Mikroplastik: Was richtet es im Körper an?

08.01.2019 | Gesundheitstipps

Im Wasser, in der Luft, in den Tieren, die wir essen – Mikroplastik scheint überall zu sein. Stecken die Kunststoffpartikel auch in unserem Körper und schadet das der Gesundheit?

Ein verendeter Wal, in dessen Kadaver Fischer sechs Kilo Plastikmüll fanden. Tote Wasservögel, den Bauch vollgestopft mit Kunststoffschnipseln. Solche Bilder schockieren. Viel schockierender noch ist das Ausmaß dessen, was wir Verbraucher nicht sehen: Laut Umweltbundesamt landen rund sechs bis zehn Prozent der weltweiten Produktion (rund 300 Millionen Tonnen) an Kunststoff in den Weltmeeren – davon in Europa allein 3,4 bis 5,7 Millionen Tonnen pro Jahr. Mittlerweile hat eine Studie Mikroplastik auch in unserem Körper nachgewiesen.1

Nehmen wir Plastik mit unserem Essen auf?

Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR)2 berichtet über Untersuchungen, die Mikroplastik in Fischen, Muscheln und Krebsen entdeckt haben. Der überwiegende Teil der Studien habe Kunststoff im Verdauungstrakt der Tiere gefunden, den wir meist nicht mitessen. Allerdings können die Partikel über Muscheln und kleine Meerestiere auf unsere Teller kommen – und über Krustentiere und kleine Fische wie Sardinen, die wir oft samt Magen und Darm verspeisen. Auch in Honig, Bier und Mineralwasser wurde offenbar Mikroplastik gefunden. Allerdings gibt es noch keine relevanten Studien zu diesem Thema und damit auch keine Rückschlüsse auf die durchschnittlichen Gehalte in Lebensmitteln, die sich auf dem deutschen Markt befinden.

Plastikpartikel in menschlichen Ausscheidungen nachgewiesen

Österreichische Wissenschaftler haben in einer im Oktober 2018 veröffentlichten Pilotstudie erstmals Mikroplastik im Stuhl von Menschen nachgewiesen.3 Sie fanden Kunststoffpartikel in den Proben aller acht Probanden. Aufgrund der geringen Zahl der Stuhlproben und weil nicht klar ist, woher das Mikroplastik stammt, ist diese Untersuchung allein noch nicht aussagekräftig. Einen Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten konnten die Wissenschaftler nicht herstellen. Unter Umständen bedeutet das Ergebnis nur, dass Menschen Mikroplastik aus der Nahrung zwar aufnehmen, dass es aber nicht im menschlichen Organismus bleibt, sondern mit dem Stuhl wieder ausgeschieden wird.

Der Fund der österreichischen Forscher überrascht das BfR nicht. "Die Aufnahme von Mikroplastik in den Magendarmtrakt und damit der Nachweis im Kot ist erwartbar, da etwa Zahnpasta mit Mikroplastik auch versehentlich verschluckt werden kann oder Lebensmittel mit solchen Teilchen kontaminiert sein können", teilte das Bundesinstitut der Deutschen Presse-Agentur mit.4

Wie Sie Mikroplastik meiden können

Wie gefährlich Mikroplastik für uns ist, wissen wir noch nicht. Doch kann jeder Verbraucher durch sein persönliches Verhalten und seine Einkaufsgewohnheiten dazu beitragen, die Plastikemissionen zu verhindern. Im Internet finden sich eine Menge Hinweise dazu, wie Sie beispielsweise Kunststoff allgemein einsparen5 und Mikroplastik in Kosmetikprodukten6 und in Kleidung vermeiden.7

Hier die wichtigsten Tipps:

  • Nutzen Sie keine Einwegprodukte wie Plastikbecher, -teller, -besteck.
  • Kaufen Sie in „Unverpackt“-Läden. Nehmen Sie zum Gemüsehändler, zum Bäcker und in die Metzgerei Behälter für Ihre Waren mit.
  • Nutzen Sie Mehrwegtaschen, beispielsweise Stoffbeutel, und nehmen Sie eine Trinkflasche mit, die Sie auffüllen.
  • Trinken Sie Kaffee „to stay“ in der Porzellantasse statt „to go“ im Plastikbecher.
  • Achten Sie auf Mikroplastik in Kosmetik: Acrylate Copolymer (AC), Polyamide (PA), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Siloxane bezeichnen Plastikzusätze.

Wie schadet Mikroplastik unserem Körper?

Bisher ist nicht klar, ob und wie Mikroplastik auf unsere Gesundheit wirken könnte. Es gibt verschiedene Hypothesen:

  • Die wichtigste beschreibt das Umweltbundesamt (UBA) auf seiner Webseite: „Zusatz- und Schadstoffe können sich mit potenziell krebserregender und erbgutverändernder Wirkung und sonstigen Auswirkungen im Körpergewebe anreichern. Diese Eigenschaften könnten zu einer Anreicherung von Schadstoffen in der Nahrungskette führen und möglicherweise auch Relevanz für den menschlichen Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten haben." Wer besonders viel verunreinigtes Mikroplastik aufnimmt, bekommt auch viele Schadstoffe ab.8
  • Eine weitere Hypothese ist, dass Mikroplastik verschiedene Zellbarrieren überwinden, in die Körperzellen eindringen und dort Entzündungen auslösen könnte. Plastikpartikel aus der Luft schädigen möglicherweise das Lungengewebe, geschluckte Teilchen sammeln sich womöglich in Lymphknoten des Darms.9

Aussagekräftige Studien, die aufdecken, was Mikroplastik in unserem Organismus anrichtet und bereits angerichtet hat, fehlen noch.

Quellen: