10. Symposium der SDK STIFTUNG: Der Patient im Mittelpunkt

16.04.2019 | Presse

Den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen, das wird schon seit über 10 Jahren gefordert. Nun, mit der Digitalisierung, besteht die Chance, dass der Wunsch zur Realität wird, darüber waren sich die Referenten beim 10. Symposium der SDK STIFTUNG am 4. April in Bad Cannstatt einig. Denn: Mit seinen Daten, über die nur er selbst bestimmen darf, wird er zum Verbindungsglied zwischen Ärzten und Versicherungen in einer digitalen Welt. „Vernetzte Versorgung – der Patient im Mittelpunkt“ lautete so auch der Titel der Veranstaltung.

Dr. Chrstian Denne, Abteilungsleiter Kinder-, Jugend- und Zahngesundheit beim Gesundheitsamt Stuttgart sprach ein Grußwort im Namen der Stadt. Er räumt mit einem Missverständnis in der Digitalisierungsdebatte auf: „Technische Innovationen machen alleine nicht den Unterschied. Das A und O ist die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen.“

Prof. Dr. Bernd Brüggenjürgen, Leiter des SDK-Stiftungslehrstuhls für Gesundheitsökonomie, und Benno Schmeing, Vorstand der SDK und Vorsitzender des Kuratoriums der SDK STIFTUNG, stellten deren Aktivitäten vor und blickten auf die bisherigen Symposien zurück. Zu den geförderten Einrichtungen der SDK STIFTUNG zählen Ärzte der Welt und die Tour Ginkgo der Christiane Eichenhofer-Stiftung. Vertreterinnen sprachen über die Wichtigkeit der Drittmittelfinanzierung in der Gesundheitsversorgung, auch in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland.

In seinem Fachvortrag stellte Prof. Dr. Bernd Brüggenjürgen dar, wann der Patient Spielball und wann Spielgestalter im Gesundheitssystem ist. Er betonte dabei den enormen Informationsbedarf in ganz unterschiedlichen Bereichen, den ein Patient hat. Nicht nur Ärzte, Versicherer und öffentliche Hand seien gefordert, Informationen verständlich aufzubereiten und zu vermitteln, wie es z.B. in Dänemark mit einer neutralen Gesundheitsplattform gut gelungen sei. Sondern auch die Patienten selbst müssten eine höhere Gesundheitskompetenz entwickeln. Nicht immer sei der Gang in die Notaufnahme erforderlich.
Dr. Norbert Loskamp, medizinischer Leiter des PKV-Verbands, stellte die Stiftung Gesundheitswissen vor, die mit ihren Angeboten die Patientenposition in Deutschland stärken möchte. „Die Einzelunternehmen unseres Verbands, also die Privaten Krankenversicherungen, entwickeln außerdem seit circa 10 Jahren Konzepte und Programme, um die Versorgung der Patienten bestmöglich zu unterstützen“, sagte er. Eine Form davon seien Beteiligungen, wie z.B. die von SDK und Debeka am Gesundheitslotsen CareLutions.

Dr. Oliver Gapp, Unternehmensbereichleiter Versorgung und Gesundheitsökonomie der mhplus Krankenkasse, sieht in der Digitalisierung „die Chance, Versorgung wirklich in die Vernetzung zu bringen.“ Er stellte die vielen analogen und digitalen Services seiner Krankenkasse vor und vielfältige technische Möglichkeiten, wie die Hautkrebsvorsorge per App oder die Beobachtung der Vitalfunktionen eines Embryos mithilfe eines digitalen Pflasters. Dennoch betonte er mit Blick auf das Gesundheitssystem: „Wir sind trotz vieler neuer Möglichkeiten noch nicht so weit, dass wir von vernetzter Versorgung sprechen können.“

Die Gesundheitsplanerin des Gesundheitsamts Stuttgart, Simone Schmidt-Goretzky, beschrieb das Stufenmodell zur Vermeidung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Eine Mischung aus niedrigschwelligem Angebot und gezielter Einzelbetreuung ermögliche es, die Zahl der Betroffenen zu senken.

Dr. Ulrich Clever, bis vor kurzem Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, vertrat die Ärzteschaft. Er merkte kritisch an, dass neue Entwicklungen und Formen der Vernetzung und Zusammenarbeit, sei es Disease-Management-Programme, Tumorboards oder Ärztehäuser, zwar einerseits helfen, dem Ärztemangel zu begegenen, andererseits aber zu Irritationen im Arzt-Patienten-Verhältnis führten. In der Zukunft sei vermehrt von wechselnden Ärzten für Patienten auszugehen.

Der Inhaber und Gründer von CareLutions, Dr. Thorsten Pilgrim, sagte, wie wichtig es sei, die elektronische Gesundheitsakte zügig umzusetzen. Sie sei der Schlüssel für Effizienz und das kollektive Element in der vernetzten Versorgung. Nicht alles sei auf die Digitalisierung zu fokussieren. Auch ohne die technischen Möglichkeiten stiege der Bedarf an Gesundeitsdienst-leistungen für die geburtenstarken Jahrgänge, seien die Lücken der medizinischen Versorgung durch Ärztemangel gegeben.

Bei einer Podiumsdiskussion vertieften die Referenten die Thematiken. SDK-Vorstand Benno Schmeing sagte über das Symposium: „Die SDK ist sich als Gesundheitsspezialist ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Indem wir ein Forum schaffen, in dem über Gesundheit geredet werden kann, leisten wir einen Beitrag. Auch unser Expertengremium, der SDK Gesundheitsausschuss, der zweimal jährlich in Berlin tagt, ist aus diesem Bewusstsein heraus entstanden“.

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