Umgang mit Ängsten des Kindes

25.07.2022 | Gesundheitstipps

Viele Ängste bei Kindern tauchen einfach auf – und überraschen die Eltern. Kinderängste unterscheiden sich in der Regel deutlich von „erwachsenen“ Ängsten und sind meist ein Zeichen einer gesunden Entwicklung. Einzelne Ängste sind typisch für ein bestimmtes Alter eines Kindes. Hier erfahren Sie, welche alterstypischen Ängste bei Kindern auftreten können und wie Sie Ihrem Kind helfen, damit umzugehen.

Monster-Alarm? Viele Ängste bei Kindern sind ganz normal

Eben war noch alles gut und plötzlich fürchtet sich Ihr Kind vor Ungeheuern, Gewittern, Dunkelheit oder dem nächsten Sportturnier? Die meisten kindlichen Ängste sind Zeichen einer ganz normalen Entwicklung. Schließlich lernen unsere Kleinen in jedem Lebensalter etwas Neues dazu – und das kann auch Ängste auslösen. Die Akzeptanz von Ängsten und ein offenes Gespräch sind der beste Weg, um mit Ängsten Ihres Kindes umzugehen. Auch irrationale Ängste sollten Sie immer ernst nehmen. Denn jede Angst birgt auch eine Entwicklungschance. So können Kinder wachsen, die eigenen Gefühle besser kennen lernen und lernen, ihre Ängste selbstständig zu verarbeiten.

Warum haben wir Ängste?

Ängste sind ganz normal. Angst verhindert, dass wir uns unnötigen Gefahren aussetzen. Schließlich ist es durchaus sinnvoll, wenn wir uns vor Schlangen fürchten oder uns beim Blick von der Aussichtsplattform schwindelig wird und wir einen Schritt zurücktreten. Als Erwachsene ist uns das (meist) bewusst. Kinder erleben viele Situationen und Gefühle zum ersten Mal. Sie müssen erst lernen, mit einer neuen Emotion umzugehen. Deshalb sollten Sie Ängste bei Kindern nie ignorieren. Nur so können Kinder lernen, mit auftretenden Ängsten umzugehen und sie zu überwinden.

Was sind alterstypische Ängste?

Meist treten bestimmte Ängste wie die Furcht vor einem Monster in einem ganz bestimmten Alter auf. Während ein Kleinkind häufig unter Verlustängsten leidet, sind es in der Jugend häufig soziale Ängste, die das Leben schwer machen. Mit der Unterstützung ihrer Eltern können Kinder ihre Ängste in der Regel gut bewältigen. Unsere Liste zeigt Ihnen typische entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern.

  • 0 - 6 Monate
    Angst vor Verlust an Zuwendung und Alleingelassenwerden, vor intensiven Reizen (laute Geräusche, Lichtwechsel, Schatten)
  • 6 - 12 Monate
    Furcht vor fremden Menschen
  • 7 - 24 Monate
    Trennungsangst
  • 2 - 4 Jahre
    Ängste vor fiktiven Gestalten wie Monstern, Gespenstern und weiteren fantastischen Kreaturen, Furcht vor Einbrechern oder Dunkelheit
  • 5 - 7 Jahre
    Angst vor Naturkatastrophen (Feuer, Überschwemmung), Naturphänomenen (Blitz, Donner), Verletzungen, Arztbesuchen, Tieren sowie sozialer Ausgrenzung
  • 8 - 11 Jahre
    Furcht vor schlechten Noten, Verletzungen, Arztbesuchen, Krankheiten
  • 12 - 18 Jahre
    Sorgen um Ablehnung durch andere Kinder, Schulangst

Kinderängste: Wie viel Sorgen sind zu viel?

In der Regel müssen Ängste bei Kindern nicht behandelt werden. Wenn bei Ihrem Nachwuchs allerdings starke Ängste oder sogar Panikattacken auftreten, kann das auf eine Angststörung hindeuten. In so einem Fall sollten Sie mit Ihrem Kind professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Daran erkennen Sie akute Angst bei Kindern:

  • schreckgeweitete Pupillen
  • angespannte Muskeln
  • beschleunigter Herzschlag
  • Schweißausbrüche
  • lautes Weinen und Schreien
  • Festklammern beziehungsweise Schutzsuchen bei den Eltern

Das sind typische Anzeichen für entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern

  • Schlafprobleme
  • nächtliches Einnässen (obwohl das Kind bereits trocken war)
  • Kopf- und Bauchschmerzen
  • Nervosität
  • Aggression
  • Stottern

Kinder Angst: Die besten Tipps zum Umgang mit Ängsten bei Kindern

  • Reden Sie Ängste Ihres Kindes nicht klein.
  • Nehmen Sie Ängste bei Ihrem Kind ernst und sprechen Sie mit ihm darüber.
  • Machen Sie sich nie über die Angst Ihres Kindes lustig.
  • Zeigen Sie Verständnis für die Ängste Ihres Kindes und vermeiden Sie Aussagen wie „Davor brauchst du doch keine Angst zu haben“ oder „Da ist doch gar kein Monster“.
  • Überlegen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind Möglichkeiten, gegen bestimmte Ängste vorzugehen. Stellen Sie zum Beispiel ein Monsterspray ans Bett oder basteln Sie Stoppschildern gegen böse Geister.
  • Bestärken Sie Ihr Kind darin, sich mit der Angst auseinanderzusetzen.
  • Loben Sie Ihr Kind für heldenhaftes Verhalten.
  • Machen Sie Ihrem Kind klar, dass Sie immer in der Nähe sind und ihm immer helfen werden.
  • Bleiben Sie gelassen und lassen Sie sich nicht von den Ängsten Ihres Kindes verunsichern.

Welche Strategien helfen bei Kinder-Angst?

Um herauszufinden, woher eine Angst kommt, können Sie sich als Mutter oder Vater zunächst folgende Fragen stellen:

  • Befindet sich mein Kind gerade in einer Entwicklungsphase, die mit der Angst in Zusammenhang stehen könnte? (Beispiel: Fremdeln)
  • Hat mein Kind wirklich Ängste oder übertrage ich als Erwachsener eigene Ängste auf mein Kind? (Beispiel: Spinnenphobie)
  • Hängt die Angst meines Kindes mit meinem Erziehungsstil zusammen? Falls ja, wie kann ich das ändern? (Beispiel: Fahrradfahren ist so gefährlich, pass bloß auf)
  • Fühlt sich mein Kind überfordert? (Beispiel: Angst vor schlechten Noten)
  • Haben sich die Lebensumstände geändert? (Beispiele: Geschwisterkind, Schulwechsel, Trennung, Umzug, Todesfall)
  • Ist die Mediennutzung altersgerecht? (Beispiele: nicht altersgerechte Fernsehserien, Computerspiele)

Praktische Tipps gegen Ängste bei Kindern

Sie können Ihrem Kind helfen, seine Ängste zu bewältigen. Wir haben für Sie ein paar praktische Tipps zur Bewältigung von Ängsten gesammelt.

Kinderangst einfach wegzaubern
Rühren Sie mit Ihrem Kind eine Monster-Schutzcreme an, die es vor Monstern in der Dunkelheit schützt. Alle Zutaten sind erlaubt – vom Duftöl über Gänseblümchenblättern bis zur Babycreme. Geben Sie die Creme in ein kleines Tiegelchen. Abends kann Ihr Kind die Creme einfach auf einer geheimen Stelle auftragen. Auch Mut-Tropfen und Zauberkügelchen sind willkommen. Sicher hat Ihr Kind noch viel mehr gute Ideen für die Monsterbekämpfung.

Kinderängste von der Seele lesen
Lesen Sie Kindermärchen vor. Viele Märchen greifen Ängste auf. Die Kleinen können sich im Märchen mit den mutigen und schlauen Helden identifizieren. Und es spricht nichts dagegen, sich auch mal in die Rolle des Bösewichts zu begeben.

Kinderängste kreativ ausdrücken
Wenn Ihrem Kind die Worte fehlen, ist es vielleicht eine gute Idee, seinen Ängsten kreativ zu Leibe zu rücken. Wie kann ihr Kind seine Angstgefühle besiegen? Vielleicht zeichnet es sich mit einer Ritterrüstung? Oder einem unsichtbar machenden Mantel? Oder Sie basteln zusammen ein Zauberschwert?

Rituale schenken Sicherheit bei Kinderängsten
Rituale schenken Ihrem Kind Sicherheit und Geborgenheit. Verknüpfen Sie gruselige Situationen wie ein lautes Sommergewitter mit einem angenehmen Ritual. So wird von nun an bei Wolkenbruch immer 10 Minuten lang unter der Decke gekuschelt. Oder Sie massieren Ihrem Kind mit der Gewittercreme die Füße?

Rollenspiele gegen Kinderängste
Ihr Kind hat keine Lust auf den Onkel Doktor? Dann nutzen Sie Rollenspiele, um Ängste abzubauen. Schnappen Sie sich den Doktorkoffer, um sich gemeinsam mit Ihrem Kind auf einen Krankenhausaufenthalt oder den Besuch beim Arzt vorzubereiten. Ihr Kind liebt Playmobilfiguren? Dann ermutigen Sie es dazu, in die Rolle eines Monsters oder Bösewichts zu schlüpfen. Im Rollenspiel kann Ihr Kind sich bedrohliche Teile von Monster & Co. aneignen und Herr darüber werden.

Einfache Entspannungsmethoden bei Ängsten
Schon einfache Atemübungen, wie fünf Minuten die Augen schließen und tief einatmen, können bei leichten Verspannungen und Verkrampfungen helfen, zu relaxen. Auch angeleitete Fantasiereisen können kleinen und größeren Kindern helfen, loszulassen.

Sport und Bewegung hilft bei Ängsten
Bewegung und Sport stärkt das Selbstbewusstsein und verbrauchen genau die überschüssige Energie, die junge Menschen unfreiwillig zum Grübeln verwenden. Außerdem setzt Sport Endorphine frei, die dafür bekannt sind, die Stimmung zu heben und Ängste abzubauen.

Packen Sie den Koffer Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter Lust darauf hat, können Sie gemeinsam einen Koffer packen. Packen Sie in den Koffer alles ein, was dabei hilft, Ängste zu bewältigen. Zum Beispiel das Antimonsterspray, einen Traumfänger, ein Sorgenfresserchen, ein schützendes Amulett, ein Nachtlicht, das Lieblingsbuch, beruhigende Kräutertees, den Superman-Pyjama, Heldenbonbons, ein Geister-unerwünscht-Schild. Das Kind kann seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Quellen: