Winterdepression erkennen

13.11.2019 | Gesundheitstipps

Bei einer Winterdepression bilden sich in der dunklen Jahreszeit viele Wolken ums Gemüt. Lesen Sie, woran sie sich erkennen lässt, wie Ärzte sie behandeln und was Sie selbst tun können. Außerdem: Wie lässt sich der saisonalen Depression vorbeugen?

Die kalten Jahreszeiten wie Herbst und Winter schlagen bei vielen Menschen aufs Gemüt: Die Tage werden kürzer, es herrscht längere Dunkelheit und die Temperaturen pendeln sich um den Gefrierpunkt ein. All diese Faktoren heben nicht gerade die Stimmung. „Saisonal abhängige Depression“ oder „Winterdepression“ nennen Ärzte es, wenn die depressiven Symptome ausschließlich und wiederholt in Abhängigkeit von den Jahreszeiten zuschlagen, meist in den dunklen und kühlen Monaten. Der Volksmund spricht auch von „Winterblues“. Im Englischen heißt die Erkrankung Seasonal Affective Disorder, abgekürzt SAD. In der Zeit danach, also im Frühjahr und Sommer, sind die allermeisten wieder gesund.

Doch nicht jeder, der ab und zu traurig ist, muss zwangsläufig unter einer Winterdepression leiden. Nur ein Arzt kann feststellen, ob etwas Ernstes hinter den Stimmungstiefs steckt. Ärzte schätzen, dass ungefähr zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung unter einer milden Form der saisonalen Depression leiden.1,2

Winterdepression erkennen – das sind die Symptome1,2,3

Eine Winterdepression betrifft besonders oft jüngere Menschen. Und: drei Viertel davon sind Frauen.4 Anhand folgender Symptome kann sich die Erkrankung unter anderem bemerkbar machen:

  • erhöhtes Schlafbedürfnis, Schläfrigkeit, ausgeprägte Tagesmüdigkeit
  • gedrückte Stimmung und Niedergeschlagenheit – sie steigern sich meist im Lauf des Winters
  • Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, Energielosigkeit, Erschöpfung
  • Heißhunger auf Kohlenhydrate und besonders Süßes: Schokolade, Kuchen, Torte oder Kekse

Gewichtszunahme Dazu können folgende Beschwerden kommen:

  • Schlafprobleme: Morgens fühlen sich viele schlapp, kaum erholt und wie gerädert
  • Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Wertlosigkeit oder Schuld
  • Grübeln, negative Gedanken, Angstzustände
  • Verlust von Motivation und Interessen, etwa an zuvor geliebten Hobbys
  • Teilnahmslosigkeit, Lethargie
  • sozialer Rückzug in die eigenen vier Wände, Isolation
  • Suizidgedanken

Die Symptome einer Winterdepression sind meist milder ausgeprägt als bei anderen Formen der Depression. Manche erleben jedoch sehr schwere Symptome, die immer ein Arzt abklären und behandeln sollte. Die Diagnose Winterdepression stellen Ärzte nur, wenn sich die Symptome im Zeitraum von zwei Jahren wiederholen und zwischendurch keine anderen depressiven Episoden auftreten.

Winterdepression behandeln – die wichtigsten Therapien1,3,4,5

Bei der milden Form der saisonalen Depression klingen die Beschwerden oft von selbst ab, wenn ab März die Tage wieder länger werden und es länger hell ist. Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, um eine Winterdepression zu behandeln. Danach fühlen sich Betroffene oft schnell besser.

  • Lichttherapie mit UV-Licht: Licht hellt das Gemüt auf. Deshalb besteht eine Therapie darin, sich mit geöffneten Augen vor eine spezielle UV-Lampe zu setzen – täglich für etwa 30 Minuten. Die Lichtquelle sollte mit einer Intensität von etwa 10.000 Lux strahlen. Schon nach zwei bis drei Wochen stellen die meisten eine Besserung ihres Befindens fest. Manchmal müssen sie die Lichttherapie auch über die gesamte dunkle Jahreszeit weiterführen. Die Phototherapie hat kaum Nebenwirkungen. Besprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt, welche UV-Lampe in Frage kommt. Sie muss qualitativ hochwertig, sicher und wirksam sein.
  • Psychotherapie: Hilfreich scheint besonders die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) zu sein. Dabei identifizieren Sie gemeinsam mit einem Psychotherapeuten negative Gedanken und Verhaltensmuster, die zu schlechten Gefühlen führen. Dann entwickeln Sie Alternativen dazu.
  • Medikamente: Ärzte setzen bei einer ausgeprägten Winterdepression manchmal auch Antidepressiva ein, die zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) gehören. Sie greifen in den Botenstoffwechsel im Gehirn ein und bringen ihn wieder in Balance. Wie jedes Medikament haben Antidepressiva auch Nebenwirkungen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt ausführlich alle Vor- und Nachteile.

Winterdepression: Auch Ihr Lebensstil kann Besserung bringen3

Daneben können Sie auch selbst einiges für ein besseres Wohlbefinden tun. Einige Beispiele, die manchen Menschen mit einer Winterdepression helfen:

  • Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung vertreiben Stress und können das Wohlgefühl steigern. Auch Meditation, Yoga, Tai Chi oder Qigong können hilfreich sein.
  • Sorgen Sie für mehr Licht in Ihren Wohnräumen: Öffnen Sie Vorhänge oder Jalousien und setzen Sie sich zuhause in die Nähe des Fensters.
  • Treiben Sie regelmäßig Sport, am besten im Freien: Gut sind Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren, Skilanglauf oder (Nordic) Walking. Auch Schwimmen hebt bei vielen die Stimmung.
  • Ernähren Sie sich gesund und greifen Sie häufiger zu Obst, Gemüse und Vollkornprodukten statt zu Süßigkeiten.

Kann man einer Winterdepression vorbeugen?1,6

Bis zu einem gewissen Maß können Sie einer Winterdepression auch vorbeugen. Denn ein wichtiger Grund ist das fehlende UV-Licht in den Herbst- und Wintermonaten. Wer sich wegen der Kälte hauptsächlich in geschlossenen Räumen aufhält, bekommt zu wenig Tageslicht ab. Gehen Sie täglich mindestens eine Stunde ins Freie. Unternehmen Sie zum Beispiel einen Spaziergang. Die Wirkung des UV-Lichts setzt übrigens auch dann ein, wenn der Himmel wolkenverhangen und komplett bedeckt ist.

Das renommierte Cochrane-Institut hat außerdem Studien zur Frage analysiert, ob Antidepressiva einer Winterdepression vorbeugen können. Das Fazit: Bevölkerungsgruppen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer erneuten depressiven Verstimmung im nächsten Winter können sich mit prophylaktisch eingenommenen Medikamenten möglicherweise vor einer saisonalen Depression schützen. Bei einem von vier Menschen lässt sich die Winterdepression verhindern. Allerdings sollten sie Vorteile und Risiken immer gemeinsam mit Ihrem Arzt besprechen, denn diese Arzneien haben auch einige Nebenwirkungen.

Quellen: