Schadstoffausstoß – unsichtbare Gefahr für die Lunge

21.02.2019 | Gesundheitstipps

Luftverschmutzung fordert nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich weltweit 4,2 Millionen Tote. Kleine Schadstoffpartikel verursachen Lungenerkrankungen, schaden aber auch dem Herzen und dem Gehirn.

Sauerstoff bedeutet Leben. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass wir alle reine Luft atmen. Doch das ist es nicht. Europas Bürger haben durch Schadstoffe in der Luft eine durchschnittlich mehr als acht Monate kürzere Lebenserwartung. Über 90 Prozent der EU-Bevölkerung in den Städten leben mit Feinstaub- und Ozonwerten, die die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) überschreiten.1

Fast ein Drittel der Stadtbewohner ist einer größeren Belastung ausgesetzt, als es die EU-eigenen Vorgaben vorsehen. Dabei erlaubt die EU sogar 2,5-mal höhere Werte, als die WHO empfiehlt. Die höchste Belastung lässt sich an großen Straßen und in Häfen messen. Der Wind allerdings kann Feinstaub aus Großstädten bis zu 500 Kilometer weit übers Land verteilen.2

Die gefährlichsten Schadstoffe in der Luft3

Unter anderem bei der Verbrennung von Kraftstoffen und Heizmitteln entstehen diverse Schadstoffe und Klimagifte. Die wichtigsten sind

  • Kohlendioxid
  • Kohlenmonoxid
  • Stickoxid
  • Schwefeldioxid
  • Benzol
  • Feinstaub4
  • Ozon

Weiter gibt es Emissionen toxischer Metalle: Auch sie bedrohen unsere Gesundheit. Quecksilber und Blei geraten in den Blutkreislauf und führen zu Schäden am Gehirn und weiteren Organen. Arsen, Chrom, Nickel und Kadmium können Lungenkrebs verursachen.

Wie können wir unsere Luft verbessern?

Jeder von uns muss atmen, keiner kann der belasteten Luft entgehen. Schadstoffemissionen sind nicht nur ein regionales Problem in Ballungszentren, Industriezonen und an vielbefahrenen Straßen. Viele Stoffe verteilen sich grenzüberschreitend über lange Strecken. Deshalb ist es notwendig, dass sich alle Regierungen länderübergreifend verpflichten, für ihre Bürger gesunde Lebensverhältnisse zu schaffen.5

Und natürlich kann jeder von uns, indem er sein eigenes Handeln überdenkt, einen Beitrag für saubere Luft leisten6:

Im Verkehr:

  • Vermeiden Sie Autofahrten, gehen Sie öfter zu Fuß, steigen Sie aufs Rad um, auf öffentliche Verkehrsmittel, bilden Sie Fahrgemeinschaften.
  • Stellen Sie im Stand den Motor ab.
  • Drosseln Sie das Tempo, setzen Sie auf niedrigtouriges Ecodriving.
  • Planen Sie Ferien in der Nähe, fahren Sie mit dem Zug zu Ihrem Urlaubsort, vermeiden Sie zu fliegen.

Zu Hause:

  • Senken Sie die Raumtemperatur um ein paar Grad.
  • Lüften Sie richtig: nur kurz und stoßweise.
  • Lassen Sie Fenster, Türen und Fassaden besser dämmen.
  • Lassen Sie die Heizung warten und tauschen Sie eine alte Heizanlage durch moderne Technik aus.
  • Produzieren Sie weniger Abfall, achten Sie schon beim Einkauf darauf.
  • Trennen Sie den Müll, kompostieren Sie.
  • Kaufen Sie regionale Produkte ohne lange Transportwege.

Diese Krankheiten drohen

Etwa 95 Prozent der Weltbevölkerung leben in Regionen, wo die Feinstaub¬konzen¬tration den Grenzwert der WHO überschreitet.7

Ist die Luft mit Feinstaub belastet, inhalieren wir mit jedem Atemzug Millionen von Schadstoffpartikeln. Auf diesen ständigen Reiz reagieren nicht nur die besonders betroffenen Risikogruppen, sondern auch gesunde Erwachsene. Unsere Atemwege können sich eigentlich gegen Eindringlinge gut verteidigen. Härchen und Schleim in der Nase fangen größere Teile bis zehn Mikrometer ab und transportieren sie aus dem Körper. Feinstaub bis 2,5 Mikrometer überwindet jedoch diese Hürde, dringt in die Lunge vor und setzt sich dort fest. Gelangt zu viel davon in die Lunge, schafft der Körper es nicht mehr, sich dagegen zu wehren. Es können chronische Entzündungen entstehen, die die Krebsgefahr erhöhen. Ultrafeine Partikel (weniger als 0,1 Mikrometer) stoßen noch tiefer in den Körper vor: Über die Lungenbläschen gelangen sie ins Blut, von dort in alle Organe. Sie greifen die Blutgefäße und das Herz an, wo sie zu chronischen Entzündungen führen können. Sogar Schäden des Gehirns sind möglich.

Schadstoffausstoß mit Todesfolge

Die Luftverschmutzung und insbesondere die Feinstaubexposition hat nach Berechnungen8 eine größere Auswirkung auf die Lebenserwartung als Lungen- und Brustkrebs zusammengenommen.

Die weltweite Luftverschmutzung verantwortet9

  • 43 Prozent aller COPD-Fälle und ihrer Todesfolgen,
  • 29 Prozent aller Erkrankungen und Todesfälle durch Lungenkrebs,
  • 25 Prozent aller Herzerkrankungen und Todesfälle in Folge,
  • 24 Prozent aller Todesopfer durch Schlaganfall,
  • 17 Prozent aller Krankheitsfälle und Toten durch Atemwegsinfektionen.

In Deutschland gehen im Mittel jährlich etwa 44.900 vorzeitige Todesfälle auf die Feinstaubbelastung im ländlichen und städtischen Hintergrund zurück:

  • 11 bis 14 Prozent aller Todesfälle Erwachsener aufgrund Herz- oder Lungenerkrankungen
  • 16 bis 20 Prozent infolge von Lungenkrebs

Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle hat sich für die akuten Atemwegserkrankungen von Kindern unter fünf Jahren seit 2007 bis 2015 auf niedrigem Niveau kaum verändert.10

Quellen: