Einfach gut beraten im Juli: Badeunfall

06.07.2020 | Gesundheitskompetenz

Pauls Mama ist noch in einer Art Schockstarre. Gestern ist der Vierjährige nur knapp einer Katastrophe entgangen. Aber der Reihe nach: Vor einer Woche durfte endlich das kleine ortsansässige Freibad wieder aufmachen. Gestern herrschten hochsommerliche Temperaturen und Paul hatte nach all den Beschränkungen der Coronazeit großen Bewegungs- und Freiheitsdrang. Sein Kita-Freund Elias war mit der ganzen Familie beim Schwimmen. Paul drängelte schon den ganzen Vormittag, weil er auch dorthin wollte. Gegen 14 Uhr kamen sie endlich beim Schwimmbad an. Vor lauter Ungeduld war der kleine Mann beim Umziehen kaum zu halten. Während seine Mama noch mit dem Auspacken der Schwimmflügel beschäftigt war, muss er einfach entwischt sein. Nachdem die Mutter die Schwimmhilfen endlich aus der Tasche geholt hatte, war Paul nirgends mehr zu sehen. Natürlich lief die erschrockene Mama sofort los, aber es dauerte doch zwei bis drei Minuten, bis sie den Ausreißer entdeckte – bewegungslos auf dem Grund des tiefen Beckens.

Ein älterer Herr am Beckenrand hat gemerkt, wie sie vor Schreck bleich wurde, sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Und er folgte ihrem Blick. Beherzt sprang er ins Wasser und holte Paul so schnell wie möglich nach oben. Die vor Schreck gelähmte Mutter beobachtete das Geschehen wie in Zeitlupe. Vorsichtig trug der Retter den Kleinen in liegender Stellung aus dem Wasser und legte ihn vorsichtig ab. Ein Klaps ins Gesicht rief keine Reaktion hervor. Aber der ältere Herr blieb völlig ruhig und begann vorsichtig mit der Beatmung. Nach vier bis fünf Zügen fing Paul an, sich zu regen. Dann kam ein großer Schwall Wasser, gefolgt von heftigem Husten. Danach dauerte es nur noch wenige Minuten und Paul schien fast der Alte.

Für seine Mama ging das alles viel zu schnell, sie hatte sich noch lange nicht von ihrem Riesenschrecken erholt. Daher war sie sehr froh, als der Retter ihres Sohnes sich als Arzt herausstellte. Er nahm die Dinge weiter in die Hand, rief die Rettungsstelle an und sorgte dafür, dass Paul und sie unter notärztlicher Überwachung ins Krankenhaus gebracht wurden. Nach all der Aufregung schlief der Kleine gut in dieser Nacht. Seine Mama jedoch merkte, wie das Bild ihres Sohnes in dem Becken sich immer wieder vordrängte und sie verfolgte.

Und nun ist der neue Morgen schon halb vorbei. Paul geht es gut und er kann nicht verstehen, warum er noch weiter in diesem Krankenzimmer eingesperrt bleiben soll. Das gefällt ihm gar nicht. Seit gestern Abend hat sich kein Arzt mehr gezeigt und seine Mutter fragt sich, wie lange sie es hier noch aushalten müssen. Sie kann nichts Auffälliges an Paul feststellen, er ist zappelig und nervig wie schon seit Wochen. Das Drinnen-Bleiben verträgt er einfach nicht besonders gut. Laut Schwester Lisa, die ihnen das Frühstück gebracht hat, wird es noch eine Weile dauern, bis die Visite kommt.

Daher ruft Pauls Mama schließlich bei der Gesundheitsberatung der SDK an, um sich wenigstens einige Informationen zu holen. Sie spricht mit der Ärztin Johanna de Haas. Die erklärt ihr, dass nach einem solchen Unfall die Lunge noch bis zu drei Tage später mit einem Schockzustand reagieren kann. Daher macht es durchaus Sinn, Paul zunächst einmal zu beobachten. Alle Werte sollten stabil bleiben, vor allem der Sauerstoffgehalt im Blut. Wenn dann auch die Lunge keine Auffälligkeiten zeigt, kann man wahrscheinlich die Überwachung bereits früher beenden. Letztlich müssen das natürlich die behandelnden Ärzte im Krankenhaus entscheiden, die Paul untersucht haben und ganz sicher auch heute wieder anschauen werden. Zumindest versteht Pauls Mama nun, dass die Überwachung in der ersten Zeit nach dem Badeunfall wichtig ist, auch wenn ihr Kleiner schon wieder völlig fit wirkt. Zum Glück kommt nun auch Elias mit seiner Mama zum Krankenbesuch und hat einen supertollen Krankenwagen als Geschenk mitgebracht. Das kann sogar Tatü-Tata machen und hat ein Blaulicht. Paul ist ganz begeistert und erstmal für eine Weile beschäftigt.

Lesetipp:  Erste Hilfe bei Badeunfällen.

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