Kurz-und Weitsichtigkeit – verschwommene Bilder

10.05.2019 | Gesundheitstipps

Die einen halten das Buch ganz nah vor den Augen, während andere es auf einen möglichst großen Abstand bringen. Kurz- und Weitsichtigkeit betreffen viele Menschen. Sie sehen Bilder nicht scharf, sondern verschwommen.

Fehlsichtigkeiten sind in Deutschland weit verbreitet: Bei mehr als 63 Prozent der Bundesbürger ab 16 Jahren – das entspricht mehr als 40 Millionen – ist eine Fehlsichtigkeit bekannt, die Augenärzte behandeln müssen. Es gibt verschiedene Arten von Fehlsichtigkeit:1

  • Kurzsichtigkeit (Myopie):
    Betroffene sehen nahe Gegenstände scharf (manchmal sogar schärfer als Normalsichtige), weiter entfernte dagegen verschwommen. Der Grund ist, dass der Augapfel zu lang ist. Eintreffende Lichtstrahlen bündeln sich somit schon vor der Netzhaut und ergeben ein unscharfes Bild. Bei einem normalen Auge werden die Strahlen so gebrochen, dass sie exakt auf der Netzhaut zusammentreffen und ein scharfes Bild liefern. Die Kurzsichtigkeit ist oft erblich bedingt und tritt daher schon bei Kindern auf – aber nicht nur: Auch die Naharbeit, schlechte Beleuchtung und der Bildungsgrad spielen laut neueren Untersuchungen2 eine Rolle. Die Kurzsichtigkeit betrifft etwa 50 Prozent2 aller jungen Erwachsenen – mit steigender Tendenz. Manche Menschen sind auch nur nachts kurzsichtig (Nachtmyopie, ca. 14 Prozent)
     
  • Weitsichtigkeit (Hyperopie oder Übersichtigkeit):
    Hier sehen Betroffene weiter entfernte Dinge scharf und in der Nähe verschwommen. Der Grund: Der Augapfel ist zu kurz und der Brennpunkt liegt hinter der Netzhaut. Auch dann wirkt das Bild unscharf. Die Weitsichtigkeit ist oft angeboren und betrifft rund 35 Prozent der unter 60-Jährigen. Sie kann sich bis zum Erwachsenenalter verbessern, weil der Augapfel noch wächst.
     
  • Alterssichtigkeit (Presbyopie):
    Sie beginnt meist um das 45. Lebensjahr herum. Viele kennen das Problem, wenn die Arme immer länger ausgestreckt werden , um zum Beispiel Zeitungen, Bücher oder Speisekarten noch halbwegs entziffern zu können. Der Grund ist, dass die Linse mit den Jahren ihre Elastizität einbüßt. Damit verliert sie ihre Fähigkeit, von der Nah- auf die Weitsicht umzustellen. Kurzsichtige sind hier im Vorteil: Sie kommen länger oder sogar ganz ohne Lesebrille aus, weil ihr Auge schon auf die Nähe eingestellt ist. Bei Senioren ist die Presbyopie mit 95 Prozent die häufigste Fehlsichtigkeit.
     
  • Hornhautverkrümmung (Stabsichtigkeit oder Astigmatismus): Dabei werden die Lichtstrahlen nicht in einem Brennpunkt auf der Netzhaut gebündelt, sondern in Strichen, die Stäbchen ähneln – daher auch der Name. Betroffene sehen unscharf und verschwommen. Astigmatismus ist meist angeboren und mit anderen Fehlsichtigkeiten wie Kurz- und Weitsichtigkeit kombiniert.

Kurzsichtigkeit nimmt weltweit zu – die Gründe2,3,4

Die Kurzsichtigkeit ist bei Jüngeren weltweit auf dem Vormarsch, besonders in südostasiatischen Industrieländern. So kamen Experten in einer Studie zu dem Schluss, dass in China ungefähr 90 Prozent aller jungen Erwachsenen kurzsichtig sind3. In Seoul lag der Prozentsatz sogar noch höher: 96,5 Prozent der 19-Jährigen leiden unter dieser Fehlsichtigkeit. Aber auch Europa verzeichnet steigende Zahlen an Menschen mit Myopie: So sind mehr als 47 Prozent der 25- bis 29 Jährigen kurzsichtig.4

Als Gründe dafür vermuten die Forscher veränderte Lebens- und Sehgewohnheiten: Eine besonders wichtige Rolle spielt, dass viele Menschen weniger Zeit im Freien verbringen, länger die Schule besuchen und ein höheres Bildungsniveau besitzen. So lesen und lernen sie mehr als früher und beugen – in jüngerer Zeit – ihre Köpfe häufiger über Computer- und Smartphone-Bildschirme.

Der beste Schutz vor Kurzsichtigkeit bei Kindern sei es daher, draußen viel aktiv zu sein, raten die Forscher. So senkten schon 40 Minuten pro Tag, die Kinder zusätzlich an der frischen Luft verbrachten, das Risiko für die Myopie. Die Aktivität im Freien könnte sich auch positiv auf das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit auswirken.

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)2 führt die steigenden Zahlen an Kurzsichtigen – neben den kürzeren Aufenthalten im Freien – auf die frühe und intensive Nutzung von PCs, Smartphones und Tablets zurück. Bei Kindern unter drei Jahren lasse das häufige Starren auf nahe Computerbildschirme den Augapfel wachsen und verlängere das Auge, so die DOG. Dieses schrumpfe nicht mehr. Ab zwölf Jahren seien die Weichen für die Augen gestellt und die Kurzsichtigkeit sei fürs Leben besiegelt. Der ständige Blick auf den Bildschirm könne zudem die Augen reizen, ermüden und austrocken.

Kursichtigkeit vorbeugen – Tipps für Eltern2

Die DOG empfiehlt daher Eltern, die Nutzungszeit der Geräte zum Augenschutz ihres Nachwuchses zu begrenzen:

  • Bis zum Alter von drei Jahren sind PC, Smartphone und Tablet aus der Sicht von Augenärzten ungeeignet.
  • Vier- bis Sechsjährige sollten nur bis zu 30 Minuten pro Tag vor ihrem Gerät verbringen.
  • Grundschulkinder sollten Ihr Gerät höchstens eine Stunde täglich nutzen.
  • Ab einem Alter von zehn Jahren sind maximal zwei Stunden pro Tag ratsam.

Eltern sollten entweder klare Regeln zur Nutzung aufstellen oder die Nutzungszeiten bei ihren Sprösslingen überwachen und einschränken, etwa mit Hilfe einer App oder Kindersicherung. Alle Ärzte sind sich einig, dass Kinder möglichst viel Zeit im Freien verbringen sollten2,3– täglich mindestens zwei Stunden bei Tageslicht. Das wirke auch einer Kurzsichtigkeit entgegen, so die DOG.

Quellen: