Glatt erfunden? Fünf Mythen rund um das Bindegewebe

06.07.2020 | Gesundheitstipps

Was hilft gegen ein schwaches Bindegewebe? Wir verraten Ihnen, welche Mittel gegen Cellulite, Dehnungsstreifen, Winkearm & Co. helfen – und welche nicht.

Wenn unser Bindegewebe schlapp macht, drohen Orangenhaut, Dehnungsstreifen, Krampfadern und „Winkearme“. Die häufigsten Gründe für ein schwaches Bindegewebe sind die natürliche Hautalterung, Hormonschwankungen oder eine verminderte Kollagenbildung. Aber auch Krankheiten, eine falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Medikamente können eine Bindegewebsschwäche begünstigen. Frauen sind wesentlich häufiger davon betroffen als Männer. Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Bindegewebe straff halten – und auf welche Maßnahmen Sie getrost verzichten können.

Was ist Bindegewebe?

Das Bindegewebe durchzieht unseren ganzen Körper. Es macht 60 Prozent unserer Körpermasse aus und bildet ein flexibles Gerüst, das unsere gesamte Unterhaut durchzieht. Zum größten Teil besteht das Bindegewebe aus wässriger Zellmasse, der sogenannten extrazellulären Matrix, aus elastischen Fasern und Kollagen. Das Bindegewebe umschließt und schützt alle Organe und Muskeln. Es hält die Muskeln und Organe an ihrem Platz und polstert Knochen und Sehnen. Außerdem schützt es unsere Nerven, Knochen, Lymph- sowie die Blutgefäße. Darüber hinaus hilft es bei der Abwehr von Krankheitserregern und versorgt unseren Körper mit lebenswichtigen Nährstoffen.

Symptome einer Bindegewebsschwäche

Wenn die Elastizität des Bindegewebes nachlässt, sprechen Fachleute von einer Bindegewebsschwäche. Sie entwickelt sich meist langsam. Typische Anzeichen für eine Gewebeschwäche sind:

  • schlaffe Haut,
  • Besenreißer,
  • Krampfadern,
  • Hämorrhoiden und
  • unschöne Dellen an den Oberschenkeln.

Faktencheck: Fünf Mittel gegen Bindegewebsschwäche

Gegen Cellulite und Co. ist bis jetzt kein Kraut gewachsen. Ob das Bindegewebe straff bleibt oder erschlafft, ist vor allem eine Frage der Gene. Aber Sie können eine Bindegewebsschwäche verlangsamen. Welche Maßnahmen helfen? Ein Faktencheck.

Mythos 1: Kann ich mit einem Rosenquarz-Roller Cellulite wegrollen?

Nein. Die Beautywelt schwört zwar seit einiger Zeit auf Rosenquarz- oder Jade-Massage-Roller. Rosenquarz und Jade gelten als Heilsteine. Die Roller sollen die Durchblutung anregen, das Bindegewebe elastisch halten und die Bildung von Elastin und Kollagen stimulieren. Jade- und Rosenquarz-Roller sollen sogar einen Lymphdrainage-Effekt haben und Flüssigkeitsansammlungen und Schwellungen auflösen. Leider ist das alles nur esoterischer Hokuspokus. Bis jetzt gibt es keine seriösen Erkenntnisse, die die Heilkraft der vermeintlichen Wunderroller belegen. Eine einfache Körperbürste hat einen besseren Effekt. Einfach die problematischen Stellen in kreisenden Bewegungen massieren.

Mythos 2: Cremes und Ölen straffen das Bindegewebe

Nein. Auch bei Cremes, Ölen und Lotionen dürfen Sie keine Wunder erwarten. Denn selbst als „hautstraffend“ angepriesene Produkte wirken nur auf der Hautoberfläche. Keines der Kosmetika ist in der Lage, in tiefere Gewebeschichten einzudringen. Allerdings hat regelmäßiges Einmassieren einen durchblutungsfördernden Effekt und es stimuliert das Bindegewebe. Pflegeprodukte mit Koffein oder Guarana regen die Durchblutung zusätzlich an.

Lesetipp:  Hauttyp - So pflegen Sie Ihre Haut richtig.

Mythos 3: Wechselduschen sind gut gegen Cellulite

Teilweise! Wechselduschen sollen das Bindegewebe tatsächlich straffen und stärken – vorausgesetzt Sie wenden Wechselduschen täglich an. Wechselduschen regen den Stoffwechsel und den Kreislauf an. Beginnen Sie bei den Füßen und bewegen Sie den Strahl weiter nach oben. Wiederholen Sie das Procedere auf jeder Seite fünfmal im Wechsel. Immer mit warmem Wasser anfangen und mit kaltem Wasser abschließen.

Mythos 4: Sport hilft gegen Cellulite & Co.

Ja! Ganz klar ist Sport gut für unser Bindegewebe. Bewegung aktiviert unseren Stoffwechsel, die Durchblutung und fördert den Abtransport angestauter Flüssigkeit. Sport verändert zwar nicht die Struktur unseres Bindegewebes, aber Bewegung stärkt die umliegenden Muskeln. Und davon profitiert das Bindegewebe. Besonders gut geeignet sind Wassergymnastik, Schwimmen oder Radfahren.

Mythos 5: Schlanke Frauen bekommen keine Orangenhaut

Nein, das stimmt leider nicht. Orangenhaut ist schließlich keine Erkrankung, sondern das natürliche Fettdepot bei Frauen. Das hat die Natur so angelegt, damit Frauen während einer Schwangerschaft schnell Fett einlagern und wieder abrufen können.

Was hilft tatsächlich bei einer Bindegewebsschwäche?


Ganz gleich, ob Sie genetisch vorbelastet sind oder nicht. Mit diesen Maßnahmen können Sie Ihr Bindegewebe in jedem Fall stärken:

  • gesund leben
  • nicht rauchen
  • viel Trinken (Wasser, ungesüßte Tees)
  • ausgewogen ernähren
  • auf gesundes Gewicht achten
  • ausreichend Schlaf
  • Stress reduzieren
  • die Sonne nur in Maßen genießen (Lesetipp: Sonnencremes)

Quellen:

  • Yael Adler (2016)
    Haut nah: Alles über unser größtes Organ
    Droemer Knaur Verlag. München
  • Burmeister, Stefanie (2019)
    Goodbye Cellulite
    Südwest Verlag. München.