Aktuelle Zahlen deuten darauf hin, dass der Trend der gesunkenen Vorsorgebereitschaft anhält. Dabei ist es wichtig, regelmäßig bestimmte Vorsorge-Untersuchungen zu machen, vor allem, wenn familiäre Vorbelastung vorliegt: Falls dabei ein gesundheitliches Risiko auftaucht, zum Beispiel für Brustkrebs, lassen sich viele Krankheiten in einem frühen Stadium gut behandeln – oder im besten Fall sogar vermeiden.

Leider: Frauen werden Check-up müde

Mehr als 35 Millionen erwachsene Frauen leben in Deutschland. Seit 1991 ist ihre Lebenserwartung um beinahe fünf Jahre gestiegen. Für die zwischen 2019 und 2021 Geborenen lag sie bei 83,4 Jahren. Im Vergleich zu Männern mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 78,5 Jahren werden Frauen im Durchschnitt fast fünf Jahre älter. Dabei scheint sich unter anderem auszuzahlen, dass sie öfter zur Vorsorge gehen: 61 Prozent der Frauen ab 50 nehmen eine Mammographie, eine Röntgenuntersuchung der Brust, innerhalb von zwei Jahren in Anspruch. Doch seit Corona gibt es Abwärtstendenzen: Allein in Thüringen nahmen an dem Screening im ersten Quartal 2023 fast 700 Frauen weniger teil als im gleichen Zeitraum 2022. Einen Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs lassen nur die Hälfte der in Frage kommenden Frauen innerhalb eines Jahres durchführen. Besser sieht es bei den Jüngeren aus. Über 80 Prozent der Frauen zwischen 29 und 40 ließen sich entsprechend den Empfehlungen testen. Und nur die Hälfte aller 65-Jährigen nahm einen Termin zur Darmspiegelung wahr. Dabei kann besonders diese Untersuchung Leben retten.

Frauen und ihre häufigsten Gesundheitsrisiken

Worauf Frauen gesundheitlich besonders achten sollten?

Gesundheitsrisiko Nummer eins für Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen – 2020 die Ursache bei 37 Prozent aller Todesfälle. Zwar sind Frauen im Durchschnitt von Herzproblemen um einiges später betroffen als Männer, dennoch sollten sie bewusst vorbeugen. Dank besserer Therapien und mehr Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil, ist die Sterblichkeit durch koronare Herzkrankheiten bei beiden Geschlechtern rückläufig.

Gesundheitsrisiko Nummer zwei bei Frauen sind Krebserkrankungen. Am häufigsten ist die Diagnose Brustkrebs mit jährlich mehr als 70.000 Neuerkrankungen. Positiv: In den letzten 25 Jahren verbesserten sich die Überlebenschancen stark. Generell erkranken und sterben deutlich weniger Frauen an Krebs.

Gesundheitsrisiko Nummer drei: Ein Problem, das vor allem Frauen nach der Menopause betrifft, ist Osteoporose, die Abnahme der Knochendichte. Betroffene erleiden häufiger Brüche – oft mit schmerzhaften und gefährlichen Folgen - gerade im fortgeschrittenen Alter. Mit bestimmten Medikamenten lässt sich der Prozess hinauszögern oder gar stoppen. Dazu ist es ratsam, die Knochendichte rechtzeitig messen zu lassen. Immerhin jede vierte Frau ab 65 Jahren leidet unter Osteoporose. Gelegenheit, dies und andere Fragen zu besprechen, bieten die regelmäßigen Gesundheitsuntersuchungen in der hausärztlichen Praxis sowie weitere jährliche Untersuchungen, wie in der gynäkologischen Praxis.

Gut vorbereitet zur Vorsorge

Muss ich dieses Medikament noch nehmen? Was könnte hinter neuen Beschwerden stecken? Warum bessert sich ein Leiden einfach nicht? Um häufige Fragen nicht zu vergessen, sollte man sich vor dem Termin zum Gesundheits-Check am besten zuhause Notizen machen. Mit einem Fragenkatalog zeigen Sie, dass Sie sich aktiv um Ihr Wohlbefinden bemühen. Einige Beispiele

  • Wie hoch ist für mich die Wahrscheinlich, bei familiärer Belastung eine bestimmte Krankheit zu bekommen?
  • Welche Vorteile habe ich bei einer frühen Diagnose?
  • Gibt es Nebenwirkungen oder andere eventuelle Nachteile durch die Untersuchung? Zum Beispiel eine Überdiagnose?
  • Ist die Untersuchung zuverlässig? Gibt es Fehldiagnosen? Und wenn mein Test positiv ist – was dann?

