Immer mehr psychische Erkrankungen bei Schülern und Lehrern

13.03.2020 | Gesundheitstipps

Sind Burn-out und Depression reine Modediagnosen? Oder nehmen psychische Erkrankungen bei Schülern und Lehrern tatsächlich zu? Lesen Sie hier, was hinter der Häufung der Diagnosen steckt.

Die Lebenswelt von Schülern und Lehrern wandelt sich in einem atemberaubenden Tempo. Und das hat Folgen für ihre körperliche und psychische Gesundheit. Die Diagnosen Burn-out und Depression werden immer häufiger gestellt. Fachleute vermuten hinter dem rapiden Anstieg an Diagnosen auch eine gesellschaftlich gestiegene Sensibilität für das Thema. Psychische Erkrankungen werden heute nicht mehr so tabuisiert wie noch vor ein paar Jahren.1

Psychische Störungen bei Schülern nehmen zu

Etwa 12 von 100 Menschen erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung.2 Auch Kinder und Jugendliche können bereits in der Schulzeit eine depressive Periode durchleben. In der aktuellen Bella-Studie zeigen nach Angaben der Eltern 11 von 100 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren Anzeichen einer Depression. Im Selbstbericht nannten sogar 16 von 100 Kindern und Jugendlichen entsprechende Symptome.3 Laut einer Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse leiden hochgerechnet auf ganz Deutschland etwa 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren an einer Depression. Das sind etwa zwei Kinder pro Klasse.4

Ursachen für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen5,6

  • Stress
  • Leistungsdruck durch Schule und Eltern
  • Versagensängste
  • eine dauerbeschleunigte Gesellschaft und digitale Reizüberflutung
  • Mobbing (in sozialen Netzwerken)
  • Streit mit Mitschülern, Konkurrenzdruck
  • gesellschaftlicher Druck durch Medien und Influencer (Schlankheitsideale)
  • Geldsorgen, familiäre Probleme (Scheidung der Eltern)

Schule an sich ist kein Auslöser von psychischen Erkrankungen wie einer Depression. Die Schule kann persönliche Probleme allerdings verstärken. Zum Beispiel durch die Wahl des falschen Schultyps, schulische Misserfolge, ein negatives Klassenklima, Schulstress und Überforderung. Psychische Probleme können zu Lernproblemen, Leistungsversagen in der Schule und Begleiterkrankungen wie Sucht oder Essstörungen führen. Mögliche langfristige Folgen sind weitere psychosoziale Einschränkungen bis hin zum Suizid.

Welche Präventionsmaßnahmen sind sinnvoll?

Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) fordert schon länger mehr Aufmerksamkeit für die psychische Gesundheit von Schülern. Generell ist die Schule ein guter Ort für die Prävention und die Vermittlung von Hilfe. Um das Risiko für eine Depression zu senken, ist es erst einmal sinnvoll, bestimmte negative Einflüsse zu vermeiden und/oder den Umgang damit zu erlernen. Zu den Schutzfaktoren in der Schule zählen:

  • stabile Bindungen,
  • ein gutes Klassenklima.
  • soziale Unterstützung,
  • Kenntnisse zum Umgang mit Stress,
  • Kohärenzgefühl (Gefühl haben, den Anforderungen gewachsen zu sein),
  • Wissen.

Droht immer mehr Lehrern der Burn-out?7,8

Lehrkräfte gelten als besonders anfällig für Burn-out, Depressionen und andere psychische Erkrankungen. Laut Gutachten des Aktionsrats Bildung sollen 30 Prozent der Beschäftigten im Bildungswesen unter psychischen Problemen leiden. Ein Viertel gilt als Risikogruppe. Nach Angaben der AOK hat sich die Krankheitslast aufgrund von Burn-out-Diagnosen in den letzten zehn Jahren mehr als vervierfacht. Und das ist nicht verwunderlich:

  • Seit Jahren nimmt bei Lehrern die Arbeitsbelastung kontinuierlich zu.
  • Die Aufgaben von Lehrern werden immer komplexer.
  • Lehrer sind schon lange nicht mehr nur reine Wissensvermittler, sondern gleichzeitig Lerncoach, Psychologe und Sozialarbeiter.
  • Parallel dazu müssen Lehrkräfte bildungspolitische Reformen umsetzen – und das neben G 8, einem straffen Lehrplan und immer heterogeneren Lerngruppen.
  • Die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams und die zum Teil extreme Anzahl an Überstunden machen die Arbeit nicht leichter.

Was schützt Lehrkräfte vor Burn-out und Depression?

Burn-out ist, anders als eine Depression, keine eigenständige Erkrankung. Zu einem Burnout kommt es meist, wenn mehrere, auch private Risikofaktoren zusammenkommen. Besonders gefährdet sind überengagierte Lehrer mit geringer Widerstandskraft sowie resignierte Lehrer ohne Widerstandskraft und Initiative. Warum sind einige Lehrkräfte resistenter gegen Überlastung als ihre Kollegen? Untersuchungen können erklären, woran das liegt:

  • So trägt eine optimistische Selbstüberzeugung dazu dabei, belastende Herausforderungen besser zu bewältigen.
  • Eine präventive Wirkung haben Hobbys oder stabile soziale Kontakte zu Freunden und in der Familie.
  • Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Yoga oder Tai-Chi können helfen, einem Burn-out vorzubeugen.

Quellen: