Wahr oder falsch? Immunsystem: Mythen und Fakten

04.10.2022 | Gesundheitstipps

Sport ist gut für die Immunabwehr. Haustiere sind gut fürs Immunsystem. Vitamin C schützt vor Erkältungen. Wahr oder falsch? Es kursieren viele Weisheiten und Mythen, wie wir unser Immunsystem stärken können und gesund bleiben. Wir haben die häufigsten Thesen oder Behauptungen für Sie unter die Lupe genommen.

Wahr oder falsch? Immunsystem: Mythen und Fakten

Wissen Sie, was Ihr Immunsystem stark macht? Und was Sie bei einem geschwächten Immunsystem tun können? Die 10 häufigsten Mythen rund ums Immunsystem im Faktencheck.

Mythos 1: Vitamin C schützt vor Erkältungen
Falsch. Fakt ist: Eine Erkältung erwischt uns immer wieder, vor allem in der kalten Jahreszeit. Wer sich zu dünn anzieht oder mit nassem Haar vor die Tür tritt, läuft schnell Gefahr, sich einen grippalen Infekt einzufangen. Auch die Einnahme von Vitamin-C-Präparaten kann unseren Körper nicht vor Schnupfen, Husten & Co. schützen. Außer Sie sind Marathonläufer oder trainieren für Olympia. Bei dieser Personengruppe konnte die Einnahme des Vitamins die Häufigkeit von Schnupfen und Husten reduzieren. Die Einnahme von Vitamin-C-Tabletten kann die Dauer der Beschwerden um ein paar Stunden verkürzen. Vorausgesetzt, Sie beginnen frühzeitig (also vor der Erkrankung) mit der Einnahme. Achtung: Es ist nicht schlau, Vitamin-C-Präparate nach dem Gießkannenprinzip einzunehmen. Wer das macht riskiert Durchfall und im schlimmsten Fall sogar Nierensteine.

Mythos 2: Virus-Alarm? Haustiere sind gut fürs Immunsystem
Stimmt. Bello und Mieze sehen nicht nur über all unsere Charaktermängel hinweg, sie haben auch einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit. Studien zeigen, dass Babys, die mit Haustieren leben, seltener krank werden. Wer regelmäßig mit seinem Vierbeiner Gassi geht, stärkt seine Kondition und die Abwehr. Die tierischen Therapeuten sind zudem gut fürs Herz von Herrchen und Frauchen. Beim Streicheln und Knuddeln bauen wir Stress ab und schöpfen Kraft. Die Serotoninproduktion steigt und wir entspannen uns. Haustiere reduzieren sogar den Medikamentenkonsum und lindern Depressionen, schließlich sind wir mit ihnen weniger einsam und die Fellnasen haben immer ein offenes Ohr für unsere Sorgen.

Mythos 3: Virus-Alarm? Hände waschen unterstützt das Immunsystem
Stimmt. Die Bedeutung sorgfältigen Händewaschens haben wir durch das Corona-Virus alle gelernt. Erreger lauern überall und sie überleben stundenlang auf unseren Händen. Da hilft nur eins: regelmäßiges Händewaschen. Eine gute Handhygiene reduziert die Zahl der Krankheitserreger. So schützen wir nicht nur uns selbst vor einer Ansteckung, sondern verhindern auch die Verbreitung von Krankheitserregern in unserem Umfeld. In der Regel reicht es, sich die Hände gründlich mit einer normalen Seife zu waschen. Denn wer sich dauernd die Hände mit antibakteriellen Mitteln einreibt, tötet nicht nur die gefährlichen, sondern auch die guten Bakterien ab (Stichwort Hautmikrobiom), die die bösen Keime im Schach halten. Zudem erleichtert spröde Haut Keimen das Einnisten.

Mythos 4: Eine Grippeimpfung reicht aus
Falsch. Bei der Grippe sprechen wir nicht von einer einzelnen Virusart. Es gibt mehrere Grippeviren. Und die sind sehr wandlungsfähig. Deshalb wird für jede Grippesaison ein neuer Impfstoff hergestellt. Eine Grippeimpfung reicht nicht aus, selbst wenn Sie ein gutes Immunsystem haben. Die jährliche Grippeimpfung schützt – ähnlich wie die Covid-19-Impfung – vor den häufigsten Erregern der kommenden Grippesaison. Mit der Grippeimpfung aus der vergangenen Saison sind Sie also nicht ausreichend gegen die Grippeviren der aktuellen Saison geschützt (gleiches gilt für Covid-19). Deshalb sollten Sie die Impfung jährlich erneuern. Die Grippeimpfung ist wichtig für ältere Menschen ab 60 und Menschen mit Grunderkrankungen. Am besten, Sie lassen sich zwischen Oktober und Mitte Dezember impfen. Denn nach der Impfung dauert es zwei bis drei Wochen, bis der Körper genügend Antikörper produziert hat und der Schutz richtig greift.

Lesen Sie hier: Wie funktioniert das Immunsystem?

Mythos 5: Kälte verursacht Erkältungen
Falsch. Es ist ganz simpel: Ohne Virus oder Bakterium bekommt kein Mensch einen Schnupfen. Aber Kälte kann eine Erkrankung begünstigen, wenn unser Körper zu viel Energie fürs „Heizen“ verbraucht und für die T-Zellen keine Kraft mehr übrig bleibt. Kalte Finger und Zehen sind dafür ein klares Warnsignal. Sie zeigen, dass unser Körper nicht mehr gut durchblutet wird. Und darunter leidet auch der Immunzelltransport, der uns vor einer Erkrankung schützen soll.

Mythos 6: Antibiotika helfen gegen Erkältungen
Falsch. Die meisten grippalen Infekte (etwa 80 Prozent) werden durch Rhino-, Adeno- und Coronaviren (keine Panik, nicht Sars-CoV-2) übertragen. Antibiotika wirken nur bei bakteriellen Infektionen. Warten Sie bei einer Erkrankung besser ab, ob die Beschwerden nicht von alleine abklingen. Angezeigt ist die Einnahme von Antibiotika erst dann, wenn auf eine anfänglich rein virale Erkrankung eine bakterielle Infektion (zum Beispiel eine eitrige Mandel- oder Nasennebenhöhlenentzündung) hinzukommt. Da Antibiotika die „guten“ Bakterien im Darm schädigen, haben sie eine immunschwächende Nebenwirkung.

Mythos7: Stress macht krank
Stimmt. Andauernder Stress erhöht die Infektanfälligkeit. So sehr uns Stresshormone zu körperlichen und intellektuellen Höchstleistungen beflügeln können, so sehr können Sie unser Immunsystem lähmen und uns krank machen, wenn sie unseren Körper dauerhaft fluten. Gönnen Sie sich bei Stress eine kleine Auszeit vom Alltag. Das kann eine Entspannungsübung sein, ein kleiner Spaziergang, eine Runde Unkrautjäten im Garten und natürlich ausreichend Schlaf.

Mythos 8: Zink hilft gegen Erkältungen
Richtig. Gleich mehrere Studien belegen die positiven Effekte von Zink bei grippalen Infekten. Zink verkürzt die Dauer der Beschwerden bei grippalen Infekten. Vorausgesetzt, es wird frühzeitig hochdosiert eingenommen. Wenn Sie sich gegen Erkrankungen wappnen möchten, sollten Sie auf eine gute Zinkversorgung achten. Zink sorgt für ein funktionierendes Immunsystem und stimuliert die körpereigenen Abwehrkräfte. Zu wenig Zink kann das Immunsystem schwächen. Wer ein starkes Immunsystem wünscht, kann über eine Ergänzung mit organischem Zink nachdenken – am besten in Kombination mit Eiweiß. Zink in nennenswerten Mengen finden Sie zudem in tierischen Lebensmitteln wie gereiftem Käse, Fisch, Milch, Eiern oder Fleisch. Tipp: Achten Sie bei Nahrungsergänzungsmitteln auf die richtige Dosierung. Die höchste sichere Tageszufuhr beträgt 25 Milligramm.

Mythos 9: Sport ist gesund und gut für die Abwehr
Richtig. Vorausgesetzt, Sie bewegen sich regelmäßig und in Maßen. Wenn Sie einen schweren Infekt haben, ist Sport keine gute Idee. Bei einem gesunden Menschen genügt es, wenn Sie fünf Mal die Woche eine halbe Stunde zügig zu Fuß gehen, das Fahrrad statt das Auto benutzen und öfter mal die Treppe statt den Aufzug nehmen. Bewegung schützt jeden Mensch vor Arteriosklerose und hat einen positiven Einfluss auf das Immunsystem, das Gewicht, den Blutdruck, die Blutfette, den Blutzucker und Ihre Laune. Wer sich regelmäßig bewegt, beugt Herz- und Gefäßkrankheiten und sogar Krebserkrankungen wie Darm- oder Brustkrebs vor. Besonders gut für die Abwehr sind Ausdauersportarten wie Radfahren, Wandern, Nordic Walking, Tanzen, Gymnastik oder Schwimmen. Patienten mit einer koronaren Vorerkrankung sollten nicht zu stark trainieren. Zu viel Training kann zudem die Abwehr schwächen. Gönnen Sie Ihrem Körper nach dem Sport ausreichend Zeit für die Regeneration.

Mythos 10: Eine ausgewogene Ernährung stärkt die Abwehr
Richtig. Und der deutsche Grünkohl ist eine echte Immunwaffe. Natürlich nicht mit zu viel Speck, sondern mit Salat oder Pesto mit gutem Öl. Auch Beeren mit Joghurt, Quark oder Skyr sind schnell gemacht und liefern Eiweiß und viele Immunpowerstoffe. Rohkostsalate und Sauerkraut helfen der Abwehr ebenso wie ein Matjessalat oder ein grüner Smoothie mit vielen Kräutern. Auch die gute alte Hühnersuppe hat einen positiven Effekt auf unser Immunsystem. Sie senkt entzündungsfördernde Substanzen und bewirkt das Abschwellen der Schleimhäute in den oberen Atemwegen. Jetzt haben Sie die Qual der Wahl.

Mythos 11: Sonne tanken stärkt die Abwehr
Richtig. Wenn UV-Strahlen auf unsere Haut treffen, bildet jeder Mensch Vitamin D. Das D-Vitamin aktiviert die körpereigene Abwehr gegen Krankheitserreger und gesundheitsschädliches Zellwachstum. Wir können im Sommer sogar einen Vitamin-D-Speicher für den Winter anlegen. Also nichts wie an die frische Luft. Denn ein Vitamin-D-Mangel schwächt das Immunsystem. Im Sommer reichen uns wenige Minuten pro Tag, an denen die Sonne auf unsere Hände, das Gesicht und die Beine scheint. Sie müssen sich keineswegs stundenlang in die Sonne legen. Das Sonnenvitamin steckt außerdem in fetthaltigen Fischsorten wie Lachs und Makrelen sowie in Kaviar und Lebertran. Weitere Vitamin-D-haltige Nahrungsmittel sind Eier, Butter, Käse, Leber, Avocados und Pilze.

Quellen: