Schadstoffe in Kosmetika – was steckt drin?

15.05.2019 | Gesundheitstipps

Aluminium, Mikroplastik, Allergieauslöser oder Substanzen, die wie Hormone wirken – viele Kosmetika und Pflegeprodukte in deutschen Badezimmern sind kleine Schadstoffcocktails. Sie können sich auf die Gesundheit und Umwelt auswirken. Lesen Sie, welche Stoffe in welchen Produkten stecken und wie sie wirken.

Aluminium in Deos1

Aluminium ist im Alltag allgegenwärtig: Es ist im Trinkwasser, in Nahrungsmitteln, Verpackungen oder Geschirr enthalten. Viele Hersteller setzen außerdem den Antitranspirantien wie Roller, Stick, Creme oder Spray Aluminiumsalze zu. Aluminium verschließt eine Zeit lang die Ausführgänge der Schweißdrüsen und vermindert so das Schwitzen. Einige Untersuchungen haben Aluminium mit der Entwicklung von Brustkrebs und Alzheimer in Verbindung gebracht, während andere keinen Zusammenhang fanden. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (tolerable weekly intake, TWI) von 1 Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht über Lebensmittel festgesetzt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat jedoch festgestellt, dass die einmal tägliche Anwendung eines aluminiumhaltigen Antitranspirants auf gesunder Haut diese tolerierbaren Höchstmengen an Aluminium schon vollständig ausschöpfen könnte. Allerdings ist diese Abschätzung noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Denn bislang ist es ist unbekannt, wie viel Aluminium tatsächlich über die Haut in den Körper gelangt. Das BfR rät daher, aluminiumhaltige Deos bewusst und sparsam einzusetzen. Kosmetika seien eine vermeidbare und leicht identifizierbare Quelle von Aluminium (Inhaltsliste studieren!). Eine Alternative sind aluminiumfreie Deodorantien. Auch sollten Verbraucherinnen und Verbraucher aluminiumhaltige Antitranspirantien nicht auf geschädigter Haut anwenden, etwa bei Verletzungen nach einer Rasur.

Parabene: Hormonell wirksame Substanzen2,3,4

Manche Chemikalien in Kosmetika entfalten eine Wirkung, die der von natürlichen Hormonen sehr ähnlich ist. Etwa 800 Substanzen sollen diese Wirkungen besitzen.2 Oft setzen Hersteller sie ihren Produkten (Cremes, Lotionen, Sonnenschutzmitteln) in geringen Mengen als Konservierungsstoffe oder UV-Filter zu, weil sie kostengünstig sind. Rund ein Drittel der Kosmetika, die deutsche Läden verkaufen, enthalten hormonell wirksame Substanzen, berichtet der BUND 2013 in einer Studie.3 Sie greifen in den Hormonhaushalt ein und erzeugen ähnliche Effekte wie weibliche Geschlechtshormone, die Östrogene. So vermuten Forscher, dass sie die Spermienqualität vermindern, mit hormonbedingten Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs in Verbindung stehen oder bei Mädchen eine verfrühte Pubertät auslösen können. Besonders gefährlich sind sie für Schwangere, Ungeborene, Kleinkinder und Teenager in der Pubertät, weil sie eine gesunde Entwicklung stören können. Einige Beispiele für Substanzen in Kosmetika mit hormonähnlicher Wirkung:3

  • Parabene als Konservierungsmittel haben Forscher besonders im Visier. Doch nicht alle Vertreter dieser Substanzklasse sind bedenklich, wenn die Aufnahme bestimmte Grenzwerte nicht überschreitet.4 So gilt für Methyl- und Ethylparabe eine Konzentration von 0,4 Prozent, für Butyl- und Propylparabe von 0,19 Prozent als unbedenklich. Bei anderen Parabenen (Isopropyl-, Isobutyl-, Pentyl-, oder Phenylparaben) reichten die Studiendaten für eine Bewertung des gesundheitlichen Risikos nicht aus. Bis dahin solle man diese nicht verwenden, rät das BfR.
     
  • UV-Filter wie Ethylhexyl Methoxycinnamate (OMC), 4-Methylbenzylidene Camphor oder 3-Benzylidene Camphor
     
  • UV-Absorber: Bezophenone-1 und Benzophenone-2
     
  • Haarfärbemittel: Resorcin
     
  • Conditioner für Haut und Haare: Cyclotetrasiloxan
     
  • Schutz vor Bakterien: Borsäure

Eine Alternative sind Naturkosmetika, die ohne Parabene auskommen. Der BUND hat die App „FoxTox“ entwickelt, die Auskunft über die Inhaltsstoffe von mehr als 83.000 Körperpflegeprodukten gibt.

Duftstoffe als Allergene5

Duftstoffe sind in vielen Kosmetik- und Pflegeprodukten enthalten: Duschgels, Bodylotionen, Shampoos, Conditioner, Sonnenschutzmittel, Make-up oder Deos. Sie können Kontaktallergien auslösen sowie die Haut und Atemwege reizen. Nach Nickel sind Duftstoffe die zweithäufigsten Auslöser von Kontaktallergien. Die Haut reagiert dabei gereizt, sie rötet und entzündet sich. Duftstoffe besitzen ein unterschiedlich hohes allergieauslösendes Potenzial. Einige Beispiele:

  • Starke Allergene: Eichenmoos- und Baummoosextrakt, Ylang-Ylang, Muskatnussöl
     
  • Mäßige allergene Wirkung: Zimtaldehyd, Zimtalkohol, Zitronenöl, Lemongras, Farnesol, Hydroxycitronellal
     
  • Niedriges Allergiepotenzial: Benzylalkohol, Benzylbenzoate, Citronellol, Coumarin, Eugenol, Geraniol, Limonene

Duftstoffe geben die Hersteller meist als Sammelbezeichnung „Duft“ oder „Parfum“ auf dem Produkt an. Die genaue Zusammensetzung der Duftstoffe bleibt somit in der Regel geheim. Nur die 26 wichtigsten allergieauslösenden Duftstoffe müssen sie explizit nennen, wenn deren Menge eine bestimmte Konzentration überschreitet. Duftstoffallergiker sollten beim Kauf von Kosmetika Produkte ohne diese Substanzen wählen. Frei von Duftstoffen sind Produkte mit einem DAAB-Label.

Mikroplastik und andere Kunststoffe6,7,8

Mikroplastik verwenden die Hersteller als Schleif-, Binde- und Füllmittel sowie als Filmbildner. Es ist zum Beispiel in Zahncremes, Peelings, Masken, Wasch- und Reinigungscremes enthalten. Mikroplastik ist vermutlich weniger für die Gesundheit eine Gefahr, als vielmehr für die Umwelt und die Gewässer. Weil Kläranlagen das Mikroplastik meist nicht ausreichend aus dem Abwasser beseitigen können, gelangt es schließlich in die Nahrungskette. Kürzlich haben jedoch Forscher aus Österreich8 erstmals Mikroplastik in menschlichen Stuhlproben nachgewiesen – die gesundheitlichen Effekte sind noch unklar.

Derzeit gibt es keine Kennzeichnung auf Produkten, anhand derer Verbraucher und Verbraucherinnen die Form und Größe der zugesetzten Kunststoffe erkennen könnten. Der BUND hat einen Einkaufsratgeber zur besseren Transparenz zusammengestellt, der regelmäßig aktualisiert wird:

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/bund-einkaufsratgeber-mikroplastik/

Paraffine: Kosmetika mit Erdöl9

Paraffine sind gängige Zusatzstoffe in Cremes, Lotionen oder Lippenstiften, die aus Erdöl gewonnen werden. Sie sorgen zum Beispiel für die richtige Konsistenz der Produkte und lassen die Lippen glänzen. Paraffine haben wasserabweisende Eigenschaften und schützen die Haut vor dem Verlust von Feuchtigkeit. Am häufigsten setzen die Hersteller Paraffinöl und Vaseline ein. Die Stiftung Wartentest hat im Jahr 2015 einige Kosmetikprodukte auf Mineralölbasis untersucht. Alle waren mit kritischen Substanzen belastet. Einige davon – aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz MOAH – gelten sogar als potenziell krebserregend. Eine abschließende Bewertung der gesundheitlichen Risiken steht aber noch aus. Vor allem von Lippenpflegeprodukten mit Mineralöl raten die Tester ab, weil Menschen es über den Mund aufnehmen können. Eine Alternative sind konventionelle Kosmetikprodukte ohne Mineralöl oder Naturkosmetika.

Quellen: