Nacken­schmerzen

Nacken­schmerzen oder ein steifer Nacken kommen recht häufig vor: Im Laufe eines Jahres leiden rund 30 bis 50 Prozent der Erwachsenen unter Nacken­schmerzen. Bei Jüngeren treten die Beschwerden meist akut auf, ab einem Alter von 20 Jahren sind wiederholte Schmerzphasen nicht ungewöhnlich. Warum ist unklar, doch Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Das Auftreten der Beschwerden nimmt mit dem Alter zu, besonders wenn es sich um chronische Nacken­schmerzen handelt. Schätzungen zufolge suchen jährlich rund drei Prozent der Bevölkerung wegen Nacken­schmerzen ärztliche Hilfe.

Die Halswirbelsäule, kurz HWS genannt, besteht aus sieben Halswirbeln mit dazwischenliegenden Bandscheiben. Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern befinden sich viele kleine Gelenke sowie zahlreiche Gelenkbänder, Muskeln und Sehnen. Auch eine Vielzahl an Nerven verläuft in diesem Bereich. All diese Strukturen können bei einer Verletzung oder Entzündung Schmerzen hervorrufen. Meist spielen bei Schmerzen im Hals-Nackenbereich mehrere Faktoren eine Rolle. Zu den häufigsten Ursachen gehören jedoch Verspannungen der Muskulatur, etwa durch Fehlhaltungen oder Belastungen.

Nacken­schmerzen treten in zwei Varianten auf, die sich wie folgt unterscheiden:

Bei einem Bandscheiben­vorfall kann es neben ausstrahlenden Schmerzen auch zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Händen kommen. Die Symptome können akut auftreten oder sich schleichend entwickeln. Auch eine sogenannte Spondylose, eine degenerative Veränderung der Halswirbelsäule, kann starke Nacken­schmerzen auslösen. Des Weiteren kann es in Folge eines Schleudertraumas, nach Auffahr- oder frontalen Aufprallunfällen, zu Nackensteife kommen. In der Regel klingen entsprechende Beschwerden dann nach einigen Tagen ab.

Was wenige wissen: Gar nicht so selten kommt es durch eine Infektion zu Nacken­schmerzen, etwa bei einer Mandelentzündung oder einer Sinusitis, einer Nasennebenhöhlenentzündung. Auch bei einer Mittelohr- oder Hirnhautentzündung kann ein brennender Schmerz im Nacken und am Hinterkopf auftreten.

Mögliche, aber eher seltene Ursachen sind Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew oder Polymyalgia rheumatica.

Mit diesen Strategien bekommst du bei banalen Ursachen einen steifen Hals wieder gelenkig, lösen Verspannungen und lindern Schmerzen.

Hilfe bei Muskelverspannungen

Verspannte Muskeln können höllisch schmerzen, sind aber zum Glück in der Regel harmlos und können normalerweise selbst gut behandelt werden. Wichtig ist, dass du trotz der akuten Schmerzen körperlich aktiv bleibst. Wer eine sitzende Tätigkeit ausübt und eventuell auch häufig im Home­office arbeitet, sollte darauf achten, dass der Arbeitsplatz ergonomisch geeignet ist, um Nacken- und Rücken­schmerzen vorzubeugen. Mit dem Laptop am Küchen- oder Couchtisch zu hocken, kann Verspannungen im Nacken fördern. Aus diesem Grund hat sich der Begriff "Homeofficenackenschmerz" etabliert. Mit folgenden Maßnahmen beugst du vor:

1. Ändere am Schreibtisch gelegentlich deine Position: Wechsel mindesten drei- bis viermal pro Stunde die Sitzhaltung. Strecke und dehne dich, beuge dich nach vorne, nach hinten und zur Seite.
2. Vermeide langes Sitzen: Telefoniere in Bewegung, der Haltungswechsel lockert die Muskeln und entspannt Nacken und Rücken.
3. Achte auf den richtigen Standort deines Arbeitsplatzes: Platziere den Arbeitstisch so, dass optimale Lichtverhältnisse herrschen und du nicht geblendet wirst. Die beste Position ist in einem rechten Winkel mit etwa 90 Grad zum Fenster. Das schont die Augen und verringert die Gefahr, sich zu verspannen.
4. Wechsel im Home­office ab und zu den Arbeitsplatz: Für ein paar Minuten woanders weiterzuarbeiten, lockert auf und schont Hals und Rücken. Vielleicht arbeitest du zeitweise auch mal im Stehen.
5. Mit dem Bildschirm auf Augenhöhe: Sitze so, dass sich beim Blick auf den Bildschirm die oberste Zeile auf Augenhöhe befindet. Jede andere Position verspannt deinen Nacken. Für Laptops gibt es spezielle Laptophalter. Zwischen Augen und Bildschirm solltest du mindestens einen halben Meter Abstand halten.
6. Sorge für eine ausreichende Beleuchtung an deinem Arbeitsplatz: So kannst du die zu bearbeitenden Dokumente gut lesen, musst die Augen nicht zu sehr anstrengen und beuge dich nicht zu weit nach vorne.
7. Vermeide falsche Haltung: Sitzt du im richtigen Winkel? Passe deinen Bürostuhl und den Schreibtisch deiner Körpergröße an. Optimalerweise sollten Ober- und Unterschenkel beim Sitzen einen rechten Winkel bilden. Die Füße stehen ebenfalls im rechten Winkel flach auf dem Boden.
8. Nutze ergonomische Arbeitshilfen: Es gibt verschiedene Arbeitshilfen wie spezielle Keyboards, Mäuse oder Mousepads. Nutze bei längeren Telefonaten und Videokonferenzen Kopfhörer.
9. Pausen nicht vergessen: Lege während der Arbeit regelmäßig alle zwei Stunden eine Pause ein. Dehne dich und lockere deinen Hals: mache sanfte Kreisbewegungen, blicke abwechselnd über die Schultern nach hinten, ziehe das Kinn gegen die Brust und bewege auch deine Schultern und strecke die Arme nach oben.
10. Um möglichst mobil zu bleiben, kannst du verspannungsbedingte Nacken­schmerzen durch Schmerzmittel wie Ibuprofen lindern. Auf ärztlichen Rat kann in einigen Fällen das kurzzeitige Tragen einer Halskrause sinnvoll sein.

Bei anhaltenden Beschwerden sowie bei akuten starken Schmerzen, insbesondere wenn diese in einen Arm ausstrahlen, solltest du unverzüglich ärztliche Hilfe suchen. Das gilt auch, wenn die Nacken­schmerzen mit allgemeiner Krankheit oder Kraftlosigkeit einhergehen.

Im Rahmen der Anamnese wird dein Ärztin oder dein Arzt ein paar Fragen stellen. Bereite dich darauf vor und überlege, seit wann die Nacken­schmerzen bestehen und ob sie ausstrahlen. Berichte auch, ob deine Beschwerden mit Kopfschmerzen oder Schwindel einhergehen und du vielleicht früher bereits einmal davon betroffen warst.

Anschließend wird manuell geprüft, ob dein Nacken oder Hals schief sind, Verspannungen vorliegen oder die Nackenmuskulatur auffallend verhärtet und schmerzempfindlich ist. Bei Verdacht auf einen eingeklemmten Nerv kommen weitere Untersuchungen ins Spiel, etwa bildgebende Verfahren.

Die meisten Nackenbeschwerden können hausärztlich behandelt werden. Bei Verdacht auf einen Bandscheiben­vorfall, oder wenn sich der Zustand des Patienten trotz ärztlicher Ratschläge und Behandlungsmaßnahmen nicht bessert, kann eine Überweisung an einen Facharzt erforderlich sein.