Diabetes – das Risiko von Über- und Unterzuckerung

13.11.2019 | Gesundheitstipps

Der Blutzuckerspiegel darf bei Diabetikern weder zu hoch noch zu niedrig sein. Lesen Sie, was dabei im Körper geschieht, woran Sie eine Über- und Unterzuckerung erkennen und wie Sie im Notfall richtig handeln.

Die Zuckerkrankheit Diabetes ist eine schleichende Gefahr, die weitreichende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Dies gilt sowohl für Typ-1-Diabetiker, bei denen die Bauchspeicheldrüse keine ausreichenden Insulinmengen produziert, als auch für Typ-2-Diabetiker. Bei dieser Form der Zuckerkrankheit genügt entweder die ausgeschüttete Menge an Insulin nicht oder der Körper kann das blutzuckersenkende Hormon nicht ausreichend verwerten. Beiden Diabetestypen gemeinsam ist, dass sich ohne ausreichende Behandlung und Maßnahmen der Zucker im Blut ansammelt.1,2

Lang- und kurzfristig erhöhte Blutzuckerwerte mit Folgen1,2

Dass der Blutzuckerspiegel einigen Schwankungen unterliegt, ist normal. Bei gesunden Menschen liegen die Blutzuckerwerte ungefähr zwischen 60 und 140 mg Zucker pro Deziliter (mg/dl). Ein langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel kann jedoch bei Diabetikern enorme Schäden im Körper anrichten. So „verzuckern“ die Gefäße mit der Zeit in vielen Organen, allen voran in den Nieren, Augen, im Herz, Gehirn und in den Beinen. Auch die Nerven leiden durch einen dauerhaft zu hohen Blutzuckerspiegel. Deshalb ist es für Zuckerkranke so wichtig, auf normale und gut eingestellte Blutzuckerwerte zu achten. Auch kurzfristig zu hohe oder niedrige Werte – die Über- und Unterzuckerung – können für Diabetiker riskant sein.

Was passiert bei einer Überzuckerung im Körper?2,3,4,5

Bei einer Überzuckerung – der Hyperglykämie – erreichen Diabetiker sehr hohe Blutzuckerwerte. Meist liegen sie deutlich über 250 mg/dl. Bei Typ-1-Diabetikern können sie sogar auf mehr als 500 mg/dl ansteigen. Der Grund ist meist, dass die Zuckerkrankheit noch nicht oder nicht ausreichend behandelt wurde. Dann entgleist der gesamte Stoffwechsel und im schlimmsten Fall droht ein diabetisches Koma.

Dies geschieht bei einer Überzuckerung im Organismus:

  • Der Körper verfügt nicht mehr über genügend Insulin, um den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen zu transportieren. In der Folge fehlt den Zellen dieser Energielieferant. Leber und Nieren versuchen zunächst, den Energiemangel auszugleichen – und produzieren noch mehr Glukose. Die Überzuckerung verstärkt sich somit noch weiter.
  • Außerdem verstoffwechselt der Körper vermehrt Fette, um Energielieferanten zu gewinnen. Es bilden sich größere Mengen an Fettsäuren. Weil es jedoch zu viele sind, baut der Organismus die Fettsäuren zu sogenannten Ketonkörpern ab, zum Beispiel Aceton. Dieser Geruch nach Nagellackentferner oder Obst ist typisch für einen entgleisten Stoffwechsel. Diabetische Ketoazidose ist der Fachbegriff dafür. Menschen mit Typ-1-Diabetes erleben diese Überzuckerung häufiger als Typ-2-Diabetiker.
  • Das Blut übersäuert aufgrund der zu hohen Fettsäuremengen, des Insulinmangels und anderer Substanzen, die im Stoffwechsel anfallen.

Symptome einer Überzuckerung2,3,4,5

Anhand folgender Symptome lässt sich die Überzuckerung erkennen:

  • Bauchschmerzen
  • großes Durstgefühl
  • häufiges Wasserlassen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Müdigkeit, Antriebslosigkeit
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit – Ärzte bezeichnen dies als diabetisches Koma.

Die Menge an Ketonkörper im Blut oder Urin können selbst Diabetiker testen. Schnelles Handeln und ein rascher Arztbesuch sind gefragt. Bei starken Beschwerden rufen Sie den Notarzt unter 112. Die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme bei Überzuckerung ist es, möglichst schnell viel zu trinken. Ärzte können die Medikamente schließlich so anpassen, dass der Blutzucker wirksam sinkt. Manchmal ist ein Aufenthalt im Krankenhaus nötig, um den Blutzucker richtig einzustellen.

Was ist eine Unterzuckerung?2,3,4,5

Auch das Gegenteil – nämlich die Unterzuckerung oder Hypoglykämie – kann schnell gesundheitliche Probleme mit sich bringen. Die Blutzuckerkonzentration beträgt dann meist weniger als 50 mg/dl. Ist der Blutzuckerspiegel zu niedrig, fehlt dem Körper Zucker als wichtiger Energielieferant. Gefährdet sind besonders Diabetiker, die Insulin oder blutzuckersenkende Medikamente überdosieren oder sich im Alltag anders als geplant verhalten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Sie:

  • sich stärker körperlich belasten, als sie eigentlich wollten,
  • eine Mahlzeit aufschieben oder ganz auslassen,
  • unter einem Magen-Darm-Infekt leiden,
  • zu viel Alkohol konsumieren.

In diesen und anderen Fällen kann die verabreichte Insulin- oder Medikamentenmenge zu hoch sein – der Blutzucker sinkt zu stark ab.

Symptome einer Unterzuckerung2,3,4,5

Eine Unterzuckerung macht sich zum Beispiel anhand folgender Symptome bemerkbar:

  • schneller Puls, Herzklopfen
  • Schwitzen
  • Zittern, weiche Knie
  • Unruhe, Nervosität
  • Angstgefühle
  • Heißhunger
  • Blässe
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit
  • Krämpfe, Bewusstlosigkeit

Die Symptome sind meist umso stärker, je niedriger der Blutzucker ist. Aber nicht jeder Diabetiker erlebt sämtliche Beschwerden zugleich. Messen Sie immer Ihren Blutzucker, um sicher zu gehen. Die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme ist: Traubenzucker essen! Alternativ trinken Sie eine zuckerhaltige Limonade (nicht mit Süßstoff!) oder Fruchtsaft. Die Glukose entspricht schnell verfügbaren Kohlenhydraten und lässt den Blutzucker in der Regel rasch wieder ansteigen. Anschließend nehmen Sie eine Mahlzeit oder einen Snack ein.

Bei Bewusstlosigkeit sollte ein (zuvor geschulter) Angehöriger Glukagon injizieren, um die Blutzuckerwerte wieder nach oben zu bringen. Falls Sie nicht Bescheid wissen, rufen Sie sofort den Notarzt unter 112.

Quellen: