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Lungenkrebs
Lungenkrebs bezeichnet sämtliche Karzinome in der Lunge beziehungsweise in den Bronchien. Etwa 90 % aller Lungentumoren erweisen sich als Bronchialkarzinome. Bronchialkarzinome lassen sich je nach Aussehen der Krebszellen bei der mikroskopischen Untersuchung in zwei Gruppen unterteilen: kleinzellige und nichtkleinzellige Tumoren. Kleinzellige Bronchialkarzinome machen 15–20% aller Bronchialkarzinome aus. Bei der häufigeren nichtkleinzelligen Art unterscheidet man weiter zwischen Adenokarzinom (30–40%), Plattenepithelkarzinom (25–30%) und großzelligem Karzinom (<10%). Zusätzlich zu den Bronchialkarzinomen, deren Zellen aus Bronchialgewebe abstammen, können in der Lunge auch Tumoren von Lungenfell (Pleura) oder anderem Gewebe der Lungen vorkommen. Zudem entwickeln sich auch Metastasen ganz anderer Tumoren manchmal auch im Bereich der Lunge. In diesem Artikel geht es jedoch um die Bronchialkarzinome.
Häufigkeit
Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten. In Deutschland wird diese Diagnose bei 65 Männern und 21 Frauen von 100.000 Personen im Jahr gestellt. Die meisten Erkrankten sind zwischen 75 und 80 Jahren alt. Der Tumor ist bei Männern – und in einigen Ländern mittlerweile auch bei Frauen – die häufigste zum Tod führende Krebserkrankung. Zigarettenrauchen ist der häufigste bekannte Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs. Im Zuge des zunehmenden Zigarettenkonsums über die letzten Jahrzehnte steigt auch die Anzahl der Erkrankungen bei Frauen. Wie oben erwähnt, handelt es sich meist um nichtkleinzellige Bronchialkarzinome.
Ursachen
Die genauen Ursachen für die Entstehung einer Krebserkrankung sind Gegenstand intensiver Forschung und konnten bislang nicht abschließend geklärt werden. Dennoch sind sehr viele einzelne Mechanismen inzwischen genau zu beschreiben. Grundlegend kann man sagen, dass es sich um das unkontrollierte Wachstum bösartig veränderter, körpereigener Zellen handelt, infolgedessen es zur Ausbildung einer Zellansammlung, dem Tumor, kommt.
Im Allgemeinen entstehen bei der Vermehrung der Zellen immer wieder Fehler, die im gesunden Körper korrigiert werden – das heißt, potenzielle Tumorzellen werden möglichst schnell abgetötet. Unter bestimmten Umständen jedoch versagen diese Kontrollmechanismen des Körpers und ein Klon bösartiger Zellen kann sich ungebremst vermehren. Warum das im Einzelfall geschieht, ist nicht ausreichend erforscht. Oftmals aber spielen bestimmte krebserregende Substanzen, die zu unkontrolliertem Zellwachstum führen können, eine entscheidende Rolle. Der Zigarettenkonsum ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die mit Abstand häufigste Ursache für Lungenkrebs (80–90 % der erkrankten Personen waren oder sind Raucher). Auch der Konsum anderer Tabakprodukte, wie Pfeife oder Zigarren, geht mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko einher; dennoch scheint das Risiko beim Rauchen von Zigaretten am höchsten. Passivrauchen gehört ebenfalls zu den Risikofaktoren für Lungenkrebs. Zu den häufigsten arbeitsbedingten Risikofaktoren zählt die berufliche Exposition mit Asbest. Wer raucht und zudem Asbest ausgesetzt war oder ist, trägt ein enorm erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.
Andere potenziell krebserregende Substanzen sind Feinstaub (Autoabgase), Chemikalien wie Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe in Ruß und Teer und radioaktive Strahlung, zum Beispiel Radon aus dem Erdboden. Jüngste Forschungsergebnisse deuten daraufhin hin, dass die Infektion mit bestimmten Viren das Risiko für verschiedene Krebsarten erhöhen kann, darunter auch das Bronchialkarzinom. Verursachende Viren sind das humane Papillomvirus (HPV) und das Epstein-Barr-Virus (EBV). Da sich im Laufe des Lebens jedoch sehr viele Menschen mit diesen Viren infizieren, spielen für den Einzelnen die oben genannten Faktoren (Rauchen, Asbest , andere Chemikalien) eine deutlich entscheidendere Rolle.
Grundsätzlich erkranken zudem Menschen mit bereits bestehenden chronischen Lungenkrankheiten wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Lungenfibrose oder Tuberkulose eher an einem Bronchialkarzinom als andere.
Symptome
Bei sämtlichen starken Rauchern (> 15 Zigaretten täglich) mit Atemwegssymptomen (Husten, Heiserkeit etc.), die länger als sechs Wochen anhalten, sowie bei einer Verschlimmerung des üblichen Raucherhustens muss die Diagnose Lungenkrebs in Betracht gezogen werden. Ist ein Bronchialkarzinom noch recht klein. verursacht es manchnal überhaupt keine Beschwerden. Ansonsten sind die Symptome abhängig von Lage und Größe des Tumors sowie davon, ob er auf umliegende Gewebe und benachbarte Organe übergegriffen oder Fernmetastasen (Tochtergeschwülste) ausgebildet hat. Treten die ersten Symptome auf, ist der Lungenkrebs in der Regel bereits weit fortgeschritten.
Zu den ersten Symptomen zählen Husten (65 %) und blutiger Auswurf, Hämoptyse genannt (35 %). Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf können Symptome wie Schmerzen im Bereich der Brust (50 %), erschwerte Atmung (60 %), nicht ausheilende oder immer wiederkehrende Lungenentzündungen, Müdigkeit und Gewichtsverlust auftreten. Auch Heiserkeit kann auf ein vorhandenes Lungenkarzinom hindeuten.
Darüber hinaus kann Lungenkrebs zu einer großen Anzahl weiterer, mitunter recht ungewöhnlicher Symptome führen. Ein großer Tumor kann beispielsweise auf die Speiseröhre drücken und Schluckstörungen auslösen. Hat der Tumor gestreut, sind zum Beispiel Lymphknoten am Hals oder in den Achselhöhlen geschwollen und/oder die Leber deutlich vergrößert. Sind Tochtergeschwülste im Gehirn gewachsen, leidet der Patient möglicherweise unter Kopfschmerzen oder beispielsweise Sehstörungen oder anderen neurologischen Auffälligkeiten. Viele Karzinome und vor allem der Lungenkrebs können darüber hinaus Substanzen bilden, die weitere ungewöhnliche Beschwerden auslösen, die von Lokalisation und Größe des Tumors unabhängig sind.
Diagnostik
Am Anfang der Untersuchung steht eine sorgfältige Anamnese, in der Sie nach Ihren genauen Beschwerden, deren Dauer und Schwere gefragt werden, sowie nach dem Zigarettenkonsum, anderen Risikofaktoren, früheren oder aktuellen weiteren Krankheiten, Krebsfällen in der Familie etc. Dann wird die Ärztin/der Arzt Herz und Lungen abhören und Sie genau körperlich untersuchen.
Zu den notwendigen Untersuchungen, um eine Verdachtsdiagnose auf Lungenkrebs zu sichern, gehören das Röntgen und die Computertomografie der Lunge. Oftmals entsteht der Verdacht auf Lungenkrebs im Rahmen einer Röntgenuntersuchung der Lunge, weshalb im Anschluss eine computertomografische Untersuchung durchgeführt wird. Auf diese Weise erhält man ein deutlich detaillierteres Bild des Tumors und der umliegenden Gewebe. In der Regel umfasst die computertomografische Untersuchung auch Leber und Nebennieren, da Lungenkrebs oftmals früh auf diese Organe übergreift.
Die sogenannte Bronchoskopie, bei der die Atemwege mit einer Kamera untersucht werden, führt zusammen mit der dabei durchgeführten Biopsie (Entnahme einer kleinen Gewebeprobe) oftmals zu einer gesicherten Diagnose. Befindet sich der Tumor im Randbereich der Lunge (und ist per Bronchoskopie nicht zu erreichen), so kann mit einer langen Nadel eine Biopsie durchgeführt werden. Unter Röntgenbildkontrolle wird die Nadel durch die Brustwand eingeführt und Gewebeproben werden entnommen. Diese werden anschließend im Labor mikroskopisch untersucht.
Eine Knochen- oder Skelettszintigrafie dient dazu, potenzielle Metastasen im Skelett zu entdecken. Mit einer Magnetresonanztomografie (MRT) werden Querschnittsaufnahmen vom Gehirn erstellt, sofern der Verdacht besteht, dass der Tumor dorthin gestreut haben könnte. Mithilfe der Positronen-Emissionstomografie (PET) kann die Diagnose manchmal noch früher und genauer gestellt werden. Daneben wird der Arzt verschiedene Bluttests durchführen und auch die wichtigen Organe, wie Leber und Nieren, auf ihre Funktion hin prüfen. Im Blut sind zudem oft sogenannte Tumormarker nachweisbar – bestimmte Substanzen, die bei Vorhandensein eines Tumors oder auch eines ganz speziellen Karzinoms erhöht sind. Je nach Lokalisation und Ausbreitung des Tumors können weitere Untersuchungen nötig werden. Vor allem für die Planung der Therapie wird zusätzlich die Lungenfunktion geprüft und untersucht, wie körperlich fit und belastbar der Patient ist.
Therapie
Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs
Beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom ist eine vollständige operative Entfernung des Tumors die zunächst wirksamste Therapie. Je nach Größe und Lokalisation des Tumors kommen hier verschiedene chirurgische Techniken zum Einsatz. Leider ist der Tumor bei vielen Patienten für eine Operation aber schon zu groß oder der Patient ist bereits schwer krank, sodass ein solcher Eingriff insgesamt nur etwa bei 25 % der Betroffenen möglich ist.
Nach der Operation oder auch ohne Operation wird die Ärztin/der Arzt Ihnen eine bestimmte Chemotherapie mit verschiedenen Substanzen und/oder eine Strahlentherapie empfehlen. Auch wenn diese Therapien den Tumor in sehr vielen Fällen nicht heilen können, können sie doch das Wachstum des Krebs abbremsen und v. a. krebsbedingte Beschwerden oft lindern, darunter Atembeschwerden, Knochenschmerzen oder neurologische Störungen. Forschungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass einige nichtkleinzellige Bronchialkarzinome über bestimmte (genetische) Merkmale verfügen, die eine sehr spezielle, sog. zielgerichtete Therapie mit neu entwickelten Substanzen ermöglicht. Kommt ein Patient für eine solche Therapie infrage, bedeutet dies oft einen zusätzlichen Überlebensgewinn.
Kleinzelliger Lungenkrebs
Bei kleinzelligen Lungenkarzinomen ist eine Operation nur sehr selten möglich. Bei diesen Tumoren ist daher üblicherweise eine Chemotherapie mit verschiedenen Substanzen angezeigt; gerade Tumorzellen dieses Typs reagieren oft gut auf eine solche Therapie. Je nach Krankheitsstadium wird Ihnen die Ärztin/der Arzt zusätzlich oder im Verlauf eine Strahlentherapie empfehlen. Häufig wird auch das Gehirn bestrahlt, um Tochtergeschwülsten vorzubeugen oder diese zu verkleinern. Auch beim kleinzelligen Lungenkarzinom gibt es inzwischen verschiedene Wirkstoffe, die eine zielgerichtete Therapie entsprechend bestimmter Merkmale der Tumorzellen darstellen. Für dieses Karzinom sind diese Substanzen jedoch bisher noch nicht zugelassen, sondern werden (noch) nur im Rahmen von Studien angewendet.
Prognose
Bei Lungenkrebs handelt es sich um eine sehr ernste Erkrankung mit insgesamt eher schlechter Prognose. Diese Krebsart tendiert stark dazu, schon im Frühstadium auf andere Organe überzugreifen, weshalb sich die Symptome oftmals nicht auf die Lunge beschränken. Dies variiert allerdings von Patient zu Patient sowie von Tumor zu Tumor. Wird der Tumor frühzeitig entdeckt, können einige Patienten dank Operation sowie Chemo-/Strahlentherapie eine vollständige Heilung erlangen.
Mit Lungenkrebs leben
Wie sehr das tägliche Leben durch ein Erkranken an Lungenkrebs beeinflusst wird, hängt vom Grad der Beschwerden ab. Kurzatmigkeit und Müdigkeit sind recht häufig und können zu deutlichen Einschränkungen bei gewöhnlichen Aktivitäten führen. Die Diagnose Lungenkrebs stellt für die meisten Betroffenen einen schweren Schock dar. Viele Krankenhäuser verfügen allerdings über ein Angebot an aktiver und gut organisierter Unterstützung für Krebspatienten. Darüber hinaus kann die Krebshilfe bei der Vermittlung von Kontakten zu anderen Betroffenen und mit weiteren Informationen zur Krebserkrankung behilflich sein.
Prävention
Am wichtigsten ist es, nicht zu rauchen; es ist aber auch nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch wer erst mit etwa 45–50 Jahren das Rauchen aufgibt, kann sein (hohes) Lungenkrebsrisiko noch deutlich verringern. In einem sehr frühen Stadium kann selbst bei bereits entstandenem Lungentumor der Rauchstopp die Prognose verbessern. Sind Sie beruflich krebserregenden Substanzen ausgesetzt, informieren Sie sich über entsprechende Sicherheitsrichtlinien. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität reduzieren ganz allgemein das Risiko, an Krebs zu erkranken.
Für langjährige starke Raucher in höherem Alter, die evtl. zusätzlich noch weitere Risikofaktoren für Lungenkrebs aufweisen, empfehlen Experten, Vorsorgeuntersuchungen in Form einer Computertomografie. Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird Ihnen erklären können, ob Sie zu dieser Risikogruppe gehören.
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