Einfach gut beraten im Januar: Kaiserschnitt

16.01.2020 | Gesundheitskompetenz

Sophie Weidner (Name geändert, Anm. d. Red.) geht es hervorragend. Ihre erste Schwangerschaft ist komplikationslos verlaufen. Bis auf gelegentliche Morgenübelkeit ganz zu Beginn hatte sie keinerlei Beschwerden. Nun beginnt der Mutterschutz. Jetzt kann sie kürzer treten sich auf die restlichen Vorbereitungen vor der Ankunft des Babys konzentrieren.

Seit einigen Wochen macht sie sich vermehrt Gedanken, ob die Entbindung ebenfalls problemlos verlaufen wird. Ihre beste Freundin Paula hat vor kurzem ihr erstes Kind per Kaiserschnitt entbunden. Damit geht es ihr gar nicht gut. Auch bei Paula war die Schwangerschaft unauffällig. Im Kreissaal verlief zunächst alles wie gewünscht; sie kam gut zurecht mit den Wehen und brauchte kaum Schmerzmittel. Doch dann vergrößerte sich der Abstand zwischen den Wehen und der Muttermund ging kaum weiter auf. Paula und ihr Partner bekamen mit, dass Ärztin und Hebamme unterschiedlicher Meinung waren. Die Hebamme hielt mehr Geduld für angeraten. Durch die Ärztin fühlten die werdenden Eltern sich aber so unter Druck gesetzt, dass sie überhastet einem Kaiserschnitt zustimmten – aus Angst, ansonsten ihr Kind zu gefährden. Leider kam es bei ihrem kleinen Sohn nach der Operation zu Atemproblemen. Er musste für einige Stunden auf einer speziellen Station versorgt werden. Das war sehr belastend für Paula und ihren Partner. Sie fühlten sich durch die Ärztin überrumpelt. Inzwischen schätzen sie den Kaiserschnitt als Fehler ein. Paula hat Angst, dass es bei einer weiteren Schwangerschaft wegen des Kaiserschnitts zu Komplikationen kommen könnte.

Sophie hat gelesen, dass in Deutschland sehr viele Kaiserschnitte ohne zwingende Notwendigkeit gemacht werden.1 Sie möchte im Kreissaal nicht so überrumpelt werden wie Paula. Daher will sie vorher in Erfahrung bringen, wann ein Kaiserschnitt unbedingt nötig ist und wann nicht. Darum ruft sie bei der SDK Gesundheitsberatung an.

Die Ärztin Johanna de Haas nimmt sich viel Zeit für die Beratung. Zunächst erfährt Sophie, dass es einige zwingende Gründe für einen Kaiserschnitt gibt. Beispiele:

  • das Kind liegt quer im Bauch
  • der Mutterkuchen liegt über dem Muttermund und versperrt so den Geburtskanal
  • die Nabelschnur ist vorgefallen

Meistens werden Kaiserschnitte in Deutschland jedoch aus weichen Gründen durchgeführt, die einen Eingriff nicht zwingend erfordern.2 Ein weicher Grund ist z. B. eine verlängerte Geburt wie bei ihrer Freundin. Dann ist Zeit und die Eltern haben das Recht auf umfassende Aufklärung. Sie sollen erfahren, welchen möglichen Nutzen der Eingriff haben kann. Aber auch die möglichen Schäden müssen erklärt werden. So kann es tatsächlich bei weiteren Schwangerschaften nach Kaiserschnitt zu Problemen kommen. Beispiele sind:

  • ungünstige Einnistung des Mutterkuchens
  • vorzeitige Lösung des Mutterkuchens
  • Riss der Gebärmutter.

Frau de Haas bespricht mit Sophie, welche Fragen sie bereits vor der Entbindung an die Klinik stellen kann. So will Sophie herausfinden, wie dort die Entscheidung zum Kaiserschnitt üblicherweise getroffen wird. Vielleicht möchten Sophie und ihr Mann anschließend nochmal überdenken, welches ihre Wunschklinik für die Entbindung sein soll. Außerdem erfährt Sophie, wie sie über die www.weisse-liste.de etwas über Häufigkeit von Geburten und Kaiserschnitten in Krankenhäusern herausfinden kann. Außerdem lassen sich hier Qualitätsdaten der Kliniken abrufen.

Frau de Haas schickt den werdenden Eltern im Anschluss an das Gespräch Listen zu mit zwingenden Gründen für einen Kaiserschnitt und mit weichen Gründen. Außerdem erhalten sie Links zu wissenschaftlich gut abgesicherten Informationen zum Thema Geburt und Kaiserschnitt. Schließlich fühlt Sophie sich umfassend informiert und denkt, dass sie für den Kreissaal gerüstet ist. Wenn kein Notfall vorliegt, wird sie vor einer Entscheidung zum Kaiserschnitt so lange Aufklärung zu Nutzen und Schaden einfordern, bis sie eine gut abgewogene Entscheidung treffen kann. Sie hat nun keine Angst mehr, überrumpelt zu werden.

Quellen: