Einfach gut beraten im Mai: Krebserkrankung bei Corona-Pandemie

06.05.2020 | Gesundheitskompetenz

In Zeiten des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 sind manche Menschen besonders gefährdet. Zur Risikogruppe gehören beispielsweise Personen über 60 Jahre, Menschen mit Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen von Lunge, Leber, Nieren, Menschen mit unterdrücktem Immunsystem sowie Menschen mit einer Krebserkrankung.

Besonders Mitglieder mit einer Krebserkrankung nehmen seit der Coronakrise die SDK Gesundheitsberatung in Anspruch. Denn diese Pandemie bedeutet zusätzliche Ängste, Schwierigkeiten und Belastungen für die Betroffenen. Johanna de Haas, die ärztliche Beraterin, gibt regelmäßig einige grundsätzliche Informationen zu diesem Thema weiter:

  • Risiko: Es macht einen Unterschied, ob eine Krebserkrankung bereits vor Jahren erfolgreich behandelt wurde oder ob jemand aktuell erkrankt ist und behandelt wird.
  • Besonders gefährdet sind Krebspatienten o die gerade jetzt an Krebs erkrankt sind o die bestimmte Medikamente einnehmen, welche das Immunsystem schwächen o die eine Stammzelltransplantation erhalten o deren Blutwerte auf eine Immunschwäche hinweisen o die bereits älter sind, weitere Erkrankungen haben oder rauchen.
  • Behandlung: Auch wenn Medikamente oder Bestrahlung das Risiko einer Erkrankung an COVID-19 erhöhen können, überwiegt der Nutzen einer medizinisch notwendigen Krebstherapie in den meisten Fällen.
  • Nachsorge: Bei manchen Patienten können Termine zur Nachsorge ohne gesundheitliches Risiko verschoben werden. Dies kann helfen, eine Ansteckung zu vermeiden. Außerdem werden Ärzte und Krankenhäuser entlastet.
  • Rehabilitation: Teilweise fallen im Moment Rehabilitationsbehandlungen weg, die üblicherweise durchgeführt worden wären. Hoffentlich lässt sich das eine oder andere später nachholen.
  • Weitere Beratung: Besonders gute Informationen und eine sehr hochwertige Beratungsmöglichkeit für Krebspatienten gibt es hier: www.krebsinformationsdienst.de

Frau de Haas berichtet von einigen Anrufen bei der SDK Gesundheitsberatung:

Thomas Reiter (Name geändert, Anm. d. Red.) ist 53 Jahre alt und hat im letzten Jahr eine Chemotherapie wegen einem Lymphom erhalten. Die Behandlung wurde im August 2019 abgeschlossen. Seit Februar 2020 ist er wieder am Arbeitsplatz. Er meldet sich bei der Gesundheitsberatung, und fragt, ob er gefahrlos weiterarbeiten kann. Die Ärztin möchte wissen, ob seine Blutwerte wieder völlig normal sind. Aus seinen Angaben schließt sie, dass seine Abwehrzellen sich eventuell noch nicht wieder völlig erholt haben. Frau de Haas weist Herrn Reiter darauf hin, dass der Betriebsarzt prüfen muss, ob eine Beschäftigung im Unternehmen gesundheitliche Gefahren für Herrn Reiter bedeutet. Da Herr Reiter auch vor Corona-Zeiten bereits ab und zu im Homeoffice tätig war, ermuntert sie ihn, mit seinem Vorgesetzten zu besprechen, ob das jetzt nicht dauerhaft möglich wäre. Bestimmte Tätigkeiten vor Ort müssten dann seine Kollegen übernehmen. Aber Herr Reiter gehört zu jenen Menschen, die eine Infektion möglichst vermeiden sollen. Am Ende des Gespräches weist die Ärztin nochmal auf all die Dinge hin, die er selbst tun kann, um sich zu schützen. Sie ist zufrieden: Herr Reiter kennt sich mit den üblichen Hygienemaßnahmen und der großen Bedeutung des Abstandhaltens gut aus. Und er ist zuversichtlich, dass seine Vorgesetzten und Kollegen ihm das Arbeiten zu Hause ermöglichen werden, wenn er seine Situation mit ihnen bespricht.

Anna Wieland (Name geändert, Anm. d. Red.) ist 45 Jahre alt und hat vor einer Woche die Diagnose Brustkrebs erhalten. Ein Operationstermin steht fest. Aber sie hat große Angst, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken. Das Robert Koch Institut schreibt, dass Krebspatienten ein erhöhtes Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken. Sie ist hin- und hergerissen und fragt sich, ob sie die Operation verschieben soll. Die Ärztin erklärt: Da ihr Tumor offenbar noch klein ist und hoffentlich nicht gestreut hat, sind ihre Heilungschancen sicherlich sehr gut. Wenn die Behandlung verschoben wird, könnte sich diese vorteilhafte Situation verschlechtern und die Heilungsaussichten des Krebses geringer werden. Im Laufe des Gespräches weist die Ärztin darauf hin, dass es Spitzenzentren für Krebserkrankungen gibt. In verschiedenen Datenbanken sieht sie nach, welche Krankenhäuser häufig Brustkrebs behandeln und wo besonders gute Qualitätsdaten für Patientensicherheit und Hygiene berichtet werden. Am Ende ist Frau Wieland zuversichtlich, dass sie in einer spezialisierten Klinik bestmöglich geschützt sein wird und will die Operation so bald wie möglich in Angriff nehmen.

Elisabeth Breitenstein (Name geändert, Anm. d. Red.) wird demnächst 80 Jahre alt. Eigentlich wollte sie den runden Geburtstag groß feiern. Wegen der Corona-Pandemie musste sie nun alles absagen. Aber wenigstens ihren Sohn und dessen Familie inklusive der kleinen Urenkelin möchte sie an ihrem Ehrentag um sich haben. Ihr Sohn macht sich aber große Sorgen. Als frühere Krebspatientin möchte er seine Mutter nicht gefährden. Sie ist vor etlichen Jahren wegen Darmkrebs behandelt worden. Er ruft bei der SDK Gesundheitsberatung an. Frau de Haas erfährt von ihm, dass seine Mutter sich fit und gesund fühlt. Aber sie ist einsam in diesen Zeiten. Und sie sieht nicht ein, dass sie komplett auf jeden Kontakt mit ihrer Familie verzichten soll. Jedenfalls nicht am 80. Geburtstag. Auf Nachfrage berichtet der Sohn, dass seine Mutter erhöhten Blutdruck hat und eine leichte Herzschwäche. Die Ärztin kann Frau Breitensteins Wunsch sehr gut verstehen. Aber sie teilt die Bedenken des Sohnes. Dabei geht es ihr nicht vor allem um die frühere Krebserkrankung. Die Behandlung wurde vor Jahren beendet, seither ist das Thema erledigt. Durch das hohe Alter und die Herzkreislauferkrankungen gehört Frau Breitenstein jedoch eindeutig zu den Risikopatienten, die besonders geschützt werden müssen. Da ist ein Besuch der ganzen Familie nicht angebracht. Der Sohn ist natürlich nicht glücklich mit der Situation. Aber seine Frau ist sehr kreativ und sie werden sich große Mühe geben, seine Mutter an ihrem Geburtstag aus der Ferne zu erfreuen. Ein Film mit der kleinen Urenkelin ist bereits in Vorbereitung und es gibt noch ein paar andere schöne Ideen.

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Quellen:

  • 1. RKI: SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19),
    Stand 03.04.2020, abgerufen am 08.04.2020
  • 2. RKI: Informationen und Hilfestellungen für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf,
    Stand: 23.3.2020, abgerufen am 08.04.2020
  • 3. Krebsinformationsdienst: Corona und Krebs – Häufig gestellte Fragen, Stand 07.04.2020,
    Online-Quelle. URL: https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/coronavirus-krebs-haeufige-fragen.php,
    zuletzt abgerufen am 08.04.2020