Warum uns nach dem Mittagessen die Energie fehlt

Den Leistungsabfall nach dem Lunch nennen Mediziner postprandiale Somnolenz. Hauptsächlich hängt das mittägliche Leistungstief mit der Verdauung zusammen. Um die Nahrung zu verarbeiten, braucht dein Körper Energie, die für andere Aktivitäten fehlt. Jetzt wäre ein Schläfchen ideal. Das wissen die Japaner schon lange: Dort gehört „Inemuri“, das Nickerchen am Arbeitsplatz, zum guten Ton, beweist es doch, dass jemand bis zur Erschöpfung gearbeitet hat. In deutschen Büros ist selbst „Power-Napping“ nicht üblich, obwohl zahlreiche Studien seine Nützlichkeit attestieren: Schon wenige Minuten helfen beispielsweise dem Gedächtnis auf die Sprünge.  Die meisten von uns haben nicht die Möglichkeit, sich zwischendurch hinzulegen.

Zum Glück gibt es weitere Strategien, die uns wieder fit machen:

Das hilft gegen das Suppenkoma

Schlafe nachts ausreichend: Unser biologischer Rhythmus bewirkt ein natürliches Mittagstief. Zwischen 13 und 14 Uhr erreicht unser Leistungsvermögen laut Forschungen der Chronobiologie einen Tiefpunkt. Wenn wir aber grundsätzlich unausgeschlafen sind, trifft uns dieses Tief am stärksten.

Frühstücke: Mit einer guten Grundlage im Magen, kommst du gar nicht in die Versuchung, dir mittags den Bauch zu voll zu schlagen.

Nimm einen Imbiss: Ein Apfel oder eine Banane zwischendurch verhindert, dass dein Blutzuckerspiegel rapide fällt und du dadurch mittags zu viel auf deinen Teller lädst.

Iss mittags weniger: Eine Studie mit den Fruchtfliegen zeigte, dass die kleinen Tiere kürzer schliefen, wenn sie hungrig geblieben waren. Es gilt die 80-Prozent-Regel. Sie besagt, dass du am besten so viel isst, dass du zu 80 Prozent satt bist. Dann belastet dich die Mahlzeit nicht.

Kaue langsam: Wenn du bewusst kaust, hilfst du zum einen deiner Verdauung. Zum anderen brauchst du weniger zu essen, um dich satt zu fühlen.

Beweg dich: „Nach dem Essen sollst du ruhn oder 1000 Schritte tun.“ Auch diese Volksweisheit hat ihre Berechtigung. Ein kurzer Spaziergang unterstützt die Verdauung und stabilisiert den Blutzuckerspiegel.

Eine Frau joggt am Main entlang.

Forschung: Wie das Mittagstief entsteht

Eine ganze Reihe Wissenschaftler haben untersucht, warum wir nach dem Mittagessen müde werden und welche Gruppe von Lebensmitteln am aufwendigsten zu verdauen ist. Sie kamen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen.

Ist das Gehirn beim Verdauen unterversorgt?

Einige Wissenschaftler vertraten die These, dass der Organismus für die Verdauung (Digestion) Blut aus dem Gehirn abzieht und dem Verdauungsapparat zur Verfügung stellt. Dieser Vorgang soll dazu führen, dass du dich müde fühlst und im Mittagstief weniger imstande bist, komplexe kognitive Aufgaben zu lösen. Allerdings haben andere Forscher dieser Idee widersprochen und darauf hingewiesen, dass das Gehirn ja auch während großer sportlicher Anstrengungen gut versorgt bleibt.

Die Wirkung von Tryptophan

Eine weitere These ist, dass vor allem die Verdauung von Nahrungsmitteln ermüdet, die die Aminosäure Tryptophan enthalten. Tryptophan kommt in größeren Mengen in Geflügelfleisch vor, und hier vor allem in Truthahn. Aber auch Kuhmilchprodukte und Thunfisch aus der Dose enthalten die Aminosäure. Wenn du tryptophanhaltige Nahrungsmittel zusammen mit kohlenhydrathaltigen verspeist, beispielsweise Kartoffeln, Reis, Nudeln oder Brot, dann regt diese Kombination die Produktion des Hormons Serotonin im Gehirn an. Steigt der Serotoninspiegel, dann fühlst du dich entspannt bis hin zur Müdigkeit.

Fettverdauung führt zu Erschöpfung

Ausreichend Bettruhe ist bei einer Erkältung notwendig.

Weitere Studien geben Hinweise darauf, dass uns auch die Verwertung besonders fetthaltiger Speisen, beispielsweise Schweinebraten oder Currywurst, ermattet. Das passiert vor allem dann, wenn du dazu nur wenig Kohlenhydrate isst.

Kohlenhydrate machen müde

Manche Kohlenhydrate, vor allem die einfachen, gelangen sehr schnell aus der Nahrung in den Blutkreislauf. Der Blutzuckerspiegel steigt schlagartig an. Jetzt stellt die Bauchspeicheldrüse Insulin her, damit die Zellen den Zucker aufnehmen können. Fällt der Blutzucker danach wieder schnell ab, kann das Müdigkeit auslösen. Deshalb empfiehlt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index. Dieser Wert gibt an, wie stark der Blutzucker nach dem Essen steigt.

Einen niedrigen glykämischen Index haben zum Beispiel

  • die meisten Gemüse
  • Nüsse
  • Hülsenfrüchte
  • Milchprodukte
  • Fisch
  • Fleisch

Lebensmittel mit einfachen Kohlenhydraten wie Weißmehl und Zucker haben einen hohen glykämischen Index. Durch sie steigt Blutzucker rapide an und sinkt schnell wieder.

Oder verursachen Proteine das Leistungstief?

Diesen Schluss lässt möglicherweise eine Studie mit Fruchtfliegen zu. Wissenschaftler beobachteten die Insekten nach der Fütterung. Es zeigte sich, dass sie besonders müde wurden, wenn sie Proteine und Salz gefressen hatten. Fruchtfliegen gelten in der Forschung als Modellorganismen, um das Wechselspiel zwischen Schlaf und Stoffwechsel zu erforschen. Wenn die Fliegen ausgehungert sind, unterdrücken sie ihr Schlafbedürfnis und sind aktiver.

Die kleine Übersicht der Studienlage zeigt, dass die Wissenschaft noch keine eindeutige Erklärung der Frage finden konnte, warum du dich nach dem Essen erschöpft fühlst. Was also tun? Am besten, Du beobachtest deinen eigenen Körper und testest, welches Essverhalten dich müde macht. Probiere verschiedene Mittagessen aus, um herauszufinden, welche Nährstoffkombination dein Energielevel hebt und welche Speisen dich müde machen.