Fakten zur Wirksamkeit von Antibiotika

13.12.2019 | Gesundheitstipps

Antibiotika sind hochwirksame Medikamente, die gezielt gegen Bakterien verordnet werden. Doch sie helfen nicht bei jeder Infektionskrankheit, etwa einer Erkältung. Zudem können Bakterien Resistenzen entwickeln – dann sind viele Antibiotika wirkungslos.

Antibiotika sind aus der Medizin nicht wegzudenken. Die Medikamente sind äußerst wirksam im Kampf gegen Bakterien aller Art, weil sie die Krankheitserreger abtöten oder ihre Vermehrung verhindern. Was viele nicht wissen: Gegen Viren, etwa bei einer Grippe oder Erkältung, können Antibiotika nichts ausrichten, weil sie nur gezielt Bakterien bekämpfen. Doch Ärzte verschreiben ihren Patienten viel zu oft Antibiotika – auch dann, wenn sie die Medikamente gar nicht bräuchten. Umgekehrt erwarten viele Patienten die Verordnung von Antibiotika, wenn sie mit einem Infekt zum Arzt gehen.1,2,3

Gefahr von Antibiotikaresistenzen: wirkungslose Medikamente1,2,3,4

Die Folge ist, dass einige Krankheitserreger resistent gegen die Arzneien werden – dann wirken viele gängige Antibiotika nicht mehr1. Dieser Prozess der Resistenzentwicklung ist weltweit im Gang. Jeder Einsatz von Antibiotika erhöht das Risiko für Resistenzen: Empfindliche Bakterien werden abgetötet, während die unempfindlichen Keime überleben und sich weiter vermehren. Daher kommen antibiotika¬resistente Erreger häufig dort vor, wo Ärzte oft und viele Antibiotika einsetzen, zum Beispiel in Kliniken. Aber auch viele Landwirte verwenden Antibiotika in der Tierhaltung. Wer zu oft, zu lang oder unsachgemäß Antibiotika einnimmt, begünstigt die Entstehung und Verbreitung resistenter Erreger.

Ärzte verschreiben weniger Antibiotika5,6

Eine aktuelle Studie ergab, dass niedergelassenen Ärzte nun zurückhaltender geworden sind beim Einsatz von Antibiotika: Die Verschreibungszahlen sind im Schnitt um insgesamt 21 Prozent gesunken. Besonders rückläufig waren die Zahlen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Experten vermuten den Grund dafür in den zahlreichen bundesweiten Initiativen für einen gezielteren Antibiotikaeinsatz. Sie sind auch unter dem englischen Namen „Antibiotic Stewardship Initiative“ bekannt.

Welche Bakterien entwickeln oft Resistenzen?2,3

Besonders oft werden Enterokokken und Staphylokokken resistent gegenüber Antibiotika. Gut bekannt ist der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, abgekürzt MRSA. Staphylokokken besiedeln bevorzugt die Haut und Schleimhäute. Wenn sie in offene Wunden gelangen, können sie Infektionen verursachen. Aber auch unter anderen Bakteriengattungen gibt es inzwischen resistente Stämme. Beispiele dafür sind Escherichia coli, Klebsiellen oder Pseudomonaden.

Antibiotikaresistenzen – für wen sind sie besonders gefährlich?1,2

Ein Erreger, der gegen Antibiotika resistent geworden ist, lässt sich meist schwieriger behandeln. Dann kann die Erkrankung mit einigen Komplikationen verlaufen. Ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit resistenten Erregern haben vor allem Personen mit:

  • einem geschwächten Immunsystem, etwa nach einer Organtransplantation, einer Operation, bei einer Krebserkrankung (Chemotherapie), bei Diabetes oder einer Autoimmunerkrankung (z.B. Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis),
  • einem nicht ausgereiften Immunsystem – Babys und Kinder,
  • nachlassenden Abwehrkräften bei Senioren.

Eine Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) ergab, dass allein in Deutschland jedes Jahr rund 2.400 Menschen an einer Infektion mit multiresistenten Erregern sterben. In Europa beläuft sich die Zahl auf etwa 33.000 Tote.

Wann Antibiotika einnehmen, wann nicht?7,8

Grundsätzlich gilt, dass man Antibiotika immer so sparsam wie möglich einsetzen sollte. Bei einer Erkältung können sie zum Beispiel nichts ausrichten, weil die Verursacher Erkältungsviren sind. Auch bei einer Grippe, bei der Grippeviren am Werk sind, helfen die Medikamente nicht. Das Gleiche gilt für Durchfallerkrankungen, an denen zum Beispiel oft Noroviren oder Rotaviren schuld sind. Antibiotika können weder die Symptome lindern noch die Dauer der Erkrankung verkürzen.

Manche Menschen ziehen sich allerdings aufgrund ihres geschwächten Immunsystems eine zusätzliche Infektion mit Bakterien zu. In diesem Fall sind Antibiotika eventuell eine Möglichkeit der Behandlung.

Antibiotika helfen bei allen Infektionskrankheiten, an denen hauptsächlich Bakterien beteiligt sind. Einige Beispiele:

  • Harnwegsinfekte/Blasenentzündung – bei leichteren Beschwerden sind sie jedoch oft nicht notwendig9
  • Kinderkrankheiten wie Scharlach (nicht Masern!)
  • Lungenentzündung
  • Mandelentzündung
  • eitrige Hautentzündungen
  • Lyme-Borreliose (durch Zecken)

Antibiotika richtig anwenden – Tipps8

  • Nehmen Sie das Antibiotikum immer so lange ein, wie Ihr Arzt es Ihnen verordnet hat. Wenden Sie es auch dann weiter an, wenn die Symptome nachlassen und Sie sich besser fühlen. Sonst bleiben Bakterien übrig, die sich erneut vermehren können – dann flammt die Erkrankung wieder auf.
  • Nehmen Sie das Antibiotikum zu den angegebenen Tageszeiten ein, am besten mit Wasser. Fragen Sie Ihren Arzt zur richtigen Einnahme und lesen Sie den Beipackzettel.
  • Ein Antibiotikum besitzt Nebenwirkungen – wie jedes Medikament. Sagen Sie Ihrem Arzt, wenn Sie ungewöhnliche Symptome und Beschwerden nach der Einnahme erleben.
  • Auch wenn Sie unter den gleichen Beschwerden wie ein Familienmitglied leiden – nehmen Sie nicht auf eigene Faust Tabletten einer anderen Person ein. Es könnte bei Ihnen etwas ganz anderes dahinter stecken. Und zuletzt: Erwarten Sie nicht, dass Ihr Arzt Ihnen immer sofort ein Antibiotikum verschreibt, etwa bei einer einfachen Erkältung. Antibiotika sind hier nutzlos.

Quellen: