Notruf 112: Im Notfall richtig handeln

13.12.2021 | Gesundheitstipps

Ein medizinischer Notfall hält sich nicht an Öffnungszeiten. Und er ereignet sich selten im Krankenhaus. Den Notruf 112 sollten Sie nur bei akuter Lebensgefahr wählen. Zum Beispiel bei einem Herzinfarkt oder einem schweren Unfall. Ansonsten rufen Sie außerhalb der Sprechstunde den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Der ärztliche Bereitschaftsdienst hat die Nummer 116117. In diesem Artikel erfahren Sie, wann Sie die Nummer 112 anrufen und auf was Sie dabei achten müssen.

Was ist der Notruf 112?

Die Notrufnummer 112 ist eine europaweite Notfallnummer. Über die Notrufnummer 112 erreichen Sie die Rettungsleitstelle. Also den Krankenwagen-Notruf und die Feuerwehr. Die Rettungsleitstelle koordiniert die Einsätze des Rettungsdienstes. In der Rettungsleitstelle sitzt speziell geschultes, meist mehrsprachiges Personal.

Was muss ich bei einem Notruf beachten?

Es ist wichtig, dass Sie der Rettungsleitstelle möglichst genau schildern, was passiert ist. Das hilft dem Rettungsdienst, den Umfang der notwendigen Maßnahmen einzuschätzen und das Rettungspersonal sowie die geeigneten Rettungsmittel zu schicken.Noch während Sie mit dem Mitarbeiter der Rettungsdienststelle telefonieren, laufen im Hintergrund die ersten Maßnahmen an. Diese Fragen sollten Sie am Telefon beantworten:

  • Wo befinden Sie sich? Alles zählt: Straße, Hausnummer, Ort, Fabrikgebäude, Zufahrtswege, Stockwerk
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Personen sind betroffen?
  • Welche Verletzungen/Symptome liegen vor?
  • Ist die betroffene Person ansprechbar?
  • Besteht Lebensgefahr?
  • Wer meldet den Unfall?

Im Gespräch werden Sie auch nach einer Rückrufnummer gefragt. Das ist wichtig, falls die Verbindung unterbrochen wird.

Wann wähle ich den Notruf?

Bei einem Notfall ist schnelles Handeln gefragt. Manchmal sind mehrere Ersthelfer zur Stelle. Sprechen Sie sich vor Ort ab, wer den Rettungsdienst anruft. Eine zügige, fachgerechte Versorgung kann Leben retten. Die Notrufnummer 112 wählen Sie immer dann, wenn lebensrettende Maßnahmen notwendig sind. Im Zweifel lieber einmal zu viel, als zu wenig. Zum Beispiel bei:

  • Lebensgefahr (Atemstillstand, Herz-Kreislauf-Versagen, allergischem Schock, starken Verbrennungen, starke Blutungen),
  • akuter Atemnot (bei Asthmaanfall),
  • schweren Unfallverletzungen,
  • Anzeichen eines Herzinfarkts (Brustenge, kalter Schweiß),
  • Anzeichen eines Schlaganfalls (Sprachstörungen, einseitige Lähmungen),
  • Vergiftungen
  • und wenn Sie die Situation nicht einschätzen können, sie aber lebensbedrohlich sein könnte.

Auch bei Bränden wählen Sie die 112. Das ist gleichzeitig die Notrufnummer der Feuerwehr – nicht für die Polizei. Für Polizei-Notrufe nutzen Sie die kostenlose Telefonnummer 110.

Bei Notruf nicht vorschnell auflegen!

Eventuell hat die Rettungsleitstelle nach Ihren ersten Angaben weitere Fragen. Versuchen Sie, diese so gut wie möglich zu beantworten. Und haben Sie keine Angst. Sie können nichts falsch machen. Die Mitarbeiter der Leitstellen sind zudem gut geschult und lassen Sie nicht allein, bis die Rettungskräfte eintreffen. Wenn nötig erklärt Ihnen das Personal der Rettungsleitstelle notwendige Erste-Hilfe-Maßnahmen. Das geht bis zur telefonischen Reanimation. Ganz wichtig: Legen Sie bei einem Notruf erst auf, wenn Sie alle wichtigen Informationen durchgegeben haben. Die Rettungsstelle sagt Ihnen, wann Sie auflegen können.

Wie kann ich einen Notruf absetzen?

Sie erreichen die Rettungsstelle europaweit unter der einheitlichen Nummer 112: die Nummer gilt für das Festnetz und für Handys. Der Anruf vom Festnetz oder Mobiltelefon ist gebührenfrei. Sie können diese Nummer sogar mit einem fremden Handy anrufen, das gesperrt ist. Die Nummer 112 funktioniert in Deutschland in den allermeisten Fällen, auch wenn Sie mit Ihrem Mobiltelefon keinen Empfang haben. Das Mobiltelefon wählt sich bei einem Notruf immer in das nächste verfügbare Netz ein – selbst wenn es nicht Ihr eigenes ist. Ist keines der drei großen deutschen Mobilfunknetze verfügbar, können Sie keinen Notruf absetzen. Ändern Sie in diesem Fall Ihre Position. Oft genügen einige Meter Fußweg und Sie haben wieder Empfang.

Neu: Kein Notruf ohne gültige SIM-Karte

Im Gegensatz zu früher ist es heute nicht mehr möglich, einen Notruf ohne gültige SIM-Karte über das Mobiltelefon abzusetzen. Ein Guthaben bei Prepaid-Karten ist dagegen nicht erforderlich.

Ist der Notruf 112 europaweit kostenfrei?

Ja, die europaweit einheitliche Notrufnummer ist kostenfrei. Inzwischen ergänzt die Notrufnummer 112 in vielen Ländern bereits bestehende Notrufnummern. Sie können die Notrufnummer 112 in diesen Ländern ohne Vorwahl von Ihrem Mobiltelefon oder vom Festnetz einschließlich öffentlicher Telefone anrufen. Gut zu wissen: Den europaweiten Notruf können Sie auch in vielen Staaten außerhalb Europas über das Mobiltelefon anrufen. Das Deutsche Rote Kreuz rät, sich vor Reisebeginn mit den landesüblichen Notrufnummern vertraut zu machen.

Muss ich in einem Notfall helfen?

a, Sie müssen in einem Notfall helfen. Wenn Sie bei einem Notfall keine Hilfe leisten, obwohl es gefahrlos möglich wäre, machen Sie sich laut §323c Strafgesetzbuch wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar. Von Laien wird allerdings nicht erwartet, dass sie sich für die Hilfeleistung in erhebliche Gefahr begeben. In der Regel haben Laien Ihre Pflicht mit dem Absetzen eines Notrufs erfüllt.

Notruf: Gezielter Missbrauch ist strafbar

Bei einem Notruf können Sie im Prinzip nur eines falsch machen: ihn gezielt und wissentlich missbrauchen. Der gezielte Missbrauch des Notrufs ist strafbar. Schließlich binden Sie damit Ressourcen, die dann bei einem echten Notfall fehlen. Rufen Sie also bitte nicht den Rettungsdienst an, wenn Sie Bauchweh haben, die Temperatur Ihres Kindes leicht erhöht ist oder der Nachbarshund zu laut bellt. Bei Missbrauch ist es möglich, dass Sie die Einsatzkosten selbst tragen müssen. Wenn Sie bei einem echten Notfall statt der 112 die 110 (Polizei) wählen, ist es nicht so schlimm. Ihr Anruf wird von der zuständigen Zentrale an die richtige Stelle weitergeleitet.

Notruf: Die wichtigsten Notrufnummern (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst) in Deutschland

Info

Die seit 1973 deutschlandweit gültigen Notrufnummern 110 und 112 gehen auf die Initiative von Siegfried Steiger zurück. Der Vater verlor seinen achtjährigen Sohn Björn bei einem Unfall. Die Rettungskräfte trafen zu spät an der Unfallstelle ein. Denn damals gab es noch keine zentralen Notrufnummern. Siegfried Steiger gründete daraufhin die Björn-Steiger-Stiftung mit dem Ziel, die Kommunikation im Rettungsdienstwesen zu verbessern. Mit europaweitem Erfolg!

Quellen: