Hilfe bei Kopfschmerzen und Migräne

18.08.2023 | Gesundheitstipps

Kopfweh kennen fast alle: Manche Schmerzen bohren sich vom Nacken über den Hinterkopf in die Schläfen, sie drücken, stechen, pochen oder pulsieren. Wer regelmäßig unter Kopfschmerzen leidet, weiß: Oft ist es kaum auszuhalten, auf jeden Fall verdirbt es den Tag.

22 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mehrmals im Monat unter Kopfschmerzen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Auch immer junge Menschen klagen über die Beschwerden: Von 2000 befragten Studierenden leiden fast zwei Drittel unter Kopfschmerzen. Betroffene greifen häufig zu Medikamenten, um die Beschwerden schnell zu lindern und leistungsfähig zu bleiben. Migräne als Sonderform unter den Kopfschmerzen trifft zunehmend auch junge Menschen. Die Behandlung ist nicht immer einfach. Daher kann der Leidensdruck enorm sein. Spannungskopfschmerzen, Migräne, Clusterkopfschmerzen oder sekundäre Kopfschmerzen wegen einer Erkrankung – erfahren Sie, welche Formen es gibt und was hilft.

Fakten zu den häufigsten Formen

Spannungskopfschmerzen

Zu den häufigsten Arten von Kopfschmerzen zählen Spannungskopfschmerzen. Typisch dabei: Der Schmerz wird als drückend, dumpf oder pochend empfunden. Das Symptom tritt zudem beidseitig auf, etwa im Bereich der Schläfen. Häufig lindert Bewegung an der frischen Luft das Leiden.

Wann ist es Migräne?

Die typischen Migräne-Symptome sind heftige, pulsierend-pochende Kopfschmerzen, die sich durch körperliche Aktivität verschlimmern. Oft wird eine Migräneattacke begleitet von Übelkeit, Erbrechen und auch Durchfall sowie Licht-, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit. Dabei können visuellen Störungen wie Lichtblitze auftreten. Manche Migräne-Patientin und mancher Patiente berichtet auch über Kribbeln oder Taubheitsgefühle. Im Prinzip kann bei der Erkrankung jeder Sinn betroffen sein: Fühlen, Riechen, Sehen. Meist haben Betroffene das Bedürfnis nach Ruhe und möchten sich zurückziehen. Es gibt unterschiedliche Migräne-Formen, auch kann eine Migräne-Attacke selten vorkommen, andere Betroffene haben chronische Migräne. Basilarismigräne, eine bestimmte Migräne-Art, kann sogar epileptische Anfälle auslösen.

Was ist eine Migräne-Aura?

Zu den neurologischen Symptomen bei einem Migräne-Anfall zählt die typische Aura. Ungefähr 15 bis 20 Prozent der von Migräne Betroffenen erleben dieses Phänomen. Am häufigsten sind visuelle Auren mit Sehstörungen wie Flimmern oder Störungen im Gesichtsfeld. Seltener sind sensible Auren mit Ameisengefühl oder Taubheit, meist beginnend an einer Hand. Manche Menschen haben bei einem Migräne-Anfall auch Wortfindungsstörungen. Eine Migräneaura kann zwischen 15 und 60 Minuten andauern, oft kommt es erst anschließend zu Kopfschmerzen. Allerdings können Migräne-Beschwerden von Mensch zu Mensch stark variieren, so kann eine Aura auch während oder erst nach den Migräne-Kopfschmerzen beginnen. Darüber hinaus unterscheiden Medizinerinnen und Mediziner verschiedene Formen von Migräne. Bei der seltenen Retinalen Migräne, (Netzhautmigräne) ist die Ursache eine Sehstörung im Auge. Dabei kommt es zu Gesichtsfeldausfällen, Kopfschmerzen treten häufig gar nicht auf. Eine weitere Sonderform von Migräne mit Aura ist die hemiplegische Migräne, auch "komplizierte Migräne"genannt. Charakteristisch kommt es dabei zu motorischer Schwäche während der Aura.

Sonderform Cluster-Kopfschmerz

Beim Cluster-Kopfschmerz kommt es zu sehr starken Attacken von einseitigen Kopf- und Gesichtsschmerzen, die zwischen 15 und 180 Minuten dauern. Der Hauptschmerz eines akuten Anfalls liegt hinter den Augen und in der Region von Stirn- und Schläfen. Die Bezeichnung „Cluster“ steht für Häufung, denn die Beschwerden treten regelmäßig und gehäuft auf, etwa zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten. Meist verschwinden sie dann für einen längeren Zeitraum wieder komplett.

Unter was leide ich?

Die Einordnung ist nicht immer einfach, weil Menschen Schmerz unterschiedlich empfinden, schildern und auch individuell damit umgehen. Außerdem können sich Migräneattacken und Spannungskopfschmerzen abwechseln, daher sollten wiederkehrende oder anhaltende Beschwerden immer ärztlich abgeklärt werden. Denn Schmerzen können auch als Warnsignal dienen: Treten Kopfschmerzen besonders stark, unvermittelt und untypisch auf, ist ärztliche Therapie sofort angesagt. Es kann sich um sogenannte symptomatische oder sekundäre Kopfschmerzen handeln. Dabei liegt eine andere Erkrankung zugrunde und es gilt, mögliche schwere Komplikation zu vermeiden, etwa eine Hirnblutung.

Die typischen Symptome für Klassische Migräne

  • einseitige Kopfschmerzen, oft im Augenbereich und an der Schläfe, pochender Schmerz
  • Aura im Vorfeld
  • Ruhebedürfnis, Übelkeit und Erbrechen
  • Licht-, Geräusch-, Geruchsempfindlichkeit
  • Dauer: 4 bis 72 Stunden
  • körperliche Anstrengung führt zu Verschlimmerung

Spannungskopfschmerz

  • dumpf-drückender Schmerz über den ganzen Kopf
  • Verspannungen der Nacken, Schulter- und Kiefermuskulatur
  • Dauer: zwischen 30 Minuten bis zu 7 Tagen
  • körperliche Betätigung kann Linderung bringen

Ursachen von Kopfschmerzen

Kopfschmerz kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Zu den klassichen Auslösern zählen Faktoren wie Stress, Schlafmangel, Dehydratation und Umweltreize, etwa Lärm. Auch Ursachen wie Ernährung, Wetterwechsel, Schichtarbeit, Rauchen, Alkohol sowie erbliche Veranlagung, Depressionen oder ein aus der Balance geratener Hormonspiegel spielen mit.

Bei Migräne weiß man heute, dass der Trigeminus-Nerv, der für die Schmerzempfindlichkeit von Gesicht und Kopf verantwortlich ist, eine Rolle spielt. Botenstoffe werden ausgeschüttet, die dazu führen, dass sich Blutgefäße weiten und es zu entzündliche Prozessen im Gehirn kommt. Migräne-Patientinnen und Migräne-Patienten haben häufig eine genetische Veranlagung, das heißt: Migräne ist erblich. Meist ist mindestens ein Familienmitglied ebenfalls betroffen. Die Migräne-Auslöser sind vielfältig: Neben den klassischen Kopfschmerz-Ursachen (oben) spielen auch bei der Migräne die Faktoren Ernährung, Wetterwechsel, Schichtarbeit, Rauchen, Alkohol sowie ein aus der Balance geratener Hormonspiegel eine Rolle.

Oft leidet die Psyche mit

Wem chronisch der Schädel brummt, schleppt sich oft nur mühsam durch den Arbeitsalltag. Fehlzeiten häufen sich, die Lebensqualität ist auch in der Freizeit schwer eingeschränkt. Das kann auch das Familienleben belasten, zieht Sorgen und Hoffnungslosigkeit nach sich. Nicht selten gehen Kopfschmerzen mit psychischen Begleiterkrankungen einher, etwa Depressionen. Wer sich betroffen fühlt, sollte mit der Hausärztin oder dem Hausarzt über die Empfindungen und Beschwerden sprechen.

Welche Medikamente nehmen?

Bei leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen helfen sogenannte Nichtopioid-Analgetika, wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen. Viele Kopfschmerzpatienten und -patientinnen haben gute Erfahrung mit nicht-medikamentösen Mitteln gemacht, etwa Pfefferminzöl, das auf die Schläfen und den Nacken aufgetragen wird. Bei Migräne hat sich ein Kombinationspräparat aus Paracetamol, ASS und Koffein als besonders wirksam erwiesen. Wurde eine Migräne ärztlich diagnostiziert, können nach Absprache mit Arzt oder Ärztin rezeptfreie Triptane zur Selbstbehandlung eingesetzt werden. Die Wirkstoffe blockieren die Übermittlung von Schmerzsignalen im Gehirn und normalisieren die Blutgefäße in den Hirnhäuten, die sich während einer Attacke erweitern. Wer die Mittel anwendet, sollte sie gleich einnehmen, wenn sich die Kopfschmerzen gerade aufbauen. Bei Spannungskopfschmerz wirken Triptane übrigens nicht.

Achtung: Schwangere, Patienten nach einem Schlaganfall, bei koronarer Herzerkrankung oder Morbus Raynaud müssen auf Triptane verzichten. Risiko: Schmerzmittel als Auslöser

Risiko eines Übergebrauchs

Gelegentliche Kopfschmerzbeschwerden lassen sich mit rezeptfreien Schmerzmitteln selbst behandeln. Nimmt der Schmerzmittelgebrauch aber zu, gilt Vorsicht. Dann kann ein Dauerkopfschmerz drohen. Hinweise für einen Übergebrauchskopfschmerz sind: Die Kopfschmerzattacken halten immer länger an und es sind immer mehr Medikamente nötig, um den Schmerz zu lindern.

Schmerzmittel sollten ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Tage am Stück und nicht mehr als zehn Tage pro Monat eingenommen werden.

Was hilft neben Tabletten?

Selbsthilfe spielt bei Kopfschmerzen eine große Rolle. Oft hilft es bereits, den Alltag etwas zu verändern. Vielen Betroffenen gelingt es so, die Häufigkeit ihrer Anfälle zu senken. Zum Beispiel können regelmäßige Bewegung, ein ausgewogener Schlaf-Wach-Rhythmus und eine bessere Work-Life-Balance dazu beitragen. Studien zeigen: Wer sich dreimal pro Woche je 30 Minuten bewegt, kann erreichen, dass die Zahl der Kopfschmerztage um 40 Prozent zurückgeht. Ideal ist sanfter Ausdauersport wie Walking. Ähnlich effektiv sind Entspannungstechniken, etwa progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training oder Meditationsübungen. Spezielle Übungen können die Nacken- und Kaumuskulatur entspannen und Spannungskopfschmerz vorbeugen oder lindern. Es lohnt sich, auszuprobieren, was im individuellen Fall nützt – dazu braucht es immer auch etwas Geduld. Bestimmte Dehnübungen, Yoga oder Kühlung: Was tut gut? Auch alternative Therapien wie Akupunktur und Elektrostimulation versprechen Linderung. In vielen Fällen ist mehr Achtsamkeit ein Schlüssel zum Erfolg, um belastende Einflüsse in den Griff zu bekommen.

Tipps bei Migräne

  • Frühstücken! Die meisten Migräne-Attacken kommen am frühen Morgen, weil das Energiedefizit in den Nervenzellen nach der Nacht am größten ist. Daher empfiehlt es sich, täglich zu frühstücken, vor 13 Uhr Mittag zu essen, damit der Blutzuckerspiegel nicht zu sehr absinkt, und das Abendessen immer zur gleichen Zeit einzunehmen.
  • Tagsüber Pausen einlegen und ausreichend schlafen.
  • Regelmäßig und ausreichend trinken.
  • Bestimmte Lebensmittel meiden, zum Beispiel Schokolade, Käse und Rotwein.
  • Migräne-Tagebuch führen (s.u.).
  • Austausch in Selbsthilfegruppen, Kontakte gibt es über die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.

Was bringen Kopfschmerztagebuch und Apps?

Wer Informationen über seine Kopfschmerzen systematisch dokumentiert, kann Muster, Triggerfaktoren und Behandlungserfolge besser erkennen. Außerdem kann ein Tagebuch Ärztinnen und Ärzten bei der Diagnose und Planung de Behandlung helfen, weil sie Einblick in die Häufigkeit, Intensität und Art der Kopfschmerzen erhalten. Der Trend im Tagebuch zeigt auch Fortschritte an. Das motiviert dazu, weiter aktiv an der eigenen Gesundheit zu arbeiten und macht zudem selbstbewusster im Umgang mit den Beschwerden. Als Kopfschmerz-Geplagter fühlt man sich den Attacken dann nicht mehr so ausgeliefert. Apps fürs Smartphone haben den Vorteil, dass sie die Dokumentation erleichtern. Meist hat man das Handy in der Tasche auch unterwegs dabei. Entsprechende Apps zeigen nicht nur den Verlauf, sondern warnen auch, etwa wenn Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetmol zu häufig genommen werden. Außerdem bieten die digitalen Helfer Tipps zu Entspannungsübungen, einem gesunden Lebensstil oder Suchfunktionen, um spezialisierte Ärztinnen und Ärzte in der Nähe des Wohnorts zu finden.

Schon gewusst? Die gesetzliche und private Krankenversicherung erstatten die Kosten für medizinische Apps, die sogenannten Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA).

Wie helfen Arzt und Ärztin?

Wird der Leidensdruck zu groß, kommt eine vorbeugende Einnahme von Medikamenten infrage. Zu den sogenannten Prophylaxe-Arzneien zählen bei Migräne in erster Linie Beta-Blocker, die den Blutdruck senken. Darüber hinaus wirken bestimmte Epilepsie- Medikamente sowie niedrig dosierte Antidepressiva, die im sogenannten off-label-use verschrieben werden können. In vielen Fällen hat sich gerade bei jüngeren Patientinnen und Patienten eine Kombination von medikamentöser Behandlung und einer kognitiven Verhaltenstherapie als effektiv erwiesen. Auch Botox-Injektionen können lindernd auf Symptome wirken. Im Akutfall kommen bei Migräne verschreibungspflichtige Triptane zum Einsatz. Diese müssen möglichst beim ersten Anzeichen genommen werden, um optimal zu wirken. Noch relativ neu ist die Therapie mit sogenannten monoklonalen Antikörpern zur Migränevorbeugung. Diese Arzneien blockieren den migräneauslösenden Botenstoff CGRP im Gehirn (Calcitonin Gene-Related Peptide). Die Migräne-Behandlung ist seit 2018 in Deutschland zugelassen, kommt aber nicht für jeden infrage.

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