Diese Termine sollten Sie sich vormerken

Je nach Alter stehen verschiedene Früherkennungsuntersuchungen an. Private Krankenversicherungen erstatten Kosten für ambulante Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten nach gesetzlich eingeführten Programmen.

Ab 18: Zahnvorsorge

Zweimal jährlich sollten Sie sich gründlich auf den Zahn fühlen lassen: Dabei wird das Gebiss auf Karies überprüft, einmal im Jahr wird Zahnstein entfernt und alle zwei Jahre steht die Parodontitis-Früherkennung auf dem Programm.

Allgemeiner Check-up 35

Zum Gesundheits-Check-up gehören die ausführliche Anamnese, das Arztgespräch zur medizinischen Vorgeschichte, sowie eine Untersuchung des gesamten Körpers mit Blutdruckmessung, Blutprobe (optional mit Blutfett- und Blutzuckermessung), eine Überprüfung des Impfstatus sowie das anschließende Beratungsgespräch zu den Befunden. Außerdem haben Sie einmal Gelegenheit, auch von seelischen Problemen zu berichten, etwa von Stress, Ängsten oder Niedergeschlagenheit.

*Von 18 bis 35 einmalig, ab 35 alle drei Jahre

Ab 20: Untersuchung auf Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs wird in der Regel durch eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV-Typen) verursacht. Als eine von wenigen Krebsarten lässt sich das sogenannte Zervixkarzinom durch die HPV-Impfung und die regelmäßige Früherkennung verhindern. Die Impfung gegen HPV sollte im Idealfall vor dem ersten Geschlechtsverkehr, in der Regel als Kind, erfolgen. Dazu ist es wichtig, die gynäkologische Untersuchung regelmäßig wahrzunehmen. Sie steht bei Frauen im Alter zwischen 20 bis 34 Jahren jährlich, bei älteren Frauen alle drei Jahre an. Die Untersuchung umfasst eine gezielte Anamnese, die gynäkologische Tastuntersuchung, Untersuchung der genitalen Hautregion und die Abstrich-Untersuchung vom Gebärmutterhals (PAP–Abstrich). Auffällige Befunde werden besprochen und weiter abgeklärt.

Schon gewusst?

HPV-Test auch für privatversicherte Frauen

Seit Januar 2020 wird in Deutschland Frauen im Alter von 20 bis 65 Jahren die Teilnahme an einem Screening-Programm angeboten. Neu ist: Bei Frauen ab 35 Jahre wird alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchungen, die sogenannte Ko-Testung, vorgenommen: Zusätzlich zum PAP-Test erfolgt ein HPV-Test. Bei der zytologischen Untersuchung wird neben Zellveränderungen auch eine mögliche Infektion mit HP-Viren getestet, die Krebs verursachen können. Bei einem verdächtigen Befund können Frauen eine Kolposkopie durchführen lassen. Dabei werden mit einem speziellen Mikroskop, dem Kolposkop, Scheide sowie Gebärmuttermund untersucht. Die Kosten für die neuen Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung im Rahmen des Screening-Programms, also auch die Kosten für HPV-Tests und Kolposkopie, werden von der SDK erstattet.

Bis 25: Chlamydien-Screening

Das jährliche Chlamydien-Screening per Urintest ist eine Vorsorgeuntersuchung auf das Bakterium Chlamydia trachomatis. Eine Infektion mit diesem Erreger – die weltweit häufigste sexuell übertragbare bakterielle Erkrankung – kann Entzündungen der Gebärmutter und der Eileiter verursachen und zu Unfruchtbarkeit führen.

Ab 30: Tastuntersuchung der Brust

Der medizinische Fachausdruck lautet Mammapalpation, immer häufiger hört man auch den Begriff Discovering Hands. Das Abtasten der Brust mit den Händen sollte jährlich erfolgen. Eine Selbstuntersuchung reicht nicht aus!

Ab 35: Hautkrebs-Screening

Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten. Alle zwei Jahre sollte die Haut untersucht werden, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen. Dazu gehören eine gezielte Anamnese, eine visuelle Ganzkörperinspektion der Haut, die entsprechende Dokumentation, eine Besprechung der Befunde sowie eine Beratung bei einem auffälligen Ergebnis. Diese Untersuchung dürfen nur Ärztinnen und Ärzte durchführen, die eine entsprechende zertifizierte Fortbildung abgeschlossen haben. Hier lesen Sie, welche Formen von Hautkrebs es gibt, was Sie bei auffälligen Hautveränderungen tun können und welche Vorsorgeuntersuchungen die SDK zahlt.

Zwischen 50 und 70: Mammografie-Screening zur Brustkrebs-Vorsorge

Bei dieser Röntgenuntersuchung zur Brustkrebs-Früherkennung, die alle zwei Jahre angeboten wird, wird nach Veränderungen im Brustgewebe gesucht. Normalerweise erhalten Frauen das Ergebnis innerhalb von sieben Werktagen.

Schon gewusst? 

Mammographie-Screening-Programm

Eine individuelle Entscheidung

Die Untersuchung ist nicht unumstritten. Die Deutsche Krebshilfe rät: „Das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren kann Brustkrebs im Frühstadium entdecken und ist grundsätzlich eine sinnvolle Maßnahme. Den Vorteilen dieser Brustkrebsfrüherkennung stehen Nachteile und Risiken gegenüber.“ Frauen sollten sich umfassend darüber informieren und sich auf dieser Basis für oder gegen eine Teilnahme entscheiden.

Wie läuft eine Mammographie ab?

Von jeder Brust werden zwei Röntgenaufnahmen gemacht. Dafür wird die Brust flach zwischen zwei Platten gepresst. Die Bilder werden dann von zwei ausgebildeten Fachärzten oder Fachärztinnen ausgewertet. Vorteile der Mammographie: Durch die Mammographie lässt sich Brustkrebs bereits im Frühstadium aufspüren. Kleinste Tumore, nur drei bis fünf Millimeter groß, die noch nicht zu tasten sind, macht das bildgebende Verfahren bereits sichtbar. Mit der Früherkennung steigen die Heilungschancen.

Mammographie in Zahlen

Von 1000 Frauen, die zehn Jahre lang regelmäßig am Screening teilnehmen, sterben vier bis fünf an Brustkrebs. Ohne wären es sechs von 1000 Frauen. Das heißt: Die Mammographie kann ein bis zwei von 1000 Frauen das Leben retten.

Risiken der Mammographie

Es besteht die Möglichkeit einer Überdiagnose. Das heißt: Ein Mammakarzinom wäre ohne Röntgen vielleicht nie entdeckt worden, hätte aber auch keine Probleme bereitet. Die Betroffene würde an einer anderen Ursache sterben. Doch wenn ein Tumor entdeckt ist, kommen Therapien ins Spiel, welche die Lebensqualität mindern können. Auch Fehldiagnosen sind möglich. Eigentlich gesunde Frauen unterziehen sich dann möglicherweise weiteren Untersuchungen oder einer Gewebeentnahme. Auch die Strahlendosis sorgt bei manchen für Bedenken: Sie macht während einer Mammografie 0,2 – 0,3 Millisievert (mSv) aus. Das ist rund ein Zehntel der mittleren natürlichen jährlichen Strahlung, der wir in Deutschland ausgesetzt sind. Forschende schätzen diese Strahlenbelastung zwar als äußerst gering ein, trotzdem bleibt ein geringes Risiko, dass die Strahlen selbst zu Krebs führen könnte.

Ab 50: Darmkrebs-Früherkennung

Zwischen 50 und 54 können Frauen mit einem Papierstreifentest ihren Stuhl auf Blut testen lassen. Noch zuverlässiger ist eine Darmspiegelung. Sie steht Frauen alternativ zum Stuhltest ab 55 zur Verfügung: Dabei lassen sich mögliche Krebsvorstufen, sogenannte Polypen, erkennen und auch gleich entfernen. Bei unauffälligem Befund muss die Untersuchung erst nach zehn Jahren wiederholt werden.

Ihre Vorteile in der PKV

Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung müssen für eine Reihe bestimmter Untersuchungen, sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), selbst aufkommen. In der privaten Krankenversicherung werden, je nach Wahl des Tarifs, auch Vorsorgeleistungen über den Umfang der gesetzlichen Regelungen hinaus übernommen.

Eine Auswahl individueller Gesundheitsleistungen:

  • Professionelle Zahnreinigung
  • Glaukom-Früherkennung
  • PSA-Test
  • Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader  
  • Ultraschalluntersuchung des Harntrakts zur Feststellung von Blasenkrebs
  • Urinuntersuchung zur Früherkennung von Blasenkrebs

Quelle:

Isartal Health Media GmbH & Co. KG (2023)