Wenn nichts mehr geht: Burnout erkennen und entkommen

07.06.2022 | Gesundheitstipps

Den Begriff „Burnout“ lässt sich mit einem Zustand des körperlichen, geistigen und seelischen Ausgebranntseins beschreiben. Das Wort kommt aus dem Englischen: „to burn out“ heißt übersetzt so viel wie „ausbrennen“. Betroffene fühlen sich erschöpft, lustlos, leer und überfordert. Im Prinzip kann dieser Zustand jeden Menschen betreffen, der im Alltag und Beruf viel Stress hat und große Herausforderungen stemmen muss. Beispiele: Personen, die im Management, Krankenhaus, Pflegeheim, in der Schule oder Kita arbeiten.

Allerdings gibt es bis heute keine einheitliche Definition, was Burnout medizinisch ist. Außerdem ist das Burnout im international geltenden Klassifikationssystem psychischer Erkrankungen (ICD) keine wissenschaftliche Diagnose – im Gegensatz zum Beispiel zu einer Depression oder Angststörung. Burnout geht zwar oft mit einer psychischen Erkrankung einher, lässt sich aber damit nicht gleichsetzen. Auch wie häufig das Burnout vorkommt und wie Ärztinnen und Ärzte es genau feststellen, ist noch nicht geklärt.

Burnout: Symptome als Warnsignale

Burnout betrachten Fachleute weniger als Krankheit, sondern vielmehr als Risikozustand und einen Prozess, der sich in einer Stressreaktion niederschlägt. Somit tritt das Burnout nicht plötzlich von einem auf den anderen Tag auf, sondern der Zustand entwickelt sich über einen längeren Zeitraum.

Wenn die Einflüsse dauerhaft anhalten und der Zustand chronisch wird, können sich Symptome auf verschiedenen Ebenen zeigen. Sie betreffen den Körper, die Psyche, den Geist und das Verhalten. Schreitet das Burnout weiter fort, kann es in einer (Erschöpfungs)Depression münden.

Die wichtigsten Symptome beim Burnout sind:

  • dauerhafte Erschöpfung – körperlich, geistig und seelisch
  • Unfähigkeit, sich zu erholen
  • geringe Belastbarkeit – Betroffene empfinden viele Tätigkeiten als belastend, das gilt besonders für den Beruf. Sie entwickeln oft eine große Frustration, die sich durch eine zynische Haltung und zunehmende Abstumpfung bemerkbar machen kann. Daraus entwickelt sich oft eine große emotionale Distanz.
  • verminderte Leistungsfähigkeit – es mangelt an Energie und die Arbeit und der Alltag werden als anstrengend empfunden. Aufgaben und Tätigkeiten, die normalerweise einfach zu erledigen sind, werden plötzlich zur Herausforderung.
  • fehlende Motivation
  • Überforderung
  • Magen-Darm-Probleme
  • Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen
  • Schwindel
  • starkes Schwitzen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen und Lärm
  • Schlafstörungen – erst Probleme beim Einschlafen, später auch beim Durchschlafen – die meisten erwachen früh
  • sozialer Rückzug
  • emotionale Labilität, Reizbarkeit, Nervosität, Ängstlichkeit – zunehmende Depressivität und Verlust der Lebensfreude

Burnout oder Depression?

Burnout und Depression lassen sich nicht gleichsetzen, auch wenn die Symptome teilweise ähnlich sind. Dazu gehören zum Beispiel die Erschöpfung, Niedergeschlagenheit und verringerte Leistungsfähigkeit. Bei einer Depression stehen jedoch eher diese Symptome im Vordergrund:

  • niedergedrückte Stimmung
  • Antriebslosigkeit
  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • Hoffnungslosigkeit
  • Verlust von Hobbys, Interessen und der Freude
  • Suizidgedanken

Wichtig ist es daher, sich immer einem Arzt oder einer Ärztin anzuvertrauen, wenn Sie körperliche oder seelische Probleme haben. Nicht hinter jedem Burnout verbirgt sich eine Depression. Allerdings kann ein Burnout das Risiko für eine Depression erhöhen. Auch die Behandlung hängt von der richtigen Diagnose ab. So lässt sich eine Depression zum Beispiel nicht einfach mit einer beruflichen Auszeit therapieren. Nötig sind in diesem Fall vielmehr eine Psychotherapie oder Medikamente.

Burnout behandeln

Ein Burnout lässt sich in der Regel gut behandeln. Zunächst können Sie selbst einiges tun, um die Symptome des Burnouts zu bessern. Die wichtigsten Strategien sind:

  • Alltag verändern: Erreichbarkeit per Smartphone, Mail, Video etc. reduzieren, Prioritäten im Alltag und Beruf setzen, öfters Nein sagen lernen, regelmäßige Pausen einlegen, mehr Zeit zur Erholung und für die angenehmen Dinge des Lebens reservieren – sorgen Sie für eine bessere „Work-Life-Balance“
  • Urlaub planen, der allein der Erholung dient und in dem Sie Kräfte tanken können
  • Gesunder Lebensstil – achten Sie zum Beispiel auf eine gesunde Ernährung und trinken Sie Alkohol nur in Maßen
  • Mehr Bewegung und Sport treiben: Körperliche Aktivität besitzt viele gesundheitlich positive Effekte – auf den Körper und die Seele. Sport hilft Ihnen, den Kopf freizubekommen, Stress abzubauen oder Sorgen und Ängste zu vertreiben. Zudem setzt der Körper beim Sport „Glücksbotenstoffe“ frei, die sich positiv auf die Stimmung und das Wohlbefinden auswirken. Empfehlenswert sind zum Beispiel Ausdauersportarten wie Schwimmen, Wandern, Radfahren, Joggen oder Nordic Walking. Bevor Sie mit dem Sport beginnen: Absolvieren Sie einen Fitnesstest und lassen Sie Ihre Leistungsfähigkeit einschätzen. So lässt sich ein individuelles Trainingsprogramm austüfteln, das Sie weder unter- noch überfordert. Es geht nicht um sportliche Höchstleistungen und Wettkämpfe, sondern darum, fitter zu werden und den Kreislauf in Schwung zu bringen.
  • Entspannungstechnik erlernen: Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga, Meditation oder sanfte Bewegungsarten wie Tai Chi und Qigong können bei der Stressbewältigung helfen. Sie sorgen für mehr innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Gelassenheit. Regelmäßige Entspannungsübungen erhöhen die Aufmerksamkeit für den eigenen Körper und Ihre Bedürfnisse, die Sie stressbedingt oft vernachlässigen.

Bei Burnout gibt es die Möglichkeit einer ambulanten Therapie in einer psychotherapeutischen Praxis, aber auch einer stationären Behandlung in einer Klinik. Ziel der Therapie ist es, die Beschwerden zu lindern, die Erholungsfähigkeit und Belastbarkeit zu verbessern sowie die Lebensfreude zurückzugewinnen. Es gilt, besser mit Stress, Konflikten und anderen Menschen umzugehen und die Kontrolle über sein eigenes Leben zurückzuerlangen.

Angeboten werden in psychosomatischen Kliniken unter anderem Programme zur Stressbewältigung, die auf die jeweilige Lebenssituation und den Beruf zugeschnitten sind.

Wenn eine psychische Störung, etwa eine Depression oder Angststörung vorhanden ist, lässt sich diese mit Hilfe einer Psychotherapie (Einzel- oder Gruppengespräche) oder mit Medikamenten (z. B. Antidepressiva) behandeln.

Wichtig zu wissen:

  • Zur Behandlung von Burnout gibt es noch keine allgemein gültigen medizinischen Standards.
  • Burnout ist keine eigenständige Diagnose und anerkannte Krankheit. Daher übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Behandlung in der Regel nicht, wenn das Burnout nicht gemeinsam mit einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung auftritt.

Quellen: