Einfach gut beraten im Oktober: Delir im Krankenhaus

09.10.2019 | Gesundheitskompetenz

Frauke Sarini (Name geändert, Anm. d. Red.) ist besorgt. Ihre Mutter hat seit Jahren Arthrose im Kniegelenk. Bis vor Kurzem kam sie zurecht mit Schuheinlagen, Schmerzgels und Bewegungsübungen. Trotz ihrer 85 Jahre führt sie ihren Haushalt noch weitgehend selbständig. Aber seit einigen Monaten nehmen die Schmerzen im rechten Knie deutlich zu. Inzwischen hat sie trotz Schmerztabletten fast dauerhaft Beschwerden. Sie schläft richtig schlecht, weil sie nachts nicht mehr weiß, wie sie das Knie legen soll. Daher hat sie sich schweren Herzens nun doch für eine Operation mit neuem Kniegelenk entschieden.

Aber diese Entscheidung bereitet Frau Sarini großes Kopfzerbrechen. Der Nachbar ihrer Mutter war nämlich Anfang des Jahres zu einer größeren Operation im Krankenhaus. Bis dahin kannte sie ihn als lebenslustigen, rüstigen älteren Herrn. Seitdem er jedoch aus der Narkose aufgewacht ist, ist er stark verwirrt. Und das hat sich nie wieder richtig gebessert. Inzwischen ist er in einem Pflegeheim untergebracht. So etwas soll Fraukes Mutter bloß nicht passieren.

Da sie nicht weiterweiß, ruft Frau Sarini bei der SDK-Gesundheitsberatung an. Dort spricht sie mit der Ärztin Johanna de Haas. Sie erfährt, dass bei älteren Patienten manchmal ein solcher Verwirrtheitszustand nach Operationen auftritt. Der Fachbegriff dafür lautet Delir. Allerdings gibt es durchaus Maßnahmen, die helfen können, das Problem zu vermeiden. Das funktioniert nicht in jedem Fall. Aber das Risiko kann deutlich gesenkt werden, wenn alle Beteiligten darauf achten, optimal zu handeln.

Frau de Haas hat die wissenschaftliche Literatur zum Thema "Delir im Krankenhaus" durchgesehen und für die Gesundheitsberatung ein Merkblatt erstellt. Das können SDK-Versicherte mitnehmen ins Krankenhaus. Es soll die Mitarbeiter dort unterstützen. Außerdem können Patienten dort auch selbst nachlesen, worauf zu achten ist, damit sich möglichst kein Delir entwickelt.

Frau Sarini erfährt von Frau de Haas, dass bestimmte Medikamente häufig Verwirrtheit auslösen können. Auch eine besonders tiefe Narkose kann das Risiko erhöhen. Hygienevorschriften sollen unbedingt eingehalten werden. Bereits ab dem Aufwachraum sollten Patienten unterstützt werden, damit sie sich rasch wieder orientieren können. Zum Beispiel sollten sie so früh wie möglich ihre Brille und ihr Hörgerät erhalten. Es hilft außerdem, wenn Menschen im Krankenhaus persönliche Gegenstände um sich haben und die Angehörigen in den Behandlungsprozess einbezogen werden. Ein Krankenzimmer mit Fenster ist wünschenswert. Das Zimmer sollte möglichst nicht gewechselt werden. Kalender, Tageszeitungen und Uhren helfen bei der Orientierung. Wichtig sind ausreichendes Trinken und Essen sowie eine ausreichende Schmerzbehandlung. Der Tagesablauf sollte geregelt verlaufen. Außerdem spielt guter Schlaf eine wichtige Rolle. Und Patienten sollten so früh wie möglich dabei unterstützt werden, das Bett zu verlassen.

Schließlich bespricht Frau Sarini noch mit Frau de Haas, dass es wichtig ist, eine Klinik auszuwählen, die Erfahrung mit solchen Eingriffen hat. Die Beraterin sucht in der www.weisse-liste.de Krankenhäuser in der Nähe heraus, die häufig künstliche Kniegelenke einsetzen. Außerdem achtet sie auf gute Werte bei Patientensicherheit und Hygiene sowie bei der Ausstattung. Zusätzlich schaut sie, ob die Kliniken zertifiziert sind bei endocert.de.

Nach dem Gespräch schickt Frau de Haas das Merkblatt und die Liste mit den Krankenhäusern an Frau Sarini. Auch wenn sie sich nach wie vor Gedanken macht um ihre Mutter, fühlt sie sich nun gut informiert. Und ihre Mutter kann sie hoffentlich optimal unterstützen in dieser schwierigen Situation.