Bauchschmerzen – drei häufige Gründe

31.07.2020 | Gesundheitstipps

Bauchschmerzen können ein Warnsignal für verschiedenste Erkrankungen sein. Lesen Sie, welche drei häufigen Auslöser es gibt und welche Behandlungen und Maßnahmen gegen die Schmerzen im Bauch helfen.

Mit Bauchschmerzen kommt wohl jeder Mensch einmal im Leben in Berührung. Sie sind ein sehr häufiges Symptom, das im Rahmen vieler Krankheiten vorkommen kann. Auch Stress und seelische Belastungen können Bauchschmerzen hervorrufen. Sie sind immer ein Hinweis darauf, dass irgendwo im Körper etwas nicht stimmt. Meist sind Schmerzen im Bauch harmlos, etwa wenn Sie zu üppig gegessen haben. Sie verschwinden von selbst wieder. Aber sie können auch ein Warnsignal sein und auf bestimmte Krankheiten hindeuten. Lesen Sie drei Gründe, warum es im Bauch sticht, zieht, zwickt oder drückt.

Reizdarmsyndrom (RDS) – Bauchschmerzen ohne organische Erkrankung

Das Reizdarmsyndrom, abgekürzt RDS, kann ein Grund für anhaltende Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe sein. Sie entstehen, wenn sich die Muskulatur der Verdauungsorgane verkrampft. Dazu kommen Verstopfung oder Durchfall – manche Betroffene erleben auch beides abwechselnd – sowie Blähungen, Völlegefühl und veränderten Stuhlgang. Die Beschwerden müssen länger als drei Monate anhalten, damit Ärzte von einem RDS ausgehen.

Das Reizdarmsyndrom kommt gar nicht so selten vor: Experten schätzen, dass etwa 10 bis 20 von 100 Menschen daran erkranken. Oft tritt es erstmals zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr in Erscheinung – bei Frauen ungefähr doppelt so oft wie bei Männern.

Ärzte stufen das Reizdarmsyndrom nach neuesten Erkenntnissen als „Störungen der Darm-Hirn-Interaktionen“ ein. Eine organische Ursache lässt sich in der Regel nicht finden. Es gibt verschiedene Theorien über die Entstehungsweise. Vermutlich daran beteiligt ist eine Störung der Darmmuskulatur. Dann wird der Nahrungsbrei entweder zu schnell oder zu langsam durch den Verdauungstrakt transportiert. Auch überempfindliche Darmnerven, Entzündungen der Darmwand und eine frühere Darminfektion könnten eine Rolle spielen.

Reizdarmsyndrom – Tipps und Hilfe

Das Reizdarmsyndrom ist oft ein lebenslanger Begleiter. Allerdings gibt es bei den meisten auch symptomfreie Phasen. Die Therapie richtet sich in der Regel nach dem vorherrschenden Symptom, also Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall oder Blähungen. Eine Standardbehandlung, die allen Betroffenen gleichermaßen hilft, gibt es nicht. Einige Tipps, wie Sie die Erkrankung durch einen gesunden Lebensstil in Schach halten und Ihre Lebensqualität verbessern können:

  • Ernährung:
    Essen Sie gesund und ausgewogen. Testen Sie, wie gut sie bestimmte Nahrungsmittel vertragen und ob sie die Symptome verstärken. Dann streichen Sie diese vom Speiseplan. Verzehren Sie keine großen, üppigen Portionen, sondern mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. Manchmal hilft ein Ernährungstagebuch, in dem Sie die Art, Menge und den Zeitpunkt der konsumierten Lebensmittel sowie die Beschwerden notieren.
  • Bewegung:
    Ganz allgemein wirken sich viel Bewegung im Alltag und Sport positiv auf die Verdauung und den gesamten Körper aus.
  • Entspannung:
    Erlernen Sie eine Entspannungsmethode wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. So lässt sich Stress besser bewältigen
  • Achten Sie auf einen guten Schlaf – dazu gehört nicht nur die Schlafdauer, sondern auch die Schlafqualität.

Daneben können folgende Mittel, Medikamente und Maßnahmen bei Reizdarm hilfreich sein:

  • Pfefferminzöl
  • Probiotika
  • lösliche Ballaststoffe
  • Krampflösende Mittel (Spasmolytika)
  • Mittel gegen Verstopfung (Abführmittel, Laxanzien)
  • Medikamente gegen Durchfall (Antidiarrhoika)
  • Antibiotika (gegen Bakterien)
  • Psychoedukation (Vermittlung von Wissen über die Erkrankung), Selbsthilfestrategien (Patientenhandbuch, internetbasierte Selbsthilfeprogramme)
  • Psychotherapie, etwa die kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
  • Hypnotherapie
  • Antidepressiva

Probieren Sie aus, was Ihnen am besten hilft. Ausreichend wissenschaftlich belegt sind manche Behandlungen nicht, aber vielleicht einen Versuch wert.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wenn Essen schmerzhaft ist

Für Bauchschmerzen kann auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (Nahrungsmittelintoleranz) verantwortlich sein. Manche erleben solche Symptome beim Konsum ganz normaler Lebensmittel, etwa von Milch und Milchprodukten. Meist bleibt es nicht allein bei den Schmerzen im Bauch, sondern es kommen Völlegefühl, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung hinzu. Oft sind Milchzucker (Laktose), Fruchtzucker (Fruktose) und Histamin an Nahrungsmittelunverträglichkeiten schuld.

Nicht zu verwechseln sind Lebensmittelintoleranzen mit Nahrungsmittelallergien, bei denen Betroffene das entsprechende Lebensmittel strikt meiden müssen. Bei einer Intoleranz vertragen viele dagegen noch geringe Mengen davon.

Laktoseintoleranz – vergorener Milchzucker verursacht Bauchschmerzen

Der Körper spaltet den Milchzucker normalerweise mit Hilfe des Enzyms Laktase im Dünndarm auf. Bei Menschen mit einer Laktoseintoleranz stellt der Körper das Enzym nicht mehr oder nicht in ausreichenden Mengen her. Die Verwertung des Kohlenhydrats ist gestört und die Laktose gelangt in den Dickdarm. Dort zersetzen Bakterien der Darmflora den Milchzucker. Aufgrund der Gärprozesse bilden sich Gase und andere Stoffwechselprodukte, die dann die unangenehmen Symptome auslösen.

Experten schätzen, dass zwischen fünf und 15 Prozent der Europäer von der Laktoseintoleranz betroffen sind. In Afrika und Asien leiden dagegen noch viel mehr Menschen darunter – zwischen 65 und 90 Prozent. Wie viel Milchzucker ein Mensch noch verträgt, ist individuell verschieden. Die Gene spielen eine Rolle, aber auch Entzündungen und Verletzungen der Darmschleimhaut.

Einige Behandlungen und Tipps bei Laktoseintoleranz:

  • Ernähren Sie sich möglichst laktosearm. Sie müssen jedoch meist nicht komplett auf Milch und Milchprodukte verzichten. Probieren Sie aus, welche und wie viel dieser Lebensmittel Sie noch vertragen und kombinieren Sie diese immer mit laktosefreien Speisen. Es gibt zum Beispiel laktosearme Käsesorten, die lange gereift sind, etwa Parmesan oder alter Gouda.
  • Der Handel bietet inzwischen auch Milchgetränke auf pflanzlicher Basis: Soja-, Reis-, Hafer- oder Mandelmilch. Sie können eine gute Alternative zur Kuhmilch sein.
  • Laktosefreie Produkte: Die meisten Lebensmittelläden haben laktosefreie Lebensmittel im Angebot – von Joghurt bis Käse und Wurst. In diesen ist der Milchzucker schon in seine beiden Bestandteile Glukose und Galaktose aufgespalten – ein zusätzlicher Produktionsschritt, der die Produkte jedoch teurer macht.
  • Laktase-Präparate: Im Handel sind Tabletten oder Kapseln als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich, die das Enzym Laktase enthalten. Dann kann der Organismus den Milchzucker wieder aufspalten, Sie vertragen laktosehaltige Nahrungsmittel besser und beugen so eventuell Bauchschmerzen und anderen Beschwerden vor. Wissenschaftlich belegt ist es jedoch nicht, dass die Mittel etwas bringen. Aber einen Versuch können sie wert sein.

Fruktose- und Histaminintoleranz

Bei einer Fruktoseintoleranz – der sogenannten Fruktosemalabsorption - kann der Darm den Fruchtzucker nicht gut aufnehmen und er wird stattdessen vergoren. Dieser Prozess setzt die unangenehmen Symptome in Gang. Sie ist ebenfalls relativ häufig: In Europa und Nordamerika betrifft sie etwa jeden dritten Erwachsenen und zwei von drei Kleinkindern. Fruktose steckt beispielsweise in Früchten, Fertigprodukten und vielen Softdrinks. Wie bei der Laktoseintoleranz ist eine fruktosearme Ernährung ratsam.

Menschen mit einer Histaminintoleranz reagieren empfindlich auf den Botenstoff Histamin, der auch bei Allergien eine entscheidende Rolle spielt. Nach dem Konsum histaminhaltiger Lebensmittel setzen Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfälle ein. Aber auch die Haut, Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem können auf das Histamin reagieren. Nahrungsmittel, die viel Histamin enthalten, sind beispielsweise Rotwein, Sauerkraut, Fisch, lange gereifter Käse oder schwarzer Tee. Auch hier hilft eine Ernährungsumstellung: Ein Verzicht oder eine verminderter Verzehr stark histaminhaltiger Lebensmittel.

Magen-Darm-Infekte – Bakterien und Viren sind schuld

Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall – mit diesen Symptomen kündigt sich oft eine Magen-Darm-Infektion an. Weltweit gehört sie zu den häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Fast jeden Menschen erwischt der unangenehme Brechdurchfall irgendwann im Leben. Die Übeltäter können sowohl Viren als auch Bakterien sein: Noroviren, Rotaviren, Salmonellen, Campylobacter oder Escherichia coli sind einige dieser Krankmacher. Anstecken können Sie sich zum Beispiel über verunreinigte Lebensmittel, Getränke, Gegenstände, Hände oder den Kontakt mit Tieren.

Einige Tipps und Maßnahmen bei Magen-Darm-Infektionen:

  • Schonen Sie sich und strengen Sie sich körperlich nicht an. Sie fordern Ihr Immunsystem sonst noch stärker. Ruhen Sie sich also besser aus, bis sich die Symptome gebessert haben.
  • Bei Bauchschmerzen tut Wärme den meisten gut. Legen Sie zum Beispiel eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den Bauch. Wärme entspannt die verkrampfte Muskulatur.
  • Trinken Sie viel, um den Verlust an Flüssigkeit und Elektrolyten auszugleichen – beides verliert der Körper aufgrund des Durchfalls. Gut sind leicht gesalzene Tees oder Brühen.
  • Nehmen Sie erst wieder feste Speisen zu sich, wenn das Erbrechen aufgehört hat. Die meisten vertragen leichte Speisen wie Zwieback, Salzstangen, Haferbrei, Bananen oder Toastbrot gut. Auf fett- und ballaststoffreiche Nahrungsmittel verzichten Sie zunächst besser.
  • Ingwer kann bei Erbrechen helfen – sowohl Kindern als auch Erwachsenen.
  • Magen-Darm-Tees mit Heidelbeeren, Kamille, Fenchel, Anis oder Kümmel besänftigen den Verdauungstrakt und bessern die Beschwerden in vielen Fällen.
  • Elektrolytlösungen zum Anrühren sind eine Möglichkeit für kleine Kinder, Senioren und bei sehr starkem Durchfall. Sie gleichen den Flüssigkeits- und Mineralienverlust wieder aus. Erhältlich sind sie in der Apotheke oder im Internetversand.
  • Und zuletzt: Achten Sie besonders gut auf die Hygiene, um andere nicht anzustecken: Regelmäßig und gründlich die Hände waschen, kein Essen für andere zubereiten und Bettzeug, Handtücher und Waschlappen in die Waschmaschine bei mindesten 60°C.

Lesetipp:  Habe ich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Quellen: