Rhesusfaktor des Spenders mit den Merkmalen des Empfängers übereinstimmen. Ansonsten könnten lebensgefährliche Transfusionsreaktionen auftreten. Dabei werden die roten Blutkörperchen zerstört, weil der Organismus Abwehrstoffe (Antikörper) gegen sie bildet. Daher ist es auch wichtig, dass Sie Ihre eigene Blutgruppe nach dem AB0-System kennen und zudem wissen, ob Sie den Rhesusfaktor besitzen oder nicht.

  • Blutgruppe 0 – diese Blutspender gelten als Universalspender, weil sie weder das Antigen A noch das Antigen B auf der Oberfläche ihrer Erythrozyten tragen. Ihre Blutkörperchen sind mit allen anderen kompatibel, also mit A, B, AB und 0. Diese Blutspender sind daher immer in den Kliniken als Freiwillige gefragt.
  • Blutgruppe A – sie können Menschen mit A oder AB Blut spenden.
  • Blutgruppe B - kommt als Blutspender für Personen mit B oder AB in Frage.
  • Blutgruppe AB – sie können nur Menschen mit AB Blut spenden.

Auch beim Rhesusfaktor gilt das Prinzip „Gleich zu Gleich“ bei der Spende: Für einen Rhesus-negativen Empfänger brauchen Ärzte und Ärztinnen Blut, das ebenfalls von einem Rhesus-negativen Blutspender stammt. Nur im Notfall gibt es die Möglichkeit, dass Rh-negative Menschen einer Rh-positiven Person Blut spenden können. Aber Achtung: Umgekehrt ist dies nicht möglich! Bei Rhesus-negativen Blutempfängern können sich Antikörper gegen den positiven Rhesusfaktor bilden. Die Folgen könnten wiederum Transfusionsreaktionen sein. Um diese zu verhindern, verabreichen Ärzte und Ärztinnen im Notfall bei unbekannter Blutgruppe in der Regel das Blut eines Rhesus-negativen Menschen.

Bei Rhesus-negativen Schwangeren ist es empfohlen, den Rhesusfaktor ihres Ungeborenen vor der Geburt bestimmen zu lassen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür. Ist das Baby Rhesus-positiv, erhalten die werdenden Mütter eine Anti-D-Prophylaxe – eine passive Immunisierung, um Transfusionsreaktionen im Rahmen der nächsten Schwangerschaft zu verhindern. 

Blutgruppe und Corona – ein Zusammenhang?

Die Blutgruppe einer Person könnte außerdem einen Einfluss darauf haben, wie schwer diese an Covid-19 erkrankt. Das haben Forschende aus Schleswig-Holstein schon im Jahr 2020 in einer Studie herausgefunden. Am besten kommen vermutlich Menschen mit der Blutgruppe 0 weg. Ihr Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf liegt um etwa 50 Prozent niedriger. Dagegen scheint die Covid-19-Erkrankung Menschen mit der Blutgruppe A deutlich schwerer zu treffen. Ihr Risiko für einen gefährlichen Verlauf ist um etwa 50 Prozent erhöht. Auf dem Chromosom 9 identifizierten die Forschenden eine Genvariante, die mit einem schweren Verlauf verbunden war. Auf diesem Chromosom befindet sich auch das AB0-Gen, von dem die Blutgruppe eines Menschen abhängt.

In einer aktuellen Studie (März 2022) identifizierten Forschende sechs Eiweiße, die für eine größere Wahrscheinlichkeit einer schweren Corona-Erkrankung verantwortlich sein könnten. Eines davon (ABO) entscheidet auch über die Blutgruppe – der Zusammenhang hat sich also nochmals bestätigt. Die Wissenschaftler fanden weitere acht Proteine, die umgekehrt vor einem schweren Verlauf schützen könnten.

Weil der Anteil der Menschen mit Blutgruppe A unter den mit dem Coronavirus infizierten Patienten höher ist, empfehlen die Forschenden, diesen Personenkreis in Folgestudien noch genauer zu betrachten.

Blutspende während der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie hat die Welt immer noch im Griff. Während der Pandemie trauten sich viele Menschen nicht mehr, Blut zu spenden. Sie hatten Angst, sich bei der Spende in der Arztpraxis oder Klinik mit dem Corona-Virus Sars-CoV-2 zu infizieren und an Covid-19 zu erkranken. Daher waren Blutprodukte wie Blutkonserven und Plasmaderivate manchmal knapp.

Beim Blutspenden selbst gelten strenge Hygiene- und Sicherheitsvorschriften, um die Infektionsgefahr zu minimieren. Dazu gehören unter anderem Händewaschen und das Tragen einer Maske. Dabei ist das gespendete Blut nach wie vor wichtig, um Schwerstkranken und Unfallopfern zu helfen und ihr Leben zu retten.

Die wichtigsten Informationen hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zusammengefasst. Sie gelten auch für andere Blutspendedienste:

  • Während der Corona-Pandemie ist das Blutspenden erlaubt – und sehr wichtig! Die Voraussetzung ist, dass Sie derzeit nicht mit dem Coronavirus infiziert sind, unter Symptomen leiden oder aktuell an Covid-19 erkrankt sind.
  • Beim Blutspenden gilt die 3-G-Regel – Sie müssen also vollständig geimpft (zweite Impfdosis vor weniger als neun Monaten), genesen oder frisch getestet sein (gültiger Antigen-Test oder PCR-Test, manche Blutspendedienste ermöglichen auch einen Antigen-Schnelltest vor Ort).
  • Eine Blutspende wird nicht auf das Coronavirus untersucht. Wenn Sie innerhalb von 14 Tagen nach der Blutspende Symptome einer Coronainfektion entwickeln oder der Coronatest positiv ausfällt, sollten Sie sich sofort beim Ort der Blutspende melden.
  • Nach dem Kontakt mit einem eventuell Sars-Cov-2-Infizierten gelten verschiedene Regelungen – ob Sie Blut spenden dürfen oder warten müssen, hängt von Ihrem Impf- und Genesenenstatus ab. Es gelten verschiedene zeitliche Fristen – informieren Sie sich am besten vorher.
  • Nach einer Corona-Impfung ist keine lange Wartezeit nötig. Wenn Sie sich wohl fühlen, können Sie am Folgetag der Impfung Blut spenden.

Holen Sie sich immer bei den Blutspendediensten aktuelle Informationen zu den Corona-Regelungen ein.

Weiterer Tipp: Termine zum Blutspenden können Sie auch über die Blutspende-App finden und reservieren. Die App bietet noch weitere Services, etwa einer Erinnerungsfunktion. Zusammengefasst: Spende Blut – wann immer es möglich ist!