Mobbing an Schulen

10.08.2022 | Gesundheitstipps

Mobbing ist weit verbreitet an Schulen – und es kann jeden Schüler treffen, nicht nur Schwächere. Immer mehr Jugendliche sind auch Opfer von Cyber-Mobbing. Lesen Sie hier, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind gemobbt wird, und was Sie tun können.

Mobbing gehört an vielen Schulen zum Alltag und ist keine Sache von einzelnen. Meist sind mehrere Schüler daran beteiligt. Es gibt beim Mobben eine Gruppendynamik, bei der sich die Gemeinheiten immer weiter aufschaukeln und verstärken. Die Liste der Strategien, mit denen Mobber gegen ihre Opfer vorgehen, ist lang: Mitschüler werden angefeindet, verbal beleidigt, tyrannisiert, gehänselt, zum Gespött aller gemacht, unter Druck gesetzt, wie Luft behandelt, ausgegrenzt, in Räume eingesperrt, ihrer Sachen beraubt oder körperlich attackiert. Wer gemobbt wird, durchläuft oft einen langen Leidensweg, der in psychischen Problemen, Ängsten, Rückzug, schlechten Schulnoten und manchmal sogar mit dem Tod durch Suizid endet. Mobbing ist also kein harmloser Konflikt oder eine Rangelei zwischen zwei gleichstarken Schülern.

Was ist Mobbing genau?

Experten haben es so definiert: Mobbing ist: „wenn ein Schüler wiederholt und über eine längere Zeit negativen Handlungen durch einen oder mehrere andere Schüler ausgesetzt ist.“ Oder: „Mobbing bezeichnet den wiederholten und systematischen Missbrauch einer Machtposition.“ In vielen Ländern heißt das Mobbing auch „Bullying“. Das Wort rührt vom englischen Begriff „bully“ her, was so viel wie „brutaler Kerl“ bedeutet – das trifft es vermutlich ganz gut.

Wie viele Schüler werden gemobbt?

Mobbing ist weit verbreitet und kann jeden treffen – unabhängig von der Schule, die er besucht, oder vom Alter. Experten haben ausgerechnet, dass es an weiterführenden Schulen etwa 500.000 Mobbingopfer mit einer langen Leidenszeit gibt. Aber das sind nur vorsichtige Schätzungen. Aufgrund der Dunkelziffer dürften es womöglich noch mehr sein. Nach Daten der OECD, die im Rahmen der PISA-Studie 2018 erhoben wurden, sind in Deutschland sechs Prozent aller 15-jährigen Schülerinnen und Schüler von sehr häufigem Mobbing betroffen. 23 Prozent werden mindestens mehrmals im Monat durch Mitschülerinnen und Mitschüler gemobbt.

Mobbingopfer wehren sich meist nicht

Mobbingopfer fühlen sich wehrlos, verunsichert, verängstigt und niedergeschlagen. Viele glauben, selbst schuld zu sein, und schämen sich, weil sie nicht in der Lage sind, sich eigenständig gegen die Schikanen zu wehren. Und so vertrauen sie sich oft auch niemandem an: Nicht den Eltern, Lehrern, Geschwistern, Freunden oder einer Vertrauensperson in der Schule. Dabei wäre dies der wichtigste Schritt, um gegen die Mobber vorzugehen und den Hänseleien ein Ende zu setzen.

Symptome Mobbing: Woran erkenne ich, dass mein Kind von Mobbing betroffen ist?

Sprechen Sie regelmäßig und einfühlsam mit Ihrem Kind und beobachten Sie sein Verhalten genau. Wenn Sie Ihr Kind gut kennen und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm haben, fallen Ihnen Veränderungen auch schneller auf. Es gibt einige Hinweise, die auf Mobbing hindeuten, zum Beispiel:

  • Ihr Kind will plötzlich nicht mehr alleine zur Schule gehen, sondern möchte von Ihnen dorthin gebracht werden.
  • Es möchte überhaupt nicht mehr in die Schule gehen, sagt, es sei krank, oder macht heimlich „blau“.
  • Ihr Kind trifft keine Mitschüler und Freunde mehr.
  • Ihr Kind kann sich schlecht konzentrieren, etwa bei den Hausaufgaben. Es hat Probleme mit dem Lernen und seine schulischen Leistungen verschlechtern sich.
  • Ihr Kind ist gereizt, wird schnell wütend, ist nervös und reagiert überempfindlich. Umgekehrt ziehen sich manche Mobbingopfer auch zurück, wirken verschlossen, kommunizieren kaum mehr und machen einen niedergeschlagenen, traurigen Eindruck. Manche treten den Rückzug an in virtuelle Welten am Smartphone, Tablet oder PC.
  • Ihr Kind leidet häufiger unter Kopf- oder Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafproblemen.
  • Ihrem Kind fehlen Dinge, die ihm wichtig sind, z. B. Smartphone, Schuhe, Kleider, Bücher, Schmuck oder der Schulranzen. Werden Sie hellhörig, wenn es Ihnen nicht sagen kann, wo die Sachen abgeblieben sind. Das Gleiche gilt, wenn Ihr Kind plötzlich mehr Taschengeld braucht (um die entwendeten Dinge neu zu kaufen).
  • Ihr Kind kommt mit kaputten Kleidern nach Hause oder hat körperliche Blessuren.

Mobbing in der Schule: Was kann ich tun, wenn mein Kind betroffen ist?

Wenn Sie den Verdacht auf Mobbing bei Ihrem Kind hegen, sollten Sie schnell reagieren und aktiv werden. Es gibt einige Erste-Hilfe-Tipps und langfristige Maßnahmen, mit denen Sie Ihrem Kind helfen können. Beispiele sind:

  • Gehen sie behutsam auf Ihr Kind ein, hören Sie ihm gut zu und bringen Sie ihm Verständnis entgegen. Lassen Sie Fingerspitzengefühl walten, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Denn Scham, Wut oder Ärger sind bei Mobbingopfern nicht selten. Und so öffnen sich viele zunächst nicht.
  • Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Situation, in der Ihr Kind steckt. Stellen Sie Fragen, aber verzichten Sie unbedingt auf Vorwürfe und Schuldzuweisungen – dies zieht Ihr Kind noch weiter in den Schlamassel.
  • Sprechen Sie mit den Verantwortlichen in der Schule darüber, dass ihr Kind gemobbt wird (Klassen- oder Vertrauenslehrer). Bleiben Sie sachlich und entwickeln Sie eine gemeinsame Strategie, wie Ihrem Kind zu helfen ist. Finden Sie dort keine Unterstützung, wenden Sie sich ans Schulamt oder den schulpsychologischen Dienst.
  • Halten Sie weiter Kontakt zur Schule und signalisieren Sie Ihrem Kind, dass Sie an seiner Seite sind.
  • Üben Sie zuhause mit Ihrem Kind Mobbingsituationen und mögliche Reaktions- und Handlungsweisen in Rollenspielen ein. So weiß es besser, wie es sich verhalten kann und wie es den Mobbern den Wind aus den Segeln nimmt.
  • Stärken Sie Ihrem Kind den Rücken und fördern Sie sein Selbstbewusstsein: Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie ihm gut zu und nehmen Sie seine Gefühle, Bedürfnisse, Nöte und Sorgen ernst. Versuchen Sie ihm eventuelle Schuldgefühle zu nehmen. Sorgen Sie dafür, dass es Spaß, Freude und Erfolgserlebnisse hat (Sport, Hobbys).

Cyber-Mobbing – Attacken im Web und Social Media

Weit verbreitet ist heutzutage das sogenannte „Cyberbullying“ oder „Cyber-Mobbing“ – also das Mobbing im Internet, Telefondienst und sozialen Netzwerken. Das Cyber-Mobbing ist ebenfalls Mobbing – nur mit anderen Methoden. Die Aggression findet hier nicht von Angesicht zu Angesicht statt, sondern die Täter nutzen das Internet oder Telefondienste, um ihre Opfer zu quälen und zu schikanieren. Die Hemmschwelle fürs Mobbing sinkt offenbar, wenn die Täter anonym bleiben können. Und: Die Täter können rund um die Uhr mobben und erreichen dabei noch ein großes Publikum. So sind Kinder und Jugendliche, die viele Stunden täglich an ihrem Smartphone „kleben“, leichte Opfer von Cyber-Mobbing.

Mobbing in der Schule: Was tun bei Cyber-Mobbing?

Hier finden Sie Tipps der Polizei und von klicksafe.de, die Sie mit Ihrem Kind besprechen können:

  • Sich möglichst vorsichtig im Internet und sozialen Netzwerken bewegen und nicht zu viel Persönliches und Privates preisgeben.
  • Beleidigende E-Mails, SMS, Videos, Fotos keinesfalls tolerieren. Aber erst einmal ruhig bleiben und nicht direkt darauf antworten; zuerst die Eltern, Geschwister, Freunde oder eine andere Vertrauensperson einbeziehen.
  • Eventuell anonym Rat holen: Das Beratungsteam von Jugendlichen auf www.juuuport.de und die Nummer gegen Kummer unter 116111 helfen weiter.
  • Beweismaterial speichern (Mails, Bilder, SMS etc.) und Gesprächsverläufe dokumentieren.
  • Sich an die Betreiber (Facebook, Instagram, WhatsApp, YouTube u.a.) wenden und die Löschung von Beleidigungen, Hass-Posts oder fiesen Bildern aus dem Netzwerk fordern (auch Fake-Profile). Screenshot-Tutorials zum Beispiel unter www.klicksafe.de/service/schule-und-unterricht/leitfaeden oder über Suchmaschinen.
  • Sich verteidigen, aber sachlich bleiben und Freunde einbeziehen. Beleidung und die unerlaubte Verbreitung von Bildern sind übrigens laut Gesetz strafbar!
  • Die Schule informieren, wenn das Cyber-Mobbing von einem Mitschüler ausgeht.
  • Bei schwerwiegendem Cyber-Mobbing: Direkt die Polizei einschalten und Anzeige erstatten.

Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App für Jugendliche

Mobbing im Internet kann für Jugendliche zu einer ernsten Belastung werden. In der Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App finden Jugendliche kurze Videoclips, in denen die Coaches Tom und Emilia Betroffenen konkrete Verhaltenstipps geben, Mut zusprechen und sie bei den ersten Schritten gegen Cybermobbing begleiten. Neben rechtlichen Hintergrundinformationen und Links zu anonymen Beratungsstellen bietet die App Tutorials zum Melden, Blockieren oder Löschen von beleidigenden Kommentaren auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok oder im Messenger WhatsApp.

Download Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App

Quellen